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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drin! dachte Alejandro García. Menschen, viele Menschen – meine Maria, die Kinder.
    Nun kam der ganze Rumpf herab, knallte das Fahrgestell auf.
    »Gott!« schrie Olga. »O Gott, sehen Sie nicht hin, Professor! Sehen Sie nicht hin!«
    Doch er sah hin. Alejandro García mußte hinsehen. Und so sah er, wie die rechte Flügelspitze den Boden berührte, eine Fontäne von Dreck und Staub aufriß, abbrach und wie jetzt – ein entsetzliches Wunder – der verbleibende Rest sich erneut in die Luft erhob, die linke Tragfläche, der Stummel auf der anderen Seite, alles machte einen gewaltigen Satz, glich einer waidwunden Heuschrecke, brach wieder herab, schlitterte in einer funkenstiebenden Bahn über die Piste und pflügte sich endlich in das Kornfeld neben dem Runway, kam zum Stehen.
    Alejandro Garcías Beine gaben nach. Um ihn nichts als Schweigen. Dort draußen aber hörte man Sirenen, Kommandos, aufdröhnende Motoren.
    Alejandro García saß an der Betonbrüstung der Terrasse und hielt seine Knie umklammert. Er weinte wie ein Kind.
    Schmerzen. Welche Schmerzen! Oh, Herrgott noch mal! Der linke Arm, was war mit dem linken Arm?
    Es waren diese beinahe unerträglichen Feuerstiche, die ihm die Benommenheit nahmen. Er hörte Stöhnen. Ein Schrei. Wieder dieses ächzende, röchelnde Stöhnen. Er wollte das Auge öffnen. Es war verklebt. Er rieb daran. Blut. Und erst jetzt brach die Realität über ihn herein.
    Die Maschine, die noch mal hochwollte?
    Der Aufschlag.
    Der Arm schien gebrochen. Und weiter? Er versuchte sich zu orientieren. Er konnte auch das rechte Auge öffnen und erkannte: Die Kabine lag auf der Seite. Sie alle lagen auf der Seite. Körper, Gepäckteile, Polster und abgerissene Sitze – alles bildete ein undurchdringliches Durcheinander. Die Sitze in der Reihe vor ihnen hatten sich aus der Halterung gelöst. Wo waren die Kinder? Und Maria?
    »Maria!«
    »Ja?« hörte er sie. »Bist du verletzt?«
    »Ich glaube nicht.«
    So schlimm die verkeilten Sitzreihen auch aussahen, sie schienen Maria, Tony und Conchi Schutz gewährt zu haben. »Was machen die Kinder?«
    »Leben.«
    Es war die kürzeste, aber auch wichtigste Antwort, die sie geben konnte. Er versuchte sich loszumachen. Der linke Arm hing schlaff herab. Er biß die Zähne zusammen, um sein Stöhnen zu unterdrücken. Da lag ein Männerkörper, die Augen weit aufgerissen, den Kopf unnatürlich zur Seite gedreht. Tot. Mit gebrochenem Genick. Der Notausstieg! dachte er. Der Passagier neben ihm hing schräg aus seinem Sitz. Er bewegte den Arm. Brückner löste die Gurtschnalle.
    »Hören Sie? Können Sie mir helfen? Wir müssen den Notausstieg öffnen.«
    Der Mann nahm ihn nicht wahr. Seine Lippen bewegten sich. Sie formten drei Worte: »Meine arme Frau … Meine arme Frau …« Er wiederholte die Worte unablässig wie ein Gebet.
    Brückner kroch mit seinen herabbaumelnden Arm zwischen geborstenem Metall, Polstern und stöhnenden Menschen in Richtung Notausgang. Durch eines der Fenster sah er, daß draußen Korn wuchs. Ein Kornfeld? Sie waren in einem Kornfeld gelandet. Die Halme waren wie abgemäht. Dazwischen glühte es und züngelten kleine Flammen.
    Feuer!
    Das Glühen hatte die Form eines Kreises. Es konnte Sekunden dauern, und sie würden alle in die Luft fliegen. Es konnte dieser kleine Kreis dort sein, der das Ende einleitete …
    Er holte Luft. Vergiß die Schmerzen! Er starrte wie gebannt. Und dann fiel ihm der Satz ein, den Maria gestern gesagt hatte: »Dem Kreis des Bösen kann man nicht entrinnen …«
    Vielleicht war dies die Wahrheit? Der Kreis des Bösen. Vielleicht hatte er sich geschlossen? Vielleicht war es nur eine Illusion gewesen, zu glauben, ihn aufbrechen zu können.
    »He, Mister! Könnten Sie mir behilflich sein?«
    Er drehte den Kopf und blickte in ein dunkelhäutiges Mädchengesicht: Die Stewardeß, die sich so nett um die Kinder gekümmert hatte.
    »Natürlich. Nur, mein verdammter Arm – leihen Sie mir Ihr Halstuch?«
    Sie nickte. Sie hatte ein verschwollenes Auge und rote Striemen quer über der Stirn. Als sie das Halstuch aufknüpfte, sah er, daß ihre Bluse zerrissen war und sie darunter einen blauen Büstenhalter trug.
    »Der linke«, sagte er. »Der Oberarm. Wenn Sie mir den bitte unterhalb des Gelenks an den Leib binden könnten.«
    Sie tat es rasch und geschickt.
    Er stöhnte. Sie mußten raus. Nichts wie raus! Die Kinder?
    Er sah, daß der Nothebel bereits betätigt worden war, aber der Aufprall hatte die Türführung
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