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MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)

MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)

Titel: MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
Autoren: Christina Atzeni
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Begrüßung.“
    Marc machte aus seiner Verachtung gegenüber den WAUs kein Geheimnis. Er konnte sie auf den Tod nicht ausstehen.
    „ Mensch, quatsch nicht so einen Mist. Sorry hab ich gesagt. Würdest du mich nicht so piesacken, wäre das erst gar nicht passiert“, giftete ich ihn an und drehte meinen Kopf schmollend zur Seite.
    „ Ja klar, jetzt bin ich dran schuld“, erwiderte er noch immer lachend.
    Als wäre die Sache nicht schon unangenehm genug, zog mich Marc jetzt auch noch damit auf. In dieser Hinsicht fehlte ihm jegliches Feingefühl.
    „ Könnten wir es dann dabei belassen?“
    „ Ich sag doch gar nichts. Du tust doch so, als wäre gerade die Welt untergegangen.“
    „ Ja, weil das extrem peinlich war.“
    „ Echt? Ich fand’s cool.“
    Auf dem restlichen Heimweg konnte es sich Marc nicht verkneifen, ein paar überflüssige Kommentare abzulassen. Ich versuchte, sie zu überhören, denn alles andere war erfahrungsgemäß sowieso sinnlos. Nachdem ich ihn verabschiedet hatte, genoss ich die Ruhe. Die Oktoberluft füllte meine Lunge mit kaltem Sauerstoff und die Sonnenstrahlen, die durch das dünne Geäst der säulenartigen Pappeln hindurch kamen, wärmten mein Gesicht. Es war ein schöner, ein friedlicher Moment in gewohnter Umgebung. Hier hatte ich den Großteil meiner bisher siebzehn Lebensjahre verbracht. Was meine Eltern und mich betraf, waren wir im Großen und Ganzen eine vollkommen normale Familie. Mom arbeitete als Journalistin bei unserem kleinen Ortsblättchen und Dad war Sachbearbeiter bei einer bekannten Versicherung in Quinto, der nächstgrößeren Stadt. Wir hatten ein erstklassiges, freundschaftliches Verhältnis.
    Unser Örtchen Walls, das sich im Nordwesten der USA befand, war mit seinen 6.186 Einwohnern eine recht kleine Gemeinde. Genau deshalb wollte Mom damals hierher ziehen. Sie liebte die Hilfsbereitschaft und die Herzlichkeit der Nachbarn. Sie war der Meinung, dass es hierzulande ungefährlicher sei als in den Großstädten und somit die beste Gegend, um ein Kind großzuziehen.
    Dass die Straßen als sicher galten, lag mitunter auch daran, dass in Walls allgemein nie viel los war. Gegen 19 Uhr wurden hier die Bürgersteige hochgeklappt und die Gassen wirkten wie ausgestorben. Natürlich gab es einen Supermarkt, Ärzte, Apotheken und was man sonst noch zum Überleben brauchte. Aber für uns Jugendliche hatte dieses idyllische Vorstädtchen nichts zu bieten. Auch die öffentlichen Verkehrsanbindungen waren keine große Hilfe, Abwechslung in die Wochenenden zu bringen, denn der letzte Bus fuhr um 20 Uhr. Wenn man also kein eigenes Auto besaß und die Eltern ihres nicht verleihen wollten, war man dazu gezwungen, mit seinem Hintern zu Hause zu bleiben. Auf Grund dieser Tatsache nannte Nina es immer nur
Das Kaff
, was keinesfalls liebevoll gemeint war.
    Da wir jedoch alle in Walls aufgewachsen waren, hatten wir uns der Situation angepasst, was wäre uns sonst auch anderes übrig geblieben. Unser üblicher Treffpunkt war das Charlies, ein kleines Cafébistro, wo es die besten selbstgebackenen Brownies gab, die ich je gegessen hatte. Es war im Prinzip unsere einzige Option, wenn wir uns nicht bei irgendeinem Zuhause oder im Park treffen wollten.
    Nichtsdestotrotz hätte ich mir keinen besseren Ort für meine Kindheit und Jugend vorstellen können. Dass Nina mit ihren Eltern, Mr und Mrs Silver, nur vier Häuser von mir entfernt, und Marc mit seiner Familie in der nächsten Querstraße wohnte, machte das alles für mich mehr als nur erträglich.
    Ich verließ die Allee, ging quer über den gepflegten Rasen unseres Vorgartens zur Veranda und schloss die Haustür auf, um sie gleich darauf hinter mir ins Schloss schnappen zu lassen. Sofort kroch mir der übliche Geruch von Moms Parfum in die Nase; fruchtig, frisch, wie Prosecco auf Erdbeeren. Wenn es diesen Duft als Raumspray zu kaufen gäbe, wäre er mit Sicherheit ein Verkaufsknüller. Ich liebte ihn. Ich schälte mich aus meiner Jacke und hängte sie links an der Wand neben der Tür an einen dafür vorgesehenen Messinghaken. Meine Turnschuhe stellte ich direkt darunter. Ich wusste, dass heute keiner zu Hause war, vergewisserte mich aber, indem ich einen kurzen Blick ins Wohnzimmer warf. Moms Schreibtisch, an dem sie oft über dem Laptop saß und ihre Artikel verfasste oder im Internet recherchierte, stand verlassen vor dem Fenster. Dad musste den riesigen Holztisch exakt so vor die Fensterfront rücken, dass Mom von ihrem Platz aus auf
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