Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
Cocktailparty ohne Stühle, die keinen der anderen Anwesenden kennen. So standen wir da und sagten nicht viel, bis die Polizei eintraf. Danach hatten wir beide eine ganze Menge zu sagen.
    Bei der Zählung der Kapitalverbrechen hatte es im vergangenen Jahr in Washington 327 Mordfälle gegeben, und die beiden Cops vom Morddezernat, denen der Fall Gothar übertragen worden war, sahen aus, als wäre wenigstens die Hälfte dieser Fälle an ihnen hängen geblieben. Von den beiden war einer schwarz und einer weiß, und sie schienen für einander nicht viel und für mich und Padillo überhaupt nichts übrig zu haben.
    Der weiße Cop war Detective Sergeant, ein großer mürrischer Mann von etwa drei- oder vierunddreißig, mit blaßblauen Augen, deren Ausdruck irgendwie zu seinem jaulenden Westvirginia-Akzent paßte. Er stellte sich als Sergeant Lester Vernon vor, und ich entschied, daß er wahrscheinlich ein amerikanischer WASP der sechsten oder siebten Generation war, der es für besser hielt, zwischen Leichen herumzustochern als Kohle zu fördern. Vielleicht war es das.
    Der schwarze Cop war Lieutenant Frank Schoolcraft. Er war einige Jahre älter als Vernon, hatte eine große breite Nase, einen großen breiten Mund und sah aus, als ob er mit einem breiigen Akzent sprechen und jedes zweite Wort »Mann« sein würde. Beides war nicht der Fall. Statt dessen sprach er aus dem linken Mundwinkel, weil irgendwas mit den Muskeln auf der rechten Seite passiert war, und das schien ihn etwas verlegen zu machen. Einen Akzent hatte er überhaupt nicht, und falls doch, dann allenfalls verbitterte Ostküste.
    »Als Sie ihn fanden, haben Sie also uns und dann Ihren Partner hier angerufen«, sagte Schoolcraft und nickte mit seinem langen Kopf Richtung Padillo.
    »Das ist richtig«, sagte ich.
    »Warum ihn?« fragte Vernon. »Warum nicht einen Rechtsanwalt?«
    »Weil ich keinen Rechtsanwalt brauche.«
    »Hmh«, sagte Vernon und machte zwei Schritte vorwärts, um sich die Leiche noch mal anzusehen.
    Die beiden verhörten Padillo und mich seit zwanzig Minuten, und während dieser Zeit waren ein halbes Dutzend Uniformierte gekommen und wieder gegangen, ohne etwas Sinnvolles zu unternehmen, soweit ich sehen konnte. Die Kriminaltechniker waren noch bei der Arbeit, aber ich beachtete sie weiter nicht. Nach ungefähr dreißig Minuten rollten sie die Leiche von Walter Gothar aus meiner Wohnung, und ich war froh, ihn verschwinden zu sehen.
    Sergeant Vernon schloß sich uns wieder an. »Das hab ich noch nie gesehen«, sagte er.
    »Was?« fragte Schoolcraft.
    »Diese Lenkergriffe aus Plastik. Innen ist Bleirohr mit kleinen eingebohrten Löchern, und durch die ist der Draht so geführt, daß er nicht herausrutschen kann.« Vernons Stimme bekundete nichts als Bewunderung.
    »Das finde ich komisch«, sagte Schoolcraft.
    »Was ist daran komisch?« fragte Vernon.
    »Daß sich jemand die Mühe macht, ein solches Instrument zu basteln, und es dann zurückläßt. Bei dem Aufwand sollte man doch meinen, daß er das Ding mehr als einmal benutzen würde. Was meinen Sie dazu, Mr. Padillo?«
    »Nichts«, sagte Padillo.
    »Und Sie wissen nicht, wo seine Schwester sein könnte?«
    »Gothar sagte mir, im Hay-Adams.«
    »Wir haben es dort noch einmal versucht, aber sie ist nicht da.«
    Padillo sah auf seine Uhr. »Es ist erst Viertel nach eins«, sagte er. »Vielleicht ist sie ausgegangen.«
    Padillos Bemerkung war ungefähr ebenso zutreffend und hilfreich wie alle anderen Informationen, die er der Polizei über Walter und Wanda Gothar gegeben hatte. Ja, er kannte Walter Gothar und seine Schwester seit einiger Zeit, ungefähr seit fünfzehn Jahren, aber nein, er wisse nicht genau, warum sie hier in Washington seien, obwohl sie davon gesprochen hatten, daß es geschäftliche Gründe wären; aber welcher Art Geschäfte wisse er nicht, denn sie hätten es ihm nicht gesagt, und nein, er habe keine Ahnung, wer Walters Tod gewünscht haben könnte.
    »Und sie sind einfach nur gekommen, um Sie mal zu besuchen, oder?« fragte Schoolcraft.
    »Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete Padillo.
    »Was war denn der Grund?«
    »Sie wollten wissen, ob ich mich für eine ihrer Unternehmungen interessierte.«
    »Eine geschäftliche Unternehmung?«
    »So könnte man es nennen.«
    »Ein Geschäft welcher Art?«
    »Vertraulicher Art.«
    »Sie wissen also nicht, was es war?«
    »Nein.«
    »Welche Art Geschäfte betrieben die Gothars in der Regel?«
    »Ich glaube nicht, daß es bei ihren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher