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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Feldjackett der Armee. »Ich habe Ihnen ein Schmerzmittel verpaßt. Das wird etwa eine Stunde vorhalten. Unser Fahrer wird Sie gleich in die Klinik bringen, damit die Ihren Kreislauf und den Rest untersuchen können.«
    »Aber natürlich, natürlich«, murmelte Brückner und ging auf wackligen Beinen an drei weiteren Verunglückten vorbei zur Schiebetür.
    Es gab eine Treppe mit drei Stufen.
    Er blieb auf der ersten stehen.
    Er blickte auf die vier Menschen, die sich dort versammelt hatten. Und dann sah er über ihre Köpfe hinweg, über die Rollwege, Fahrzeuge und Menschen zu dem goldbraunen Kornfeld, aus dem einzelne dunkle Rauchfäden in den klaren Himmel stiegen.
    »Paul!«
    Wie er selbst trug auch Maria eine Armeejacke. Auf ihrer Stirn klebte schon wieder ein Pflaster. Dennoch glaubte er noch nie ein so klares, liebevolles Frauengesicht gesehen zu haben. Und noch nie einen Blick von solcher Intensität. Sie hielt die Hände um die Schultern ihrer Kinder. Und auf ihrer Schulter wiederum lag die Hand eines Mannes. Er war grauhaarig, hatte einen schmalen Schädel und ähnliche Augen wie sie.
    »Da bist du ja«, sagte Maria Rosario. »Paul, welches Glück, daß es dich gibt!«
    Der Mann löste sich von ihr und kam auf ihn zu.
    »Sie haben meine Tochter gerettet.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Doch, doch! Sie haben sie gerettet. Und die Kinder auch. Eigentlich müßte ich sie jetzt umarmen. Aber bei Ihrem Arm kann ich das ja nicht. Deshalb …« Er griff nach Brückners Hand und küßte sie.
    Brückner war zu verblüfft, um sich zu rühren.
    Wieder sahen sie sich an. Ein Glück, daß es dich gibt, dachte Brückner. O Gott, ja!

30. Oktober , Miami International Airport , Ortszeit: 10 Uhr 30
    Auf die Sekunde genau betrat Alf Fohrer den Crew-Aufenthaltsraum. Die Sonnenbrille hatte er sich hoch über die Stirn in die dunklen Locken geschoben, das braune Gesicht strahlte, die Zähne waren weiß und von den breiten Schultern hing lässig umgehängt die blaue Kapitänsjacke mit den vier goldenen Streifen.
    »Hallo, Herr Brückner!«
    Na ja, dachte Brückner und erhob sich. So sind sie halt, die jungen Leistungsträger. Sie werden's auch noch lernen. Sie schüttelten sich die Hände.
    »Und? Wie war der Trip?« Fohrer nahm Platz. »Mies, oder?«
    »Nordwest. Die ganze Zeit. Erst vor Florida hörte das auf.«
    Brückner holte die Mappe mit der Einsatzdokumentation aus dem Pilotenkoffer und schob sie Fohrer zu. »Bitte! Der Vogel ist übrigens okay. Mit den Checks werden sie nicht viel Mühe haben.«
    Fohrer würde den Airbus 340-200, mit dem Brückner gestern abend in Miami gelandet war, in drei Stunden wieder zurück nach Frankfurt am Main fliegen.
    »Danke, Herr Brückner.« Er verstaute die Mappe in seinem Koffer. »Was macht übrigens Ihr Arm?«
    »Sehen Sie doch. Nagel rein und fertig. War nach drei Wochen völlig ausgeheilt.«
    Fohrer nickte und lächelte. »Schon der reinste Wahnsinn, den Sie da hinter sich haben, was?«
    »Ja«, sagte Brückner.
    »Und wissen Sie, was so total irre ist, daß es ja wirklich dem Affen das Auge aus der Rübe haut? Das ist doch, daß die in Frankfurt Ihnen statt eines Ordens und einer Prämie ein Dienstverfahren anhängen wollen! Und das trotz des ganzen Presserummels. Selbst die Amis hatten nur ein Thema. Das ging von der Washington Post bis zur Time. Alle haben Sie als den Helden des Sioux-City-Desasters gefeiert. Und nicht nur das. Auch noch als den Mann, der den Bogus-Part-Sumpf trockenlegte.«
    »Naiv so was. Ein dämlicher Blödsinn.«
    »Was?«
    »Das wissen Sie doch so gut wie ich, Fohrer. Wir haben einen aus dem Verkehr gezogen. Dafür wachsen drei andere nach.«
    Fohrers Strahlen erlosch. »Das ist ja der verdammte Mist, Kapitän, daß Sie auch hierin recht haben.«
    Zehn Minuten später suchte Paul Brückner im Gewühl der riesigen Halle nach einem Zeitungsstand, wo er sich eindecken konnte.
    United-Flug 421, Miami – Sioux City. Dep : 13.00.
    Da stand es. Und die weißen Buchstaben auf dem schwarzen Grund der Anzeigentafel übten eine merkwürdige, morbide Faszination auf ihn aus.
    Rasch ging er weiter. Am Kiosk gab's Ansichtskarten. Er betrachtete sie, aber seine Hand, die schon zugreifen wollte, um einen besonders hübschen Delphin, der aus einem besonders blauen Pool sprang, herauszuziehen, hielt inne. Eine neue Karte? Eine einzige Tochter über die Jahre mit so vielen Karten einzudecken, was hatte es gebracht? Diesmal fühlte er sich von jeder Schuld frei. Geradezu
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