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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
Autoren: Ross Thomas
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zugeknöpften Regenmantel und lila Pyjamahosen stand, die unter seiner grauen Flanellhose hervorschauten, kannte ich. Er hatte schlechte Nachrichten bedeutet, als ich ihn vor einigen Jahren in Bonn zum erstenmal gesehen hatte, und bedeutete vermutlich auch jetzt schlechte Nachrichten; ich sah nicht ein, daß ich Begeisterung darüber heucheln sollte, ihn um zwei Uhr morgens wiederzusehen.
    »Es konnte nicht warten, hmh?« sagte ich.
    Stan Burmser schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn, so daß drei Querfalten erschienen, ein sicheres Zeichen dafür, daß er nachdachte. Oder es versuchte.
    »Er ist doch hier, oder nicht?«
    »Er hilft mir beim Marmeladekochen.«
    Burmser schüttelte wieder einmal den Kopf, etwas traurig, fand ich. »Sie machen immer noch ihre faulen Witze«, sagte er. »Ich dachte, Sie wären inzwischen vielleicht in Behandlung.«
    Ich wandte den Kopf. »Brauchst du irgendwas von dem Harvardmann?« rief ich Padillo zu.
    Er erschien im Vorraum und sah Burmser an. Er ließ sich Zeit. »Ihren Pyjama finde ich entzückend«, sagte er.
    »Meine Frau auch.«
    »Haben Sie einen Polizeifernschreiber neben dem Bett stehen?«
    »Nur ein Telefon.«
    Padillo zuckte mit den Achseln und wandte sich wieder dem Wohnzimmer zu. »Bringen wir’s hinter uns«, sagte er.
    Ich winkte Burmser zu dem Sessel, in dem ich Walter Gothar tot vorgefunden hatte, und er ließ sich ohne offenkundiges Mißbehagen hineinsinken. Ich spielte mit dem Gedanken, ihm zu sagen, wer dort zuletzt gesessen hatte, unterließ es aber. Wahrscheinlich hätte es ihn nicht gestört, womöglich hätte es ihm sogar Spaß gemacht.
    »Was ist mit Gothar passiert?« fragte Burmser Padillo.
    »Er hat sich umbringen lassen.«
    »Warum gerade hier?«
    »Vielleicht schien ihm die zentrale Lage der Wohnung bequem.«
    »Wir wußten, daß die Zwillinge hier aufgetaucht waren. Wir wissen, daß sie bei Ihnen gewesen sind. Wir wollen wissen, warum.«
    »Fragen Sie Wanda.«
    »Ich will nicht jemanden auf Sie ansetzen müssen, Padillo.«
    »Ich habe nichts dagegen, solange er ein fröhliches Gemüt hat und nicht versucht, anschreiben zu lassen.«
    Ich stand auf. »Wollen Sie eine Tasse Kaffee?« fragte ich Burmser.
    Er sah auf seine Uhr. »Es ist nach zwei.«
    »Ich hab Sie nicht gefragt, wie spät es ist.«
    »Nein, danke.«
    Ich machte zwei Tassen Pulverkaffee und brachte sie ins Wohnzimmer, reichte eine davon Padillo, der behauptete, daß Kaffee ihn auch nicht wachhalte. Burmser sah uns zu, wie wir tranken, und versuchte nicht, sein Mißfallen zu verbergen.
    »Mir ist bewußt, daß Sie nicht mehr bei uns sind, Padillo.«
    »Das war ich nie. Wenn überhaupt, war ich eine Art Schuldknecht.«
    »Sie wurden von uns bezahlt.«
    »Schäbig genug. Niemand hat genug Geld dafür bezahlt, was Sie verlangten.«
    »Sie hätten nein sagen können.«
    »Das kann ich jetzt; damals konnte ich es nicht. Ich habe es versucht, falls Sie sich erinnern. Wie oft habe ich versucht, nein zu sagen? Ein Dutzendmal? Und jedesmal fanden Sie bis zuletzt ein neues Druckmittel, das mich zwang, ja zu sagen, meinen Koffer zu packen, das nächste Flugzeug zu nehmen und nach Osten in eine Stadt wie Breslau zu fliegen, mit der Chance etwa acht zu fünf, daß ich den Rückweg nicht schaffte.«
    »Nun ja, aber jetzt sind Sie endgültig draußen.«
    »Gewiß.«
    »Alles, was ich will, sind Informationen.«
    »Ich betreibe eine Kneipe, kein Auskunftsbüro.«
    »Die Zwillinge wollten etwas. Was?«
    Padillo erhob sich, trat ans Fenster, zog den Vorhang etwas beiseite und blickte hinaus. Wenn er den Hals etwas gereckt hätte, hätte er das Washington Monument und dahinter den Potomac sehen können. Ich glaube nicht, daß er überhaupt etwas sah.
    »Einen Backup-Mann«, sagte er nach einigen Augenblicken.
    »Sie?«
    »Mich.«
    »Warum Sie? Ich meine das nicht so, wie es klingt.«
    »Sie glaubten, daß ich ihrem Bruder etwas schuldig sei.«
    »Paul? Der ist tot.«
    Padillo wandte sich vom Fenster ab. Burmser beobachtete ihn aufmerksam, als ob er darauf wartete, daß Padillo mit einer besonders spannenden Geschichte fortführe. Als Padillo nichts sagte, sondern quer durchs Zimmer wanderte, um sich ein recht gutes irisches Seestück anzusehen, räusperte Burmser sich.
    »Womit waren sie beschäftigt?« fragte er und versuchte, seine Frage beiläufig klingen zu lassen, was ihm fast gelang.
    »Einem Schutzauftrag.«
    »Für wen?«
    »Das haben sie nicht gesagt. Jemand, der bedeutend genug ist, sie sich
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