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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen
Autoren: Laura Gambrinus
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wissen, und ich habe mich wirklich aufrichtig gefreut, als ich heute so überraschend die Möglichkeit bekam, seine neue Angestellte endlich persönlich kennen zu lernen.“
    Sie lächelte Ella mit großer Wärme an und diese fühlte sich von dem Blick aus den faszinierenden grünen Augen hilflos gefangen. Sie hörte die Worte, die da gesagt wurden, sie wusste, dass diese Worte einen Sinn ergeben mussten, aber sie konnte diesen Sinn beim besten Willen nicht verstehen. Nein – sie wollte ihn nicht verstehen!
    Ihre Fassungslosigkeit schien schließlich sogar Patrizia aufzufallen, denn sie stutzte und ihr Blick wurde plötzlich intensiver, fragender.
    „Ella? Geht es Ihnen nicht gut? Sie sind so weiß wie die Wand hinter Ihnen, was ist los?“ Sie beugte sich nach vorne und legte Ella mit einer besorgten Geste eine Hand auf den Arm.
    Mit einem Mal riss sie die Augen weit auf und holte tief Luft. Ein verstehender Ausdruck trat auf ihr Gesicht und dann ließ sie sich auf ihrem Stuhl zurücksinken.
    „Oh mein Gott“, entfuhr es ihr leise. „Jetzt verstehe ich!“ Ihre Stimme war voller Mitgefühl. „Er hat es wieder getan!“
    Ella bemühte sich krampfhaft, ihrer Beklemmung Herr zu werden und das Atmen nicht zu vergessen. Die Situation war so absurd, dass sie beinahe überzeugt war zu träumen.
    Ja natürlich! Sie war einfach nur in einem Albtraum gefangen – sie würde mit etwas Glück schon bald erwachen und mit einem erleichterten, tiefen Seufzen feststellen, dass sie alles nur geträumt hatte.
    Es war nämlich schlichtweg unmöglich , dass sie hier am Tisch Marcos Ehefrau gegenüber saß und diese sagen hörte, dass Marco sie zur Rückkehr hatte bewegen können. Und dass diese Frau auch noch sympathisch und einfühlsam war und sie allem Anschein nach mochte. Dass hier irgendetwas vor sich ging, das bisher nur als Drohung im Raum stand, das sich aber langsam wie eine finstere Gewitterfront vom Horizont aus nach oben über den ganzen Himmel schieben konnte. Etwas Gravierendes, Beängstigendes. Etwas, das ihr ganzes Leben in den Grundfesten erschüttern könnte, wenn es tatsächlich stark genug war, sich vom Horizont zu lösen und den hellen Mittagshimmel zu verdunkeln.
    Es kam Ella vor, als redete eine andere, ihr völlig fremde Person, die schließlich den Mut aufbrachte, mit blecherner Stimme die alles entscheidende Frage zu stellen.
    „Was hat er denn wieder getan?“
    Patrizia antwortete ihr nicht sofort, sondern nagte unschlüssig an ihrer Unterlippe. Die Situation schien ihr äußerstes Unbehagen zu bereiten, doch dann gab sie sich einen sichtbaren Ruck und setzte sich auf ihrem Stuhl gerade.
    „Nein!“ Sie klang ruhig und entschlossen. „Ich muss es Ihnen sagen, Sie haben ein Recht darauf! – Verzeihen Sie, Ella, ich will Ihnen wirklich nicht zu nahe treten, aber ich muss Sie das fragen. Ich will weder Ihnen noch Marco Unrecht tun und daher muss ich zuerst wissen, was passiert ist. Darf ich Sie das fragen?“
    Ella war zu keiner anderen Reaktion fähig, als stumm zu nicken. Gebannt hing ihr Blick an Patrizias vollen, sinnlichen Lippen.
    „Das ist mir fürchterlich peinlich, aber – Ella, gehe ich recht in der Annahme, dass Marco Sie – nun ja, sagen wir so, dass er Sie verführt hat?“
    „Verführt?“, echote Ella tonlos und starrte blicklos vor sich hin. Hatte er sie tatsächlich verführt? Oder hatte sie sich ihm nicht vielmehr geradezu an den Hals geworfen?
    „Ella!“, Patrizia klang nun eindringlicher. „Er war doch nicht etwa gewalttätig?“
    „Nein!“, fuhr Ella auf, „um Himmels willen! Nein, das war er nun wirklich nicht.“
    Patrizia atmete hörbar auf. „Dann ist es ja gut! Es wäre nicht das erste Mal, müssen Sie wissen. - Dann hat er Sie also tatsächlich nur verführt. Bestimmt hat er Ihnen danach das Blaue vom Himmel versprochen. Das hat er doch, oder?“
    „Wie meinen Sie das?“ Ellas Verstand wollte noch immer nicht so funktionieren, wie sie wusste, dass er es sollte.
    „Ich meine, dass er unglaublich geschickt mit seinen Worten umzugehen versteht. Lassen Sie mich raten – so wie ich ihn kenne hat er Sie zuerst schüchtern umgarnt und Sie dann hierher eingeladen. Er hat Ihnen versichert, dass Sie etwas ganz Besonderes seien, dass es für ihn nur noch Sie auf dieser Welt gäbe und dass er sich für Sie von mir scheiden lassen würde. Das hat er doch, oder?“
    Ella nickte stumm.
    Sie fühlte sich leer und ausgebrannt.
    Sie fühlte sich benutzt und weggeworfen. So wie
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