Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
»Eastern Wings 610. Sind Sie sprechbereit? Hier Chicago.«
    »Sprechbereit.«
    »Was den Kurs angeht, da liegen Sie ziemlich gut. Wegen der Flugfläche brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Wir haben den Luftraum für Sie geräumt. Ihr Kurs ist gut für den Endanflug. Vielleicht sollten Sie Steuerbord fünf Grad zulegen. Meinen Sie, Sie schaffen das?«
    »Warum nicht?« sagte Walker.
    »Um so besser. Da wäre noch etwas: Wir haben mit McDonnell Douglas, Long Beach, Kontakt. Die ganze Zeit schon. Die Douglas-Leute haben einen Expertenstab zusammengerufen. Wie ist das, funktionieren die Querruder jetzt wieder?«
    »Nicht mehr. Anfangs ging das noch. Damit ist's auch vorbei.«
    Die Stimme dort unten, tausend Meilen von ihm entfernt, versuchte Ruhe zu bewahren. Die Enttäuschung war ihr trotzdem anzumerken. »Bedauerlich. Sehr bedauerlich.«
    »Und der Expertenstab?«
    »Das ist es ja. Die haben alle möglichen Versionen durchgesprochen. Unsere Techniker hier meinen, sie taugen alle nichts. Das Problem ist eben noch nie aufgetaucht, Sie verstehen?«
    »Und ob!« sagte Walker. »Ende.«
    Erneut bestimmte er seine Position. Sie hatten die Höhe von dreizehntausend Fuß verlassen, flogen jetzt in etwa viertausenddreihundert Meter und lagen noch im Luftstraßenbereich. Die Herrn Experten aus Long Beach? Na ja, in einem hatten sie wohl recht: Das Problem war noch nie aufgetaucht …
    Er schaltete die Frequenz auf Sioux City, Approach Control. Dort gab es eine Stimme, die helfen konnte, zumindest war's die einzige, zu der Tom Walker Vertrauen hatte. Die mochte jetzt, wo auch immer, auf ihre Radarschirme starren. Der einzige, der mit seinen Daten etwas anfangen konnte, war Phil Hopkin.
    »Eastern Wings 610. Sioux City Approach! Bitte kommen. Hier Walker.«
    »Hallo, Tom!« Phils Stimme.
    »Wir werden mit dem Abstieg beginnen. Das heißt, zu beginnen versuchen.«
    »Ja, Tom.«
    »Phil, du kennst doch die Formel bei der DC-10: Für jeweils dreihundert Meter, die du absteigst, hast du drei Meilen zurückzulegen. Für uns gilt das leider nicht. Bei uns kann noch jede Menge passieren.«
    »Ist uns allen klar. Denk darüber nicht nach, Tom. Mach einen Schritt nach dem anderen.«
    Es waren die weichen, behutsamen Worte eines Arztes, der einen Kranken durch die Krise begleitet. Irgendwie, schien es Walker, traf der Vergleich zu. Phil Hopkin, Leiter und gleichzeitig bester Mann der Anflugkontrolle Sioux City, galt nicht nur unter den Freunden, zu denen auch Walker gehörte, sondern bei allen, die ihn kannten, als Mann des unerschütterlichen Ausgleichs. Groß. Dick. Schweigsam. Walker sah ihn plötzlich am Rand des Flusses stehen, den Strohhut auf dem Kopf, die Pfeife im Mundwinkel, die Rute in der Hand. Sah ihn an einem von Phils Geheimplätzen am Missouri, die er niemand preisgab. Unbeweglich. Ruhig wie ein Stein.
    Er war froh, sehr froh, daß es ihn gab.
    »Noch eine Frage, Phil.«
    »Ja?«
    »Die Notdienste sind bereit?«
    »Darüber wirst du dir doch nicht den Kopf zerbrechen, Tom? Natürlich sind sie das.«

28. September , Sioux City , Ortszeit: 14 Uhr 10
    Diesen Tag, diesen herrlichen Tag würde er ganz gemächlich angehen. Dazu hatte sich Alejandro García entschlossen. Die Orchesterprobe war abgesagt. Von seinen Schülerinnen stand für den Morgen nur eine einzige auf dem Programm: Olga Lebedew. Anders ging das auch nicht. Schließlich, um raus zum Flughafen zu fahren, benötigte er bei dem Mittagsverkehr mindestens dreißig Minuten. Also waren vierzig einzuplanen. Und die Maschine aus Miami mit Maria und den Kindern würde sicher pünktlich landen.
    Er sah auf die Uhr: elf Uhr zwanzig. Wie immer war Olga zehn Minuten zu früh erschienen. Na, um so besser.
    »Stellen Sie Ihr Cello dort in die Ecke, Olga. Dann trinken wir noch eine Tasse Kaffee. Was halten Sie davon? Trinken Sie eine mit?«
    »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Maestro.«
    »Nun lassen Sie doch den ewigen ›Maestro‹ endlich mal sterben! Wahre Maestros gibt's nur ein Dutzend auf dieser Welt. Und ich gehöre bestimmt nicht dazu. Kommen Sie schon!«
    Entzückend sah sie aus in ihrem dunkelblauen Kleid mit dem weißen Kragen. Hübsch, wirklich. Ihr breites Lachen im Gesicht … Die Lebedews waren russische Einwanderer, und er selbst war es gewesen, der während der Reagan-Hysterie Olgas Vater, Victor Lebedew, davon abgehalten hatte, sich in Dewy umzunennen. Olga Dewy? – Undenkbar!
    Er rückte ihr in der Küche einen Stuhl zurecht. Hübsch, ja, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher