Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ihre Konzentration. Die Anzeige des Steuerbordtriebwerks zeigte eine höhere Leistung. Vermutlich, um irgendeinen Schaden auszugleichen, der auf der Backbordseite Luftwirbel verursachte. Schweißtropfen standen auf ihren Stirnen. Manchmal sahen sie sich kurz an, so wie es ein Pianistenduo tut, das die Einsätze abstimmt. Manchmal auch wechselten sie kurze Worte. Und sie flogen das Flugzeug tatsächlich mit den Motoren! Es mußte eine teuflische Anstrengung sein.
    »Sie könnten mir helfen«, sagte Terney. »Ich kann hier nicht weg, wir hatten noch keine Zeit.«
    Er klappte den Werkzeug-Kit unter seinem Arbeitstisch auf und reichte Brückner einen Schraubenschlüssel.
    »Gehen Sie doch mal ans Heck und schauen Sie nach, wie's dort aussieht.« Wieder wandte er die Augen zu den Instrumenten, die die Wand vor seinem Sitz bis weit über seinen Kopf tapezierten. »Ich komm' hier von den Kontrollen nicht los. Und es kann jede Sekunde was Neues auftreten.«
    Brückner nickte stumm und nahm den Schlüssel.
    Es dauerte fünf Minuten, dann war er zurück. Er hatte zwei tiefe Falten um die Mundwinkel. Terney brauchte ihn nur anzusehen, um die Antwort zu wissen.
    »Hoffnungslos, was?«
    »Ja, die Hydraulik ist völlig zerschlagen. Es müssen Schaufeln gewesen sein. Nichts zu machen. Und noch was: Im Elevator, im Höhenleitwerk, haben wir ein Riesenloch.«
    Terney ächzte: »Das also? Deshalb ist sie so schwer auf Kurs zu kriegen. Deshalb ruckt sie auch mit der Nase so blöde herum.«
    »Anzunehmen. Dürfte ich übrigens Ihren Namen wissen?«
    »Terney, mein Freund, Hal Terney«, sagte Terney. Und dachte: Wenn schon dasselbe Massengrab, wieso nicht neben einem Deutschen? Darauf kommt's schließlich auch nicht mehr an …
    »Und der Kapitän?«
    »Walker. Der ›Erste‹ heißt Heller. Noch was?«
    »Ja. Mir ist da was eingefallen.« Brückner deutete auf das blutgetränkte Taschentuch, das Frank Heller um seine Hand gewickelt hatte: »Macht seine Arbeit auch nicht einfacher, nicht wahr? Dabei geht es hier doch um Koordination, nach meiner Ansicht – genauer, um die Frage, wie man das Feeling für die Maschine am besten koordinieren könnte.«
    »Mach's mir leichter, Kumpel«, sagte Terney.
    »Gleich … Sie arbeiten zu zweit. Und müssen bei diesem Job jetzt eine ganze Menge Gefühl aufbringen, wie Sie die Rotation einsetzen. Jeder guckt dabei noch auf den künstlichen Horizont oder nach draußen. Bei jeder Schubänderung müssen Sie sich irgendwie verständigen. Tun Sie auch, klappt einigermaßen, sonst wären wir längst abgeschmiert. Trotzdem, ich finde, wenn die Koordination in einem einzigen Gehirn stattfinden würde, wäre es einfacher.«
    »In einem einzigen Gehirn? Walker hat das versucht. Aber um an beide Hebel ranzukommen, mußte er immer übergreifen. Das war das Problem.«
    »Der Mann, der diesen Job hat, muß in der Mitte sitzen.«
    »Und wo?«
    »Hinter der Mittelkonsole.«
    Terneys Augen wurden jäh hellwach. »Und wer ist der Mann? Du?« Zu den tiefen Falten in seinem schmalen, braungebrannten, schweißbedeckten Gesicht kamen noch ein paar neue. »Hat was für sich, Paul. Hat wirklich was für sich.«
    Er schaltete das Mikrophon ein und sprach mit Walker. Der Kapitän drehte den Kopf, nickte und bekam wachsame Augen.
    »Sie?«
    »Ja.«
    »Und trauen Sie sich das zu?«
    Er nahm den Kopf wieder geradeaus und warf einen Blick auf den künstlichen Horizont. Die Maschine hatte sich geneigt.
    Frank Heller gab Gas an Steuerbord. Die DC-10 pendelte sich ein.
    »Wieso nicht? Ich kenne sie. Ich habe das Geschäft bei dieser Dame sechs Jahre betrieben. Außerdem …«
    »Ja?«
    »Außerdem ist es logisch.« Brückner kauerte sich nieder, dann streckte er die Arme. »So. Ich könnte beide Schubhebel bewegen. Sie überwachen vorne die Lage und den künstlichen Horizont und geben entsprechende Orders. Ihre Aufmerksamkeit wäre frei, Kapitän.«
    Tom Walker zögerte. Schließlich warf er einen kurzen Blick zu Frank Heller. »Probieren wir's, Frank?«
    »Warum nicht?«
    »Gut.«
    Die aus der Notlage erfundene neue Improvisation schien zu funktionieren. Bereits nach vier Minuten nickte Kapitän Walker anerkennend. Die Maschine wurde ruhiger, der ewige Rechtsdrall war abgefangen, die Kursanzeige bewies es. Und er hatte den Kopf frei für die anstehenden Aufgaben. Ein neues, das wichtigste Problem, das auf ihn wartete, war der Abstieg zum Landeanflug. Er wollte die Bezirkskontrolle Chicago rufen, da knackte es im Hörer bereits:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher