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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wohl verzogen. Nur ein Spalt war geöffnet.
    Er bückte sich und zog an der Halterungsschiene eines Sitzes.
    »Das elende Beil«, sagte sie, »ich konnte es nicht finden.«
    »Versuchen wir's damit.«
    Zu zweit gelang es ihnen, das Stück Metall zu lockern und schließlich herauszuziehen. »Dort. In die Ecke. Schieben Sie's da rein!« Sie gehorchte. Sie zogen mit vereinten Kräften. Die Tür ließ sich an der Unterkante öffnen.
    Sie sahen sich an. Sie richtete sich auf und brüllte: »Hierher! Hier! Schnell! Hierher!«
    Der Schmerz war unerträglich, als er versuchte, mit seiner gesunden Schulter die Sitzreihe zurückzudrücken, die Maria und die Kinder gefangenhielt. Endlich, sie bewegte sich. Eine Hand streckte sich ihm entgegen. Ein Arm. Maria! Ihr Haar hatte sich gelöst, aus einem kleinen Schnitt an ihrem Hals sickerte Blut. »Maria, warte! Ich schaff das schon. Jetzt!«
    Sie kroch auf den Knien heran. »Was ist mit deinem Arm?«
    »Frag nicht. Raus! Hol die Kinder!«
    Und sie kamen. Conchi zuerst, dann Tony.
    »Was ist mit deinem Arm?« beharrte sie.
    »Tony, los! Hilf deiner Mutter!«
    Sie hatten kalkweiße, verstörte Gesichter. Aber sie reagierten. Sie krochen über Sitze und Flugzeugtrümmer, über leblose Körper, hatten die Luke erreicht, waren draußen! Er sah eine ältere Frau, die mit hocherhobenen Armen wie eine betende Priesterin auf einem Polster kniete.
    »Schluß mit dem Quatsch!« schrie er sie an. »Kommen Sie! Den rechten Fuß zuerst. Hier gibt's nichts mehr zu beten. Rutschen Sie auf dem Hintern hinaus. Und schnell!«
    Dann war auch er draußen.
    Aus dem Kornfeld stank es. Der Boden war mit Kerosin getränkt. Es stank nicht nur nach Flugbenzin, nicht nur nach Rauch und Trümmern – es stank nach Tod.
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, lief er los. Hinter ihm waren Schreie. Vor ihm auch. Das waren Kommandos. Uniformierte rannten durch die meterhohen Ähren. Ein Mann in einer blauen Sanitäteruniform kam direkt auf ihn zu.
    Er wollte den Arm hochnehmen. Das ging nicht. Dann wollte er ihm zuschreien, daß es in den Trümmern noch jede Menge Leute gab, die Hilfe brauchten, und daß die verdammte Kiste gleich in die Luft gehen konnte. Auch das war unmöglich. Er sagte nur »Hallo« – und kippte um.
    Der Mann hatte hellbraune, aufmerksame Augen. Er trug einen grünen Mantel und eine grüne Kopfbedeckung. Als Brückner sich aufrichtete, bemerkte er, daß sein linker Arm eingegipst war.
    »Geht's so?«
    »Ja. Und was wollen Sie von mir?«
    »Das haben wir ja schon hinter uns. Wir haben Ihren Arm eingerichtet. Und weil Sie sowieso bewußtlos waren, brauchten wir auch keine Narkose. Ganz praktisch.«
    Brückner grinste, ohne zu wissen, warum. Er fühlte sich hundemies. Er lag auf einer Art schmaler Trage in einem geschlossenen, ebenfalls ziemlich schmalen Raum. Männer in grünen Chirurgenmänteln gab es noch mehr. Auch Frauen. Und Verletzte.
    »Was ist das hier? Ein Krankenhaus?«
    »So was Ähnliches.« Der Mann lächelte. »Ein mobiles Krankenhaus. Ein Spezialgroßraumwagen für Erstversorgung.«
    »Erstversorgt bin ich doch. Dann kann ich ja aufstehen.«
    »Auf Ihre Verantwortung, lautet in solchen Fällen die Antwort«, erwiderte der Mann mit einem Lächeln.
    Erst jetzt begann Brückners Gehirn wieder richtig zu arbeiten, nahm es Dinge, Schärfe und Konturen wahr. Maria? Die Kinder? Die betende Frau, der er aus dem Notausstieg geholfen hatte. Wo waren sie? War die Maschine explodiert? Hatte sie Feuer gefangen?
    »Hat … hat es gebrannt?«
    Der andere schüttelte den Kopf. »Nein, sie haben das Feuer noch rechtzeitig löschen können.«
    »Und – gab es viele Tote?«
    Das Gesicht wurde ernst. Der Mann blickte ihn abschätzend an. Dann nickte er.
    »Wie viele?« drängte Brückner.
    »Etwa vierzig – nach den ersten Schätzungen.«
    Brückner versuchte sich vorzustellen, was diese Zahl an Drama und Schmerz bedeutete.
    »Die meisten traf es in der ersten Klasse. Beim zweiten Aufprall. Denn nachdem die DC-10 weiterschlitterte, brach auch das Cockpit weg. Und so waren die Leute im vorderen Rumpfteil völlig ungeschützt. Dort haben wir allein zwölf Tote.«
    »Und das Cockpit?«
    »Soweit ich weiß, hat es von der Crew nur einen erwischt. Den Bordingenieur.«
    Terney. Hal Terney. Hal, der ihm gesagt hatte, daß die Fliegerei für ihn nächstes Jahr aus und vorbei wäre.
    »Hören Sie, hier haben Sie eine Jacke. Die können Sie sich über die Schultern legen.«
    Es war ein weites, rehbraunes
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