Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
die endlosen Reihen der Gesichter vor sich sah, Gesichter von Menschen, von denen jeder einzelne damit beschäftigt war, sich auf den Tod vorzubereiten, den eigenen, urpersönlichen Tod, war es Brückner, als würde ihm ihre Ohnmacht, ihr schreckliches Ausgeliefertsein durch die Poren unter die Haut bis ins Herz dringen.
    Vielleicht war dies der schlimmste Augenblick …
    Eine der Stewardessen, auch sie festgeschnallt, machte eine wilde Handbewegung.
    Brückner wußte, wo er Platz nehmen würde.
    Wenn schon, dachte er, dann bei ihnen.
    Maria saß wie zuvor zwischen ihren Kindern. In der rechten Hand hielt sie Tonys linke, in der linken Conchis rechte Hand umklammert. Er sah, wie sie sich einmal zu dem einen und dann zum andern Kind beugte. Er sah, wie sie Conchi küßte. Im Gegensatz zum Rest der Passagiere war noch immer lebendige Wachsamkeit auf ihrem Gesicht. Sie will durchkommen, wußte er in dieser Sekunde. Und wenn es irgendeine Chance gibt, wird sie's auch schaffen. Sie und ihre Kinder …
    Er setzte sich in dem absoluten, kaum erträglichen Schweigen und schnallte sich fest. Er beugte sich zu ihr, um die Notfallinstruktion herunterzubeten.
    »Ist ja gut, Paul«, sagte sie. »Die Stewardeß hat das schon zehnmal erzählt. Wie war's da vorne?«
    »Ziemlich schlimm.«
    »Und wie wird's werden? Geh'n wir drauf?«
    »Aber wieso denn? Wir müssen nur raus, falls was schiefgeht. Dort. Der Notausstieg. Dort müssen wir hin!«
    Irgend jemand hüstelte, als hätte Brückner das feierliche Schweigen während eines Konzerts unterbrochen.
    Er ließ seinen Blick schweifen. Beschissener Platz! Keine Möglichkeit zur Orientierung. Aber wenn das Flugzeug nicht gleich explodierte, wenn Walker etwas hinlegte, das auch nur entfernt nach einer Landung aussah, kamen sie auch raus. In den Notausstiegen befanden sich kleine Druckflaschen, die sie in weniger als einer Sekunde öffneten.
    Er versuchte wenigstens einen winzigen Ausblick aus den Fenstern zu gewinnen, um zu erfahren, wie hoch sie noch waren.
    Nichts. Blauer Himmel.
    Aber nun!
    Die DC-10 hatte wieder zu einer ihrer üblen Gierbewegungen angesetzt. In dem kleinen Fensterrechteck erschien der Horizont. Ein Horizont im Westen. Endlos. Davor aber stand ein Haus. Und das Haus schien Brückner verdammt groß. Nach der Perspektive, die sich ihm bot, flogen sie bereits sehr tief. Walker und Heller vorne mußten bereits den Anfang der Piste vor sich sehen. Und die Feuerwehr natürlich. Und die Krankenwagen.
    Als er an die Krankenwagen dachte, fühlte er, wie die Maschine wieder hochzog.
    Ausgerechnet jetzt! Er war wie gelähmt vor verzweifeltem Zorn. Kann sie doch nicht bringen! Doch nicht jetzt – bei der Landung? Was nun? Er hing wieder im Geiste im Cockpit über den Schubreglern. Was jetzt? Gas geben? Rechts? Links? Backbord? Was jetzt, verdammt noch mal? Sie nimmt die Steuerbordfläche runter! Und wie! Sie sackt, sackt, sackt ohne Ende. Jetzt! Krach. Ein Stoß. Ein Schlag wie mit einem Hammer. Schreie. Er fühlte sich hochgehoben. Schluckte. Die Gurte! Sie dreht sich, sie dreht! Bloß kein Feuer! – Lieber Gott, bloß kein Feuer! Anja hat es erlebt, meine arme Anja.
    Dunkelheit.

28. September , Sioux City – Gateway Airport , Ortszeit: 14 Uhr 42
    Und es war so ein schöner Tag! Es kann doch nichts passieren. Nicht an einem Tag wie Milch und Honig. Es darf einfach nicht …
    Alejandro García befand sich im ersten Stock des Flughafengebäudes, draußen auf der Terrasse, ganz vorne. Es gab noch viele andere Leute, die erregt aufeinander einschrien. Kameramänner des Fernsehens. Reporter. Eine ganze Meute. Er nahm sie kaum wahr. Für ihn existierte nur ein einziges Geräusch: das sonderbare Auf- und Abfauchen von Turbinen über den Bäumen.
    Dann kamen sie …
    Er sah die stumpfe schwarze Nase der Maschine, die blitzende Kanzelverglasung, hinter der die Piloten saßen, die Tragflächen. Sie schwankten. Und wie sie schwankten. Laß es gutgehen, lieber Gott! Das Flugzeug war jetzt schon über der Stelle, wo die Feuerwehrautos warteten. Nun huschte sein Schatten über die Lastwagen der Armee. Sie bringen es fertig, sie schaffen es! Doch nun war es Alejandro García, als ströme alles Blut aus seinem Leib. Die Maschine nahm plötzlich den Bug hoch, höher, zeigte ihre Unterseite, die Unterseite der Flügel, so als breite sie in einer hilflos flehenden, beschwörenden Geste die Arme aus. Zu spät. Umsonst. Das Heck traf die breite Betonpiste. Brach ab!
    Da sitzen doch Menschen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher