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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter
Autoren: Margaret Mallory
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Kontrolle über England. Der Machkampf zwischen Bedfords Bruder, dem Herzog von Gloucester, und ihrem Onkel, dem Bischof von Winchester, schwelte seit Monaten. Doch jetzt, da sich ihr Streit auf den Straßen fortsetzte, war es sehr viel gefährlicher geworden. Jamie musste Bedford sofort eine Nachricht zukommen lassen.
    Als Jamie sein Pferd wendete, um zum Bischofspalast zurückzukehren, ergriff jemand seinen Fuß. Er hob die Reitpeitsche, ließ den Arm jedoch wieder sinken, als er sah, dass es sich um einen alten Mann handelte.
    »Bitte, Sir, helft mir!«
    Ein Auge des Alten zierte ein frisches Veilchen. Seiner Kleidung nach zu urteilen, war er nicht Teil des Mobs, sondern der Diener einer Adelsfamilie.
    Jamie beugte sich hinab. »Was kann ich für Euch tun?«
    »Die Menge hat mich von meiner Herrin getrennt«, sagte der Mann mit hoher, zittriger Stimme. »Und jetzt haben sie mir meinen Maulesel abgenommen, sodass ich sie nicht erreichen kann.«
    Um Himmels willen, eine Dame war allein in diesem Mob? »Wo? Wo ist sie?«
    Der Alte deutete in Richtung Brücke. Als sich Jamie umdrehte, fragte er sich, wie er sie hatte übersehen können. Die London Bridge war knapp dreihundert Meter lang und an beiden Seiten von Läden und Häusern gesäumt. Doch durch die Lücke, die von der Zugbrücke geschaffen wurde, hatte Jamie einen guten Blick auf eine Dame in einem leuchtend blau-gelben Kleid auf einem weißen Zelter. Sie hob sich von dem Mob um sie herum ab wie ein Pfau auf einem Misthaufen.
    »Aus dem Weg! Aus dem Weg!«, brüllte Jamie und schwang seine Peitsche rechts und links über den Köpfen der Menge. Männer warfen sich zur Seite, um den Hufen seines Pferdes auszuweichen, während er sich einen Weg durch den Mob bahnte.
    Als er auf die Brücke ritt, hörte er das vertraute Geräusch einer anrückenden Armee. Er drehte sich um und sah Soldaten vorm Bischofspalast am Flussufer aufmarschieren. Um Gottes willen, der Bischof hatte sogar Bogenschützen entsendet.
    Jamie hatte Gerüchte gehört, dass Gloucester vorhatte, nach Eltham Castle zu reiten und den dreijährigen König unter seine Obhut zu nehmen. Offenbar befürchtete der Bischof, Gloucester habe vor, den Thron an sich zu reißen, denn er hatte beschlossen, seinen Neffen an der Brücke mit Waffengewalt aufzuhalten.
    Gott stehe ihnen allen bei.
    Doch zunächst musste Jamie diese Närrin retten, die mitten auf der verdammten London Bridge zwischen die Fronten der beiden sich befehdenden Mitglieder des Königshauses geraten war.
    Die Menschenmenge, die auf der Brücke eingekesselt war, geriet in Panik, als sich die Nachricht über die anrückenden Soldaten verbreitete. Während Jamie sich einen Weg über den ersten Teil der Brücke bahnte, hallten ihre Schreie von den Gebäuden wider.
    Er war noch knapp zwanzig Meter von der Dame entfernt, als er sie schreien hörte. Hände zerrten an ihr und versuchten, sie von ihrem Pferd zu reißen. Sie wehrte sich wie eine Irre und schlug mit ihrer Peitsche um sich.
    Irgendjemand bekam ihren Kopfputz zu fassen. Trotz des Lärms auf der Brücke hörte Jamie das Aufkeuchen der Männer um sie herum, als eine Kaskade weißblonden Haars über ihre Schultern bis zu ihren Hüften fiel.
    Er hielt die Luft an. Es gab nur eine Frau in der ganzen Christenheit, die solches Haar hatte. Linnet.
    Und sie war in großer Gefahr.
    »Rührt die Dame nicht an!«, brüllte er. Er riss sein Schwert hoch und zog die Zügel an, sodass Thunder ein paar Schritte rückwärtsging, um den Weg frei zu machen.
    Er drängte sich durch die brodelnde Menge. Während er die letzten Meter zurücklegte, hörte er Linnets Stimme, die sich über das Getöse erhob und die Männer auf Englisch und Französisch verfluchte.
    Ein bulliger Mann packte mit schmierigen Fingern ihren Oberschenkel, und in Jamie loderten Mordgelüste. Gerade als Linnet die Peitsche hob, um sie dem Mann überzuziehen, blickte sie auf und erkannte Jamie. Ihre Blicke trafen sich, und alle Geräusche um ihn herum verstummten.
    In diesem Augenblick der Unachtsamkeit packte der bullige Mann ihren Arm mit der Peitsche. Ein anderer zerrte an ihrem Gürtel. Über das Rauschen in seinen Ohren hörte Jamie ihren markerschütternden Schrei, als die Männer sie von ihrem Pferd zogen.
    »Halt dich fest!«, brüllte er.
    Sie hing seitlich vom Pferd und hielt sich mit beiden Händen am Sattel fest. Gott stehe ihm bei, sie würde jeden Moment zu Tode getrampelt werden. Ihr Pferd war bis zu diesem Zeitpunkt
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