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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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immer …
    Sie hatten sich beide vorne zur Frontscheibe geschoben. Sie sprachen kein Wort. Anja versuchte sich nützlich zu machen. Sie rieb die Scheiben mit einem Lappen trocken.
    Nach Lluchmajor ließ der Regen weiter nach. Iris schaltete in den zweiten, schließlich todesmutig in den dritten Gang. Sie hatten die Schnellstraße nach Palma erreicht, die zur Flughafen-Autobahn führte. Rechts und links der Straße sah man Räumfahrzeuge und Männer, die mit Kellen fuchtelten. Vor einer Überführung hatte sich ein Tankwagen in den Straßengraben gelegt. Die Alarmleuchten funkelten.
    Als Iris den Peugeot endlich auf den überfüllten, von kleinen Seen und Wasserlachen bedeckten Parkplatz der Autoverleihstation einschleusen konnte, zitterten ihr die Hände. Die Regenböen hatten zwar nachgelassen, doch das ständige Nieseln reichte aus, um sie auf der kurzen Strecke bis zum Eingang von Terminal A bis auf die Haut zu durchnässen.
    Und hier standen sie nun.
    »Sieh dir das an!« stöhnte Iris.
    Nie hatte sie die gewaltige Halle so voll erlebt. Schlangen, wo man hinsah. Sie reichten fast bis zu den Eingangstüren. Vor den Glasscheiben fuhren neue Wagen und Busse vor. Unablässig drängten Menschen herein, und draußen, vor all dem Glas, schimmerten naß die Baukräne. Son Sant Juán wurde umgebaut: Die Boom-Insel legte sich einen Rekordflugplatz zu. In zwei Jahren schon sollte er fertig sein.
    »Wo ist denn dieser verdammte Hapag-Lloyd-Schalter? Ich möchte bloß wissen, ob …«
    Ein Stoß traf Iris' Rücken. Wütend fuhr sie herum.
    »Lo siento mucho, Señorita.« Auch der Mann in der grauen Arbeitskleidung der Flughafenangestellten war naß. Wasser tropfte ihm aus den Haaren. Er hielt ein rot-weiß lackiertes Absperrgitter in den Armen. »Perdón, perdón! Aber das ist alles die verdammte ›gota fría‹.«
    Iris holte tief Luft, dann nickte sie ergeben.
    »Gota fría? Was soll denn das?« fragte Anja.
    Iris verzog das Gesicht: »Na, ›gota‹ – der Tropfen. Und ›fría‹ heißt kalt. Das weißt selbst du. Der kalte Tropfen! Muß man sich mal vorstellen. So was, ein derartiges Gewitter, eine solche Katastrophe nennen diese Komiker einen ›kalten Tropfen‹! Wenn du da nicht verrückt wirst … Aber wo ist die Condor?«
    ›La gota fría ‹ …
    Vor fünf Jahren hatte sie auf der Insel ganze Landstriche unter Wasser gesetzt, seit Jahrzehnten ausgetrocknete Bachbetten in reißende Flüsse verwandelt, mit ihren Wassermassen Bäume entwurzelt, Brücken mit sich gerissen, Häuser und Straßen überflutet.
    Auf dem Land ertranken Tausende von Schafen. Palma stand unter Wasser. In Porto Colom war es eine vierköpfige Küchencrew, die im Souterrain ertrank. In Manacor konnte man nur mit Hilfe von Schlauchbooten die Häuser erreichen. Der Strom fiel für Tage aus, und in den Hotels halfen die Touristen bei den Aufräumungsarbeiten. Die Insel wurde zum Notstandsgebiet erklärt. Königin Sophia von Spanien kam, verteilte Geld und tröstliche Worte.
    Im nächsten Jahr schlug die ›gota fría‹ in Tarragona zu, zerstörte Quadratkilometer von Obstplantagen, spülte zwei Campingplätze ins Meer – und wieder starben Menschen. Drei Monate später war Valencia an der Reihe, seit jeher das beliebteste Angriffsziel des von Gewitterstürmen und sintflutartigen Regenfällen begleiteten Wetterphänomens. Der Rio Turia trat über seine Ufer. Valencias Innenstadt soff ab, Schiffe wurden vom Sturm auf die Hafenmolen gesetzt.
    Die Schäden betrugen Milliarden Peseten …
    In Madrid wurde die ›gota fría‹ zum Kabinettsthema: Ein Sonderdienst, so lautete die Entscheidung, würde in Zukunft die gefährdete Westküste des Mittelmeers und den Archipel der Balearen rechtzeitig alarmieren. Mit der Koordinierung aller mit Wetterbeobachtung befaßten Dienststellen, des königlichen Wetteramts, der Marine, der Luftwaffe und der Handelsmarine, sowie dem Einsatz modernster Radargeräte und des Know-hows der Wetterfüchse sollte in Zukunft jede Erscheinung und jede Wetterbewegung, die auf das Entstehen einer ›gota fría‹ hindeuten könnte, registriert und ausgewertet werden.
    Die Geburt des Regensturms, der von den spanischen Meteorologen in die Kategorie Cumulo nimbos CB-2 eingestuft worden war, hatte über Marokko, an den Hängen des Atlas-Gebirges stattgefunden. In Marsch gesetzt wurden die gewaltigen warmen Luftmassen von einem Tief über den Kanarischen Inseln. Langsam wanderten sie über den Rand des Kontinents hinaus in Richtung
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