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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All
Autoren: Piers Anthony
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BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH
    Band 23 131

    © Copyright 1971
    by Piers A. D. Jacob
    All rights reserved Deutsche Lizenzausgabe 1992
    Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe
    GmbH & Co., Bergisch Gladbach
    Originaltitel: Prostho Plus
    Lektorat: Reinhard Rohn
    Titelillustration: Zoltáu Boros und Gábor Szikszai (Agentur Kohlstedt) Umschlaggestaltung:
    Quadro Grafik, Bensberg
    Satz: KCS GmbH,
    2110 Buchhok/Hamburg
    Druck und Verarbeitung: Brodard & Taupin, La Fleche,
    Frankreich
    Printed in France
    ISBN 3-404-23131-7
    Der Preis dieses Bandes
    versteht sich einschließlich der
    gesetzlichen Mehrwertsteuer.
    Erste Auflage: Oktober 1992
    1
    Dr. Dillingham war einundvierzig Jahre alt, konservativ, ein Zahnchirurg unserer Tage. Nicht sehr phantasiebegabt als Junggeselle, wie seine Bekannten behaupteten. Seine Patienten meinten, er sei zu teuer. Seine hübsche Assistentin, die heimlich in ihn verliebt war, sagte, er sei reizend. Kurz, er war ein typischer Zahnarzt mit gesicherter Zukunft.
    Trotzdem war Dillingham an diesem Morgen schlechter Laune, und Schuld daran war Mrs. Nostrand. Sie hatte Übergewicht, Krampfadern und ein aufdringliches Wesen. Und sie war mit allen Krankheiten behaftet, die der Mensch sich einbilden kann. Nur schlechte Zähne hatte sie nicht — ihr Gebiß war makellos.
    Er fragte sich, warum ausgerechnet er die >Behandlung< übernehmen sollte. Wahrscheinlich hatten schon alle anderen Zahnärzte in seinem Bezirk Mrs. Nostrand klarmachen wollen, daß Zahnersatz zwar kein Problem darstelle, aber nur aus gesundheitlichen und nicht aus modischen Gründen angefertigt werde.
    »Mrs. Nostrand«, begann er, obwohl er den Fall für hoffnungslos hielt, »kein gewissenhafter Zahnarzt wird einen gesunden Zahn durch einen künstlichen ersetzen. Unsere Aufgabe besteht darin, ein Gebiß in seinem ursprünglichen Zustand zu erhalten, soweit das möglich ist. Sie sollten dankbar sein, daß Ihr Gebiß tadellos in Ordnung ist.«
    »Aber alle meine Freundinnen haben echte Goldplomben!«
    Dillingham beherrschte sich mühsam. »Ich versichere Ihnen, Mrs. Nostrand, es gibt nichts Besseres als natür- liches Zahnbein und echten Zahnschmelz.«
    »Mrs. Jones hat viertausend Dollar für ihre Goldplomben bezahlt«, erwiderte Mrs. Nostrand neidisch.
    »Es tut mir leid, Mrs. Nostrand«, sagte Dr. Dillingham» Die Weigerung war unwiderruflich.
    Wütend verließ Mrs. Nostrand seine Praxis.
    Der alte Joe Krampet war Dillinghams nächster Patient. Mit siebzig Jahren war er noch einigermaßen rüstig. Nur von seinen Zähnen konnte man das nicht behaupten.
    »Wieder mal einer kaputt gegangen, Doc«, sagte er mürrisch. »Flicken Sie ihn notdürftig, und schicken Sie mich wieder heim.«
    Dillingham schaute Joe in den Mund. Er war ein einziger Friedhof. Dillingham wunderte sich, wie der Mann überhaupt noch zubeißen konnte. Da gab es wohl keinen in seinen Lehrbüchern beschriebenen Katastrophenfall, der im Laufe der Jahre bei dieser Ruine von Gebiß nicht eingetreten wäre.
    »Joe, dieser Zahn muß raus. Da ist nichts mehr zu retten. Wenn der Zahn weiterfault, dann kann sich dein ganzer Kiefer entzünden...»
    »Nein. Nur nicht so was Kompliziertes, Doktor. Tun sie nur 'ne Füllung rein, damit es nicht mehr weh tut. Der Zahn hält schon noch so lange wie ich.«
    Da hatte er leider nicht ganz unrecht. Dillingham reparierte also den Schaden so gut es ging und zog sich anschließend für zehn Minuten in sein Labor zurück. Ein typischer Praxistag, dachte er. Schulkinder, die zu viele Bonbons aßen und ihn er-staunt ansahen, wenn er sie nach regelmäßigem Zähneputzen fragte. Geschäftsleute, die für Zahnuntersuchungen keine Zeit hatten, ehe nicht der Nerv die Alarmglocke auslöste. Frauen, die sich so sehr vor Schmerzen fürchteten, daß sie schon einen Schrei ausstießen, wenn er den Spiegel an einen gesunden Zahn hielt. Fast jeder seiner Patienten vergeudete das kostbare Erbe gesunder Zähne aus seiner Jugendzeit und dachte nicht daran, daß man echte Zähne nur unvollkommen und für sehr viel Geld ersetzen konnte.
    Er hatte es satt. Natürlich nicht seinen Beruf. Aber diesen unglaublichen Leichtsinn, mit dem die Leute ihre Zähne behandelten.
    Im Radio wurden Einzelheiten von einer neuen Weltraumsonde berichtet.
    Wenn es noch andere zivilisierte Wesen im Universum gab, hatten sie bestimmt schon längst gelernt, wie man das kostbare Erbe seiner Gesundheit bewahrt. Er stellte sich ein Geschöpf mit Knopfaugen vor, das vor der Kamera stand und
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