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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Autoren: Rolf Dieckmann
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PROLOG
    E ine Kolonne von rund dreißig Fahrzeugen fährt auf der kurvenreichen Straße am Westufer des Comer Sees langsam in Richtung Norden. In den Lastwagen sitzen Soldaten der Deutschen Wehrmacht, in den Begleitfahrzeugen Männer der SS, ehemalige Minister der faschistischen Regierung Italiens und Schwarzhemden. Mitten im Konvoi der abgesetzte Diktator Benito Mussolini und seine Geliebte Claretta Petacci. Sie sind auf der Flucht, ihr Ziel ist die neutrale Schweiz. Von Süden rücken die alliierten Streitkräfte der Amerikaner und Engländer vor, den Norden kontrollieren die italienischen Partisanen. Es ist der 27. April 1945.
    Wenige Kilometer hinter dem Städtchen Menaggio werden sie durch eine Straßensperre aufgehalten. Italienische Partisanen verhindern die Weiterfahrt, bleiben aber auf Distanz. Sie ahnen nicht, wer in diesem Konvoi mitfährt. Nach zähen Verhandlungen geben sie die Straße für die Deutschen frei. Einzige Forderung: Die Italiener sollen zurückbleiben. Damit sind die SS-Männer nicht einverstanden. Sie haben direkt aus Berlin den Befehl bekommen, den Duce sicher in die Schweiz zu bringen. Da hat der Kommandeur eine Idee: Mussolini soll einen deutschen Soldatenmantel anziehen, einen Stahlhelm der Wehrmacht aufsetzen und sich im hinteren Teil eines Mannschaftswagens niederlassen. Der Duce willigt ein.
    Der noch vor kurzem gefürchtete Diktator ist ein gebrochener Mann. Seine Familie, seine Freunde, die Macht – alles ist verloren. Ein Lastwagen mit Kisten – voller Geld, Kunst- und anderer Wertgegenstände –, die ihm nach gelungener Flucht ein komfortables Leben sichern sollten, ist bereits vor einigen Tagen spurlos verschwunden. Mussolini ahnt, dass seine Tage gezählt sind.
    In Dongo am Comer See werden die Lastwagen erneut von Partisanen angehalten und durchsucht. Mussolini wird entdeckt und verhaftet. Am Tag darauf erschießt ein Partisan, der sich Oberst Valerio nennt, den einstmals so mächtigen Tyrannen und seine Geliebte.
    Später werden die Geschichtsbücher minutiös darüber berichten, was sich in jenen Tagen abgespielt hat. Nur ein Vorgang wird nie erwähnt und bleibt für Jahrzehnte im Dunklen. Es wird mehr als sechs Jahrzehnte dauern, bis das Geheimnis gelüftet wird. Ein Geheimnis, das geeignet ist, die westliche Welt zu erschüttern.

ERSTER
TEIL

1. KAPITEL
    R obert Darling hatte sich gerade auf seine Terrasse zurückgezogen, um die Mittagsruhe zu genießen, als eine schrille Frauenstimme die Stille zerriss. »Roberto!« Es klang verzweifelt.
    Robert erhob sich aus seinem Gartenstuhl und ging zum Geländer der Terrasse. Die Frau, die den Weg vor seinem Haus entlanglief, kannte er gut.
    »Signora Montovani«, rief Robert hinunter, »was ist los?«
    »Oh, Signore Medici!« Die Frau blieb stehen. Sie war völlig verstört.
    Robert hatte es lange aufgegeben, den Leuten mitzuteilen, dass er Darling hieß – und nicht Medici wie seine Mutter. Andererseits sprachen ihn die meisten Leute sowieso mit Roberto an.
    Die Signora war um die dreißig, hatte lockige, schwarze Haare und einen sehr blassen Teint. Sie musste gerade im Garten gearbeitet haben, denn sie trug ein Männerhemd, das ihr viel zu groß war, und eine blaue Latzhose, auf deren Knien noch Spuren von Erde zu sehen waren.
    »Ich meine nicht Sie, ich meine den kleinen Roberto, meinen Sohn, Sie kennen ihn doch … Er müsste längst von der Schule zu Hause sein, seit drei Stunden … O Madonna!«
    Die Montovanis wohnten in einem kleinen Landhaus, ein paar Minuten von Roberts Anwesen entfernt, das am Rande des toskanischen Dörfchens Mezzomonte lag. Silvio Montovani arbeitete in der Zellulosefabrik, und nebenbei betrieb die Familie Landwirtschaft im kleinen Stil.
    Robert ging die Treppe der Terrasse hinunter. Er lächelte beruhigend und legte seinen Arm um ihre Schultern. »Jetzt erzählen Sie mir erst einmal ganz ruhig, was passiert ist.«
    »Signore Medici«, jammerte sie, »ich habe das Gefühl, dass irgendetwas Schreckliches passiert ist. Madonna, mein Junge!«
    Robert führte die Signora auf die Terrasse, schob sie sanft auf einen der Stühle, schenkte ein Glas Mineralwasser ein und gab ihr das Glas. »So, jetzt trinken Sie erst einmal einen Schluck. Haben Sie keine Angst, wir werden Ihren Roberto ganz sicher finden. Wie kommt er denn gewöhnlich von der Schule nach Haus?«
    »Mit dem Bus«, schluchzte sie. »Vielleicht ist ein Unglück passiert!«
    »Das ist unwahrscheinlich«, warf Robert ein und reichte ihr ein
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