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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Feriensitz gekauft. Und dazu zwei ›Quadradas‹, fünfzehntausend Quadratmeter Land. Alles zusammen für den Preis von vierzehntausend Schweizer Franken, das Monatsgehalt eines Kapitäns! Seitdem hatte Walter Stutz zwar den allgemein bekannten Traum vom neuen, ganz anderen Leben geträumt – und es doch nie so ganz geschafft … Aber um das Haus bei Banyalbufar war er heilfroh. Das Wetter würde nicht zumachen. Eine ›gota fría‹ ist eine zwar sehr unangenehme, aber rasch vorübergehende Erscheinung. In vier Stunden jedenfalls würde er auf seiner Terrasse sitzen, Wein trinken und sehen, was seine Pflanzen und seine Orangen- und Mandelbäume machten, während Jan Gruber, ein anderer Falcon-Air-Kapitän, die Maschine zurückflog.
    »Falcon Air 117! Starterlaubnis. Sie sind freigegeben. Wind 300.14 Knoten.«
    Kapitän Stutz löste die Bremse. Das weiße, langgezogene, pfeilförmige Flugzeug mit den beiden Turbinen am Heck, dem roten Rennstreifen auf den Seiten, der gleichfalls roten Aufschrift Falcon Air und dem elegant hochgezogenen Leitwerk nahm Fahrt auf, wurde schneller, während sich unter den neunzig Insassen, jenes bleierne, sonderbar gelähmte Schweigen ausbreitete, das jeden Start begleitet. Die meisten hielten die Augen geschlossen, andere ließen die Zeitungen sinken, die sie von den Stewardessen erhalten hatten, wieder andere lasen krampfhaft weiter. Und es gab auch welche, die vollkommen gelassen und sehr interessiert auf die vorüberflitzenden Gebäude und die geparkten Flugzeuge des Züricher Flughafens blickten.
    Im Cockpit machte sich für Stutz der auffrischende Fahrtwind bemerkbar. Er bemühte sich, mit Hilfe des Seitenruders genau die Mittellinie einzuhalten.
    »Hundert Knoten!« rief Gilbert Tassis. Hundert Knoten, das war die Geschwindigkeitsgrenze, bei der auch er als Untergebener einen Startabbruch verlangen konnte, falls eine Unregelmäßigkeit auftrat.
    »V 1«, meldete Tassis. Dann »VR – Hundertsiebenunddreißig …« Die Abhebegeschwindigkeit.
    Kapitän Stutz zog sanft die Steuersäule zu sich heran. Steil, die Nase im Wind, schob sich die MD-80 in ihren Anstiegwinkel. Unter ihnen verwandelten sich Häuser und Gebäude in Dächer- und Asphaltrechtecke, gerann das vielfältige Gewirr des Flughafens Zürich-Kloten zu einem starren geometrischen Muster.
    Kapitän Stutz befahl, das Fahrwerk einzufahren. Der Copilot betätigte den Griff und kontrollierte dann auf der Leuchtanzeige, ob das Fahrwerk wirklich im Schacht eingerastet hatte. Leichte Turbulenzen griffen nach der MD-80 und ließen sie tanzen.
    Falcon Air 117 hatte nun eine Höhe von 3.000 Fuß erreicht. Ihre Geschwindigkeit steigerte sich auf 250 Knoten. Seit dem Start waren genau 92 Sekunden vergangen.
    Kapitän Walter Stutz schaltete den Autopiloten ein.

17. September, Son San Juán, Ortszeit: 11 Uhr 20
    »Nerven, Señores, Nerven sind gefragt. Eine Elefantenhaut. In sechs Monaten brechen zwölf Millionen Touristen auf Son San Juán ein. Dann Streiks … Streik der französischen Fluglotsen. Streik des Reinigungspersonals. Streik des Towers. Selbst die Kofferträger streiken. Von den Taxichauffeuren gar nicht zu reden …«
    Was ist da schon eine ›gota fría‹?
    Diesmal allerdings …
    Am Südabschnitt stand eine ganze Baugrube unter Wasser. Mitsamt Baggern und LKWs. Weiter rechts hatte die Flut einen halben Sand- und Kiesberg mitgenommen und einfach auf dem Parkplatz deponiert, so daß dort Reihen von Autos bis zur Türklinke im Dreck steckten. Und die Abfertigungshalle – sie glich nun eher einem riesigen, überdimensionalen, mit irgendwelchen Kriegs-, Hunger- oder Katastrophenflüchtlingen überfüllten Lager als dem gepflegten Zentrum eines Flughafens. Bars und Toiletten total überfüllt, Hostessen, Flughafenpersonal und Flugzeugbesatzungen, die sich mühsam Bewegungsschneisen durch die auf ihren Koffern sitzenden, am Boden kauernden oder liegenden Menschenmassen zogen. Natürlich war an den Kiosken keine einzige ausländische Zeitung mehr zu haben. Am schlimmsten aber erwies sich: Das Bier war ausgegangen. Das Gerücht lief um, die Laster, die den Nachschub bringen sollten, seien in den Fluten steckengeblieben, die Palma überschwemmten. An der Snackbar am Nordende brach darauf prompt der uralte Bürgerkrieg zwischen den Bewohnern der Ferienorte Arenal und Magalluf aus, zwischen deutschen und britischen Skinheads. Nicht um Fußball, sondern um eine Flasche Pils, die ein zwanzigjähriger Deutscher einem
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