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McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner

Titel: McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
Autoren: Ross Thomas
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die Zwillinge einem gegenüberfinden, bei dem sie so vernünftig sind zu erkennen, daß sie allein nicht mit ihm fertig werden. Wir haben uns oft gegenseitig Gefälligkeiten erwiesen, und ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich Dir eine schulde oder Du mir, ich hoffe aber, daß das keine Rolle spielt. Tu bitte für sie, was Du kannst – wenn Du kannst. Ich werde Dir, sagen wir, ewig dankbar sein. Mit freundlichem Gruß, Paul Gothar.«
    »Er hatte eine schöne Handschrift«, sagte ich und reichte den Brief zurück. Padillo nickte und gab das Blatt Gothar, der es las und seiner Schwester gab. Während sie las, fragte er: »Nun?«
    Padillo schüttelte den Kopf. »So sentimental bin ich nicht, Walter. Wenn dein Bruder es nicht gewesen wäre, lebte er vielleicht noch.«
    »Wir brauchen ihn nicht, Walter«, sagte Wanda Gothar.
    Der große Mann mit dem zu jungen Gesicht riß den Kopf in nackenverrenkendem Nicken vor und trat zur Tür, hielt sie für seine Schwester auf. Sie fegte mit einem wie mir schien angemessenen Maß von Verachtung hindurch. Gothar hielt inne, um sich nachdenklich nach Padillo umzusehen. »Wir werden nicht betteln«, sagte er, »aber solltest du es dir anders überlegen – einer von uns beiden wird im Hay-Adams zu erreichen sein.«
    »Ich werde es mir nicht anders überlegen«, sagte Padillo. »Außerdem finde ich, daß ihr euch unterschätzt. Eigentlich braucht ihr mich nicht.«
    »Darüber entscheiden die nächsten Tage«, sagte Gothar und wandte sich ab.
    »Viel Glück«, sagte Padillo.
    Gothar blieb noch einmal stehen, um Padillo kalt zu mustern. »In unserem Gewerbe, Padillo, spielt Glück eine sehr geringe Rolle«, sagte er, und dann war er fort.
    »Willst du einen Drink?« fragte ich und griff nach dem Telefon.
    »Einen Martini.«
    Ich wählte eine einstellige Nummer und bestellte. »Warum hast du ihnen nicht helfen wollen?« fragte ich. »Der Brief war doch nett.«
    Padillo lächelte leicht. »Daran stimmte nur eines nicht«, sagte er.
    »Was?«
    »Paul Gothar konnte Englisch weder lesen noch schreiben.«

4
    Ich bin vielleicht einer der letzten in Washington, der nachts durch die Straßen geht. Ich tue das, weil ich es mag und außerdem der perversen Überzeugung bin, daß in unserer Stadt Bürgersteige angelegt wurden, um vierundzwanzig Stunden täglich benutzt zu werden, genau wie in anderen Städten, zum Beispiel London und Paris und Rom.
    Ein paarmal habe ich Ärger bekommen, aber das kann im großen und ganzen an meiner Ansicht nichts ändern. Einmal war es ein Trio junger Rowdys, die meinten, eine Schlägerei könne Spaß machen, und jammerten, als sie herausfanden, daß dem nicht so war. Ein anderes Mal waren es zwei, die es auf meine Uhr und meine Brieftasche abgesehen hatten, sich aber bald ohne beide in eine Seitengasse verzogen. Ich buchte beide Vorfälle als meine Beiträge zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung ab. In New York fahre ich natürlich Taxi. Ich bin kein völliger Narr.
    Im allgemeinen ist es kurz nach Mitternacht, wenn ich in meine Wohnung komme, die im achten Geschoß eines Apartmenthauses unmittelbar südlich vom Dupont Circle liegt. Die Gegend ist zwar nicht ganz so elegant wie Georgetown, hat aber mehr Atmosphäre, und das soll ja den Reiz des Stadtlebens ausmachen. Im Umkreis eines Blocks brauchte ich nicht länger als drei Minuten, um einen Beutel Heroin oder einen Biskuitkuchen zu erstehen, und daran muß die Hausverwaltung gedacht haben, als sie die Wohnung mit dem Hinweis auf ihre gute Einkaufslage anpries.
    Am Abend des Dienstags, an dem die Gotharzwillinge Padillo aufgesucht hatten, ging ich später als üblich nach Hause. Es war einer der in Washington relativ seltenen Frühlingstage, an denen selbst jemand, der drei Packungen Zigaretten am Tag raucht, den Duft der Magnolien wahrnimmt. Das Abendgeschäft war besonders gut gewesen, der Koch war nüchtern geblieben, und nur meine unterdrückten Schuldgefühle würden mich davon abhalten können, bis Mittag zu schlafen.
    Die Redakteure von House Beautiful wären angesichts unserer Fünf-Zimmer-Wohnung blaß geworden, weil sie mit den grundverschiedenen Habseligkeiten zweier Menschen möbliert war, die ein bißchen spät im Leben geheiratet hatten und deren Geschmacksnuancen schon geformt und zu etwas geprägt worden waren, das manche als Vorurteil betrachten würden. Bei Gemälden waren wir normalerweise einer Meinung, aber wenn es um Möbel ging, neigte Fredl zu etwas, was ich als unglückliches
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