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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht
Autoren: Bird Jessica
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ihm gefiel. Sie hatte sich aus eigener Kraft ein Unternehmen aufgebaut und verdiente mit der Dekoration von Häusern und Geschäften einen Haufen Geld. Sie verfügte über jede Menge Stil und Eleganz. Und sie war fürsorglich, verständnisvoll und warmherzig, was für ihn im nächsten Jahr besonders wichtig war. Denn wahrscheinlich würde er für das Amt des Gouverneurs von Massachusetts kandidieren, und sie würde in dieser turbulenten Zeit einen ebenso kühlen Kopf bewahren wie in allen anderen Situationen, in denen sie mit Stress klarkommen musste.
    Er schätzte sie und fand es schön, dass sie ein Teil von seinem Leben war. Liebe war das Einzige, was in der Gleichung fehlte, aber das war kein Problem. Zu dieser ganz besonderen Art der Leidenschaft war er einfach nicht fähig. Gegenüber keiner Frau.
    »Dann sollte die Frage wohl eher lauten, weshalb du mich heiraten willst?«
    »Weil ich dich liebe und der Ansicht bin, dass wir ein gutes Team wären.«
    »Wir sind ein gutes Team.«
    »Also erzähl mir – was ist los?«
    Er schüttelte den Kopf, denn er würde ihr ganz sicher nicht erzählen, dass ihm in den letzten Nächten immer wieder eine andere Frau im Traum erschienen war. »Glaub mir, Blair. Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen musst.«
    »Okay, okay.« Sie streichelte ihm sanft die Schulter und beruhigte ihn dadurch, wie sie es häufig tat. Sie ging einfach auf eine Weise mit ihm um, die ihm ausnehmend gut gefiel. Beruhigend, aber nie bevormundend. »Trotzdem hoffe ich, dass du mir irgendwann noch sagst, was dich bedrückt. Ich höre schlechte Nachrichten am liebsten immer gleich.«
    Damit legte sie sich wieder hin und schmiegte sich an seinen Bauch, bis ihr Atem wieder ruhig und ebenmäßig ging.
    Jack starrte abermals die Decke an, während sie in seinen Armen schlief. Doch kaum machte er selbst wieder die Augen zu, tauchte erneut das Bild der rothaarigen Frau in seinen Gedanken auf.
    Es war nur ein Traum, sagte er sich. Die Bilder, die Gefühle hatten mehr mit seiner eigenen Libido als mit der Frau zu tun, der er nur einmal kurz begegnet war.
    Außerdem waren ihm blonde Frauen lieber, und er hielt eine liebevolle, wundervolle blonde Frau im Arm. Er war ein Mann mit einem Plan und würde von dem eingeschlagenen Kurs ganz sicher nicht mehr abweichen.

2
    C allie Burke trat in den beißenden Oktoberwind hinaus, klappte ihren Kragen hoch und spürte das Kratzen des rauen Stoffs an ihrem Hals. Der alte Wollmantel schützte sie seit Jahren vor den windigen und kalten Wintern in New York, und sie müsste ihn wie viele andere Dinge schon seit längerem ersetzen, aber leider fehlte ihr dafür das Geld.
    Sie warf noch einen letzten Blick auf die Kunstgalerie, in der sie in den letzten achtzehn Monaten tätig gewesen war, schob die Hände in die Taschen und spürte durch ihre Fäustlinge hindurch den letzten Scheck, der ihr soeben ausgehändigt worden war. Stanley, ihr Boss – oder ihr Ex- boss –, hatte sie nicht gehen lassen wollen, doch aufgrund der allgemeinen Rezession gingen die Geschäfte einfach schlecht, und er hatte keine andere Wahl gehabt. Die Leute kauften eben weniger als während der Zeit des Aufschwungs, und der Erhalt der Galerie war nun mal wichtiger als der persönliche Bezug zum Personal.
    Trotzdem hätte er es ihr ein bisschen früher sagen können, dachte sie. Schließlich hatte sie am Vormittag das Haus in der Annahme verlassen, dass ihr Job bei Stanley sicher war.
    Sie machte einen Schritt nach vorne und reihte sich in den nicht abreißenden Strom der Fußgänger, der sich über die Bürgersteige schob.
    Die Arbeit in der Galerie hatte ihr Spaß gemacht. Sie hatte davon ein wenn auch eher bescheidenes Dach über ihrem Kopf bezahlen können, war im Kunstbetrieb geblieben, auch wenn es in dem Laden nichts zu restaurieren oder konservieren gab, und hatte es von ihrer Wohnung aus nicht weit zu ihrem ebenfalls in Chelsea gelegenen Arbeitsplatz gehabt.
    Außerdem hatte sie Stanley wirklich gern gehabt, trotz seines ausgemachten Hangs zur Theatralik und seiner innigen Beziehung zu seinem Teacup-Pudel Ralph. Ralphie hatte sie nicht ganz so sehr gemocht. Vier Pfund geballte Gehässigkeit sowie ein derart schrilles Kläffen, dass Gläser davon zerbarsten, nahmen andere nicht unbedingt für einen ein – egal, wie sehr der gute Stanley an dem blöden Köter hing.
    Callie zog eine Grimasse, als sie daran dachte, dass die Galerie ihr fehlen würde, kämpfte dann aber entschlossen gegen das
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