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MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)

MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)

Titel: MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
Autoren: Christina Atzeni
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schreiben!“
    Alle Blicke richteten sich auf den Neuling. Mit den Ellbogen auf dem Tisch und dem Kinn auf meine Hände gestützt, schaute auch ich ihn an. Ich war gespannt, wer er war, was er zu erzählen hatte. Er schob seinen Stuhl etwas zurück, stand auf und nickte Mrs Chimney zu.
    „ Mein Name ist Kevin Winter. Ich bin achtzehn Jahre alt und vor fünf Tagen mit meinen Eltern aus London hierher gezogen.“
    Als er seine einstudierten Sätze herunterleierte, blickte er ausschließlich Mrs Chimney an. Er suchte nicht einmal den Blickkontakt seiner Mitschüler. Abschließend fuhr er sich mit beiden Händen durch sein blondes Haar und setzte sich.
    Das war’s also. Kurz und knapp. Ein bisschen mehr Information wäre schon nett gewesen. Hat er Geschwister? Welche Schule hat er in London besucht? Warum hat er in London gelebt? Sind seine Eltern und er womöglich Briten? Warum sind sie hierher gezogen? Das war typisch. Er hätte sich keine bessere Clique aussuchen können. Er passte zu den WAUs wie die Butter aufs Brot. W ortkarg A rrogant und U nnahbar.
    Mrs Chimney schien jedenfalls mit dieser Aussage völlig zufrieden zu sein, denn sie fing sofort an, die Arbeitsblätter zu verteilen. Sie wandte sich noch einmal an Kevin.
    „ Sie geben ihr Bestes, dann kann ich gleich sehen, ob Sie mit dem Wissensstand der Klasse mithalten können, oder ob es Nachholbedarf bei Ihnen gibt.“
    Damit war für die nächsten zwei Stunden das letzte Wort gesprochen. Alle drehten auf Mrs Chimneys Handzeichen ihre Blätter um und begannen mit der Lösung der Aufgaben.
    Schon bei der ersten Frage verkrampfte sich mein Magen. Ich stöhnte leise.
    Wahrscheinlichkeitsrechnungen:
    1) Wie viele Möglichkeiten gibt es, acht Türme auf dem Schachbrett so zu platzieren, dass sie sich nicht gegenseitig schlagen?
    Ich versuchte, mich zusammenzureißen, übersprang die Aufgabe und widmete mich der Zweiten. Die Minuten verstrichen. Ich ertappte mich immer wieder dabei, wie mein Blick zu Kevin wanderte. Irgendetwas hatte er an sich, so dass ich ihn permanent anstarren musste. Er saß völlig entspannt auf seinem Stuhl, das linke Bein so weit ausgestreckt, dass es fast bei seinem Nachbarn landete. Die linke Hand verschwand in seiner Hosentasche, während er mit der rechten zügig etwas auf sein Arbeitsblatt schrieb. Er schien gar nicht nachdenken zu müssen, so schnell flog sein Stift über die Seite.
    Einer der Glücklichen, dem Mathe wohl keine Schwierigkeiten bereitet, schoss es mir durch den Kopf. Ich probierte erneut zu den Aufgaben überzugehen, aber meine Augäpfel hatten in kürzester Zeit eine Art Eigenleben entwickelt. Sie verdrehten sie sich immer wieder in Kevins Richtung. Ich bewunderte sein markantes Gesicht. Es hatte diese typische Londoner Blässe, wenn er auch sonst eher wie einer der Surferboys aussah. Mühsam wandte ich den Blick von ihm ab, um mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, als ich bemerkte, dass Dalas Aufmerksamkeit auch nicht dem Arbeitsblatt galt. Sie beobachtete mich. Mit ihren eiskalten Augen funkelte sie mich garstig an. Wenn einer mit Blicken töten könnte, dann sie. Ich zuckte innerlich zusammen und widmete mich wieder meinem Blatt, das bei weitem noch nicht so ausgefüllt war, wie es eigentlich hätte sein sollen. Verflucht! Was war denn nur los mit mir? Ein solches Verhalten war absolut untypisch für mich. Seit wann konnte ein Junge mich dermaßen ablenken? Und dann auch noch gleich von einer Mathearbeit.
‘Reiß dich am Riemen‘
, ermahnte ich mich selbst und lenkte mein Augenmerk auf die Klausur. Bei dem neuerlichen Versuch, die erste Frage zu beantworten, erhob sich Mrs Chimney von ihrem Stuhl.
    „ Noch fünf Minuten, die Herrschaften!“
    Schnell schrieb ich noch den Ansatz einer Lösung auf, als wir auch schon aufgefordert wurden, die Stifte aus der Hand zu legen und die Arbeitsblätter der Reihe nach vorne zu reichen. Ich schaute Nina leicht geknickt an, die mich wiederum fröhlich anstrahlte.
    Nachdem jeder sein Arbeitsblatt abgegeben und Mrs Chimney den Papierstapel fein säuberlich in ihrer Aktentasche verstaut hatte, klopfte sie erneut drei Mal auf den Tisch. Der Geräuschpegel stieg, als alle ruckartig zum Leben erwachten und ihre Sachen zusammenpackten. Die WAUs verließen als Erste den Klassenraum. Ich sah ihnen nach, besonders Kevin war in meinem Blickfeld. Während ich mich geistig noch damit beschäftigte, herauszufinden, was meine Augen dazu veranlasste, diesen Typen laufend anzustarren,
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