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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht
Autoren: Bird Jessica
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    D ie Frau kam aus der Dunkelheit, aber er erkannte sie an ihrem rotbraunen Haar. Sie bewegte sich langsam und zielstrebig auf ihn zu, und er atmete befriedigt auf. Er wollte sie fragen, wo zum Teufel sie gewesen war, denn er hatte sie vermisst.
    Doch je näher sie ihm kam, umso weniger wollte er reden.
    Als sie direkt vor ihm stehen blieb, streckte er die Hand aus und strich vorsichtig mit einem Finger über ihre Wange. Sie war beinahe schmerzlich schön, vor allem ihre Augen. Sie waren von einem geradezu spektakulären Blau, das perfekt mit der rotbraunen Haarpracht harmonierte, die ihr bis über die Schultern fiel. Er wollte, nein, er brauchte sie.
    Ihr Lächeln wurde breiter, als könnte sie seine Gedanken lesen, und sie warf den Kopf zurück. Er starrte auf ihren nach oben gewandten Mund, die geöffneten Lippen, und glühendes Verlangen wogte in ihm auf. Er gab dem Drängen nach, legte ihr die Hände auf die Schultern und zog sie zu sich herab, um sich schnell zu nehmen, was sie ihm anbot, ehe sie abermals verschwand.
    Er verspürte freudige Erwartung und noch etwas anderes, was sein Herz nicht nur aus reiner Lust gegen seine Rippen schlagen ließ.
    Jack Walkers Augen flogen auf. Gefangen im tosenden Verlangen seines Körpers konnte er nicht sicher sagen, ob er wach war oder schlief. Oder wo in aller Welt er war. Er lag nicht in seinem eigenen Bett, mehr wusste er nicht.
    Er sah sich in dem dunklen Zimmer um, und nach einer Reihe tiefer Atemzüge ergaben die Konturen einen Sinn. Er war im Plaza Hotel in New York, in der Suite, in der er immer wohnte, wenn er hierherkam.
    Und die Frau, die er so sehr begehrte, dass es weh tat, war verschwunden. Wieder mal.
    Er starrte frustriert unter die reich verzierte Decke. Er hatte in den letzten beiden Nächten kaum ein Auge zugetan. Er war sowieso nicht unbedingt für seine Geduld berühmt und wurde Mutter Teresa nicht gerade ähnlicher, wenn er nicht genügend Schlaf bekam.
    Allmählich machte ihn der Traum verrückt.
    Es war jedes Mal dasselbe. Genau in dem Moment, in dem er sie küssen wollte, kurz bevor er seinen Mund auf ihre Lippen drücken konnte, um herauszufinden, wie sie schmeckte, fuhr er schweißgebadet und vor allem übellaunig aus dem Schlaf auf.
    Er raufte sich das Haar. Da er seinen Frust an niemand anderem als an sich selbst auslassen konnte, lag er kochend in der Dunkelheit.
    Er hatte diese Frau nur einmal kurz getroffen, und sie hatte noch nicht einmal einen besonderen Eindruck auf ihn gemacht.
    Rastlos kämpfte er sich aus der Decke, die um seinen nackten Leib geschlungen war. Als er sich endlich davon befreit hatte, stand er auf, trat vor die breite Fensterfront und blickte hinaus. Die Aussicht war typisch für New York. Wolkenkratzer ragten in den Himmel auf, und die Rücklichter von unzähligen Wagen funkelten im Labyrinth der Straßen, auf das er hinuntersah. Es war mitten in der Nacht, doch noch immer herrschte reges Treiben in der Stadt.
    Vor ein paar Tagen war er aus Boston hergekommen, um sich mit seinem Zimmergenossen vom College zu treffen, der inzwischen als politischer Berater tätig war, und um ein Gemälde wiederzuersteigern, das schon immer im Besitz seiner Familie gewesen war. Einer unbewussten sexuellen Obsession anheimzufallen hatte er bestimmt nicht vorgehabt.
    Wenigstens war das Gespräch mit seinem alten Freund positiv verlaufen. Und auch das Gemälde hatte er zurückerlangt.
    Der Kauf war ihm am Vorabend auf der eleganten Gala der Hall Foundation geglückt. Er hatte fast fünf Millionen Dollar für den John Singleton Copley hingelegt, auf dem Nathaniel Walker, Held des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs und einer seiner berühmtesten Vorfahren, abgebildet war, hätte aber auch noch mehr bezahlt. Die Familie hätte das Gemälde nie verkaufen dürfen, und er hatte als Einziger genügend Geld für seinen Rückerwerb.
    Auch wenn das ein gut gehütetes Familiengeheimnis war.
    Seit sein Vater – immerhin diskret – Bankrott gemacht hatte, hatte Jack sein hart verdientes Geld dazu benutzt, um das Ansehen seiner Familie zu bewahren. Wobei für den Erhalt des stolzen Erbes und des luxuriösen Lebensstils der Walkers ein enormer, unendlicher Geldstrom nötig war. Allerdings enthielt der Genpool ihres Clans nur eine Handvoll von Verdienern sowie eine Unzahl von Verschwendern. Wobei Jack zuoberst auf der kurzen Liste der Verdiener stand.
    Die schlechte Vermögensverwaltung durch den Vater und die finanzielle Anstrengung, die nötig war,
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