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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
Autoren: Ross Thomas
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schnitt schnell einen Wortwechsel ab, aus dem sich ein häßlicher Streit zwischen alten Rivalen oder einem ehemaligen Liebespaar hätte entwickeln können. Oder beides. Ich war da nie ganz sicher. »Du mußt es dir zumindest überlegen.«
    »Nein«, sagte Padillo.
    »Ich habe dir gleich gesagt, daß er nicht mitmacht«, sagte Wanda zu ihrem Bruder.
    Walter Gothar warf ihr einen kurzen, verärgerten Blick zu, ehe er Padillo fragte: »Stört dich Gitner so sehr?«
    »Arnos Gitner sollte jeden stören, der kein Narr ist«, sagte Padillo. »Aber er kann mich nicht stören, weil ich mit ihm nichts zu tun haben werde.«
    »Sollte es Kragstein sein, der –«
    »Franz Kragstein wird alt«, unterbrach Padillo. »Er reagiert nicht mehr so schnell wie früher, aber an seinem Verstand ist nichts auszusetzen, und wenn er Gitner bei sich hat, dann spielt es keine Rolle, ob er noch reagieren kann oder nicht. Ich habe Gitner einmal in Aktion gesehen, und er ist jünger und schneller als jeder von uns.«
    Wenn der Amos Gitner genannte Mann Reflexe besaß, die schneller als die von Padillo waren, befand er sich wirklich in Superform. Obwohl der deutlich sichtbare Reif auf dem dunklen Haar meines Partners keineswegs verfrüht aufgetaucht war, verfügte er über einen dieser von Natur aus athletischen Körper, die sich von selbst vollkommen fit zu halten schienen, ohne jede bewußte Bemühung von Seiten seines Inhabers. Er aß, was er wollte, rauchte ebensoviel wie ich, trank annähernd soviel, konnte die hundert Yards in glatt zehn Sekunden im Straßenanzug laufen und atmete anschließend nicht schwerer als ich – sollte ich je Grund haben, einmal um den Block zu laufen, was nicht passieren wird. Außerdem sprach er sechs oder sieben Sprachen perfekt, verstand von Schußwaffen und Messern alles, was man davon verstehen konnte, war in gewisser Weise ein Frauentyp, wenn nicht gar ein ausgemachter Casanova; es gab Tage, an denen ich über all das leicht verbittert war.
    »Wir brauchen ihn nicht«, sagte Wanda und stand auf.
    »Das meine ich auch«, sagte Padillo. »Um was geht es denn?«
    »Interessiert?« fragte sie.
    »Neugierig.«
    »Setz dich, Wanda«, sagte Walter. Sie zögerte kurz und nahm dann wieder ihren Platz ein. Walter Gothar runzelte die Stirn, als denke er angestrengt nach, und sagte dann; »Das Problem besteht darin, daß unser Klient inkognito reist. Sonst hätten wir uns an euren Secret Service wenden können.«
    »Das könnt ihr trotzdem, wenn er zur freundlichen Sorte gehört«, sagte Padillo.
    Gothar schüttelte den Kopf. »Davon will er nichts hören. Er besteht darauf, daß offiziell von seinem Besuch keine Kenntnis genommen wird, weder formell noch informell.«
    »Weiß er über Kragstein und Gitner Bescheid?«
    »Ja.«
    »Dann ist er ein Narr.«
    »In gewisser Weise.«
    Padillo stand auf. »Es tut mir leid, ich kann euch nicht helfen.«
    »Die Bezahlung ist ausgezeichnet«, sagte Gothar.
    Padillo schüttelte den Kopf. »Ich habe genug Geld.«
    »Niemand hat genug«, sagte Wanda.
    »Das hängt davon ab, was man glaubt, sich dafür kaufen zu können.«
    »Deine Philosophie war immer etwas billig, Padillo.«
    »Ich glaube mich an eine Zeit zu erinnern, als du sie für die wertvollste hieltest, die es gab.«
    »Das war, bevor ich wußte, was für ein –«
    »Bitte!« sagte Gothar, aber es war mehr eine Forderung als eine Bitte. Seine Schwester wandte den Blick von Padillo ab und ließ ihn auf dem Kalender ruhen. Padillo lächelte schwach. Gothar stand auf und griff in seine Innentasche. Er zog einen Briefumschlag heraus und hielt ihn Padillo hin. »Das ist von Paul an dich«, sagte er. »Mir bleibt keine andere Wahl.«
    Padillo zögerte, bevor er den Umschlag entgegennahm. Dann griff er danach, betrachtete das blaue Wachssiegel auf seiner Klappe, öffnete den Brief und las ihn schnell. »Ich erkenne seine Handschrift wieder«, sagte er und reichte mir den Brief. »Wißt ihr, was drin steht?«
    »Ich habe eine Vermutung«, sagte Gothar. »Er meinte, daß wir den Brief eines Tages vielleicht brauchen würden.«
    »Von ihrem Bruder«, erklärte Padillo mir. »Er ist inzwischen tot. Er starb letztes Jahr in Beirut, oder nicht?«
    Gothar nickte. »In Beirut.«
    Der undatierte Brief war mit schwarzer Tinte in einer sauberen europäischen Schrift geschrieben, die vorwiegend aus engen scharfen Winkeln und unvollendeten Unterlängen bestand. Er war auf englisch geschrieben. »Mein lieber Padillo, eines Tages werden sich
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