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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schubleistungen zu unterbinden und so auf Kurs zu bleiben.
    Und die Folgerung? Nun, der mittlere Turbofan, die Nummer zwei am Heck, unter dem Seitenleitwerk, war infolge eines Defektes ausgefallen. Das war der Krach gewesen. Nach dem Lärm zu urteilen, war er völlig ruiniert. Soviel stand fest. Doch wieso dieses Auf und Ab? Und was sollten die Dutch Rolls? Was machten die Querruder? Nicht einmal der Kurs schien stabil. Wieso setzten sie die Querruder nicht ein?
    Es gab nur eine einzige Erklärung, und alles in ihm weigerte sich, sie zu akzeptieren: Nicht nur das Hecktriebwerk, auch die Steuerung war ausgefallen! So verrückt es auch erscheinen mochte, die Männer in der Kanzel versuchten, mit den Motoren zu steuern.
    Die Landung, dachte er. Himmelherrgott, wie wollten sie sie auf diese Weise heil runterbringen? Mit mehr als zweihundert Menschen an Bord …
    Eine der Stewardessen kam vorbei. Es war eine großgewachsene, ältere Frau. Die erste Stewardeß, erinnerte er sich. Sie trug das schwere Haar zu einem Knoten zurückgebunden. Sie war blaß, das ja, doch die grünen Augen waren wach und schienen ohne Furcht.
    Er hob die Hand. Sie kämpfte gegen eine neue, wilde Schlingerbewegung an, indem sie sich an zwei Sitzen festhielt. Sie brachte sogar etwas wie ein Lächeln zustande. »Bitte?«
    »Hören Sie«, sagte Brückner. »Wenn Sie wieder Kontakt mit dem Cockpit haben, ich bin Lufthansa-Kapitän. Ich kenne die DC-10. Ich habe sie sechs Jahre geflogen. Ich wollte nur sagen, falls meine Hilfe gebraucht wird, stehe ich zur Verfügung.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Kapitän.« Jetzt lächelte sie sogar. »Ich werde es Kapitän Walker mitteilen.«
    Was für eine Frau! dachte Brückner und drehte sich wieder Maria Rosario zu. Auch von ihr kein Wort, keine Geste der Furcht, auch ihr Gesicht vollkommen beherrscht. Sie hielt Conchis Arm auf dem Schoß, streichelte unentwegt die Hand ihrer Tochter, drehte sich manchmal ihr zu und sprach flüsternd auf sie ein.
    Als er nun »Maria« sagte, in das Aufdonnern des Triebwerks Nummer drei hinein, wandte sie sich ihm zu, und er wußte, daß dieser Glanz in ihren Augen nichts war als wilder, entschlossener Überlebenswillen.
    »War wohl doch keine so besonders gute Idee mitzufliegen, Paul?« Sogar Ironie brachte sie auf.
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Wie man sich doch täuschen kann, nicht wahr?«
    »Wieso?«
    »Wieso? In Miami dachte ich noch, ich hätte alles hinter mir. Er wollte nicht, daß wir wegfliegen. Jetzt zeigt sich, er hatte die längere Leine …«
    Er ahnte, was in ihrem Kopf vorging. Zuvor noch hatten sie darüber gesprochen, daß auch die Walcott-Werft, die in Miami die Maschinen der Eastern Wings betreute, von Lidell mit miesen Ersatzteilen beliefert worden war. Nun sah man das Ergebnis. Zwecklos, darüber nachzudenken. Oder sich aufzuregen. Es war passiert. Es war, wie es war.
    »Maria, ich habe eine Bitte: Tauschen Sie doch für eine Minute den Platz mit mir. Die Kinder könnten vielleicht die Beine hochziehen, so daß ich einen Blick hinauswerfen kann. Vielleicht sehe ich irgend etwas.«
    Maria nickte nur und erhob sich. Die beiden Kinder hockten mit angezogenen Knien und angstvoll geweiteten Augen in den engen Flugzeugsitzen. Sie wirkten wie aus dem Nest gefallene Vögel. Und er? Er wollte nicht daran denken, was passieren konnte. Schuld? Verantwortung? Große Worte. Und doch stand fest: Falls es geschah, hatte ihr eigener Vater die Hand mit im Spiel gehabt.
    Er streichelte Tonys Kopf, dachte an Christine, seine eigene Tochter, und war froh, daß sie nicht bei ihm war.
    Er brachte seine Nase dicht an Tonys rundes, verzerrtes Gesicht und lächelte.
    »Du?« flüsterte der Junge. »Muß ich jetzt sterben?«
    »Was redest du denn da?«
    »Aber der Flieger ist doch kaputt.«
    »Wenn er kaputt wäre, würde er dann fliegen? Und er fliegt doch.«
    »Aber trotzdem … Warum schreien die Leute so?«
    »Das tun Leute immer, wenn sie aufgeregt sind. Weißt du doch?«
    »Ich muß doch nicht sterben, bloß weil ich meinen Opa sehen wollte, nicht wahr?«
    »Aber Tony, hör mal, du bist oft genug mit dem Auto gefahren. Sagen wir, mit dem Auto deiner Mutter.«
    »Aber da war mir nicht so schlecht. Speiübel ist's mir. Sieh mal, ich hab' sogar gekotzt!«
    »Auch im Auto passiert so was. Und wenn da mal was wackelt oder scheppert, dann fährt's doch auch weiter. Heißt doch nicht, daß es kaputt ist.«
    »Schon.« Tony wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wenn mir
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