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Einladung in den Palast des Prinzen

Einladung in den Palast des Prinzen

Titel: Einladung in den Palast des Prinzen
Autoren: Jennie Adams
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1. KAPITEL
    „Da sind Sie ja schon. Ich hatte mich auf eine längere Wartezeit eingestellt.“ Melanie Watson versuchte sich ihre Erleichterung über das rasche Eintreffen des Taxifahrers nicht anmerken zu lassen. Sie hatte etwas Geld gespart, um weit weg von ihrer Tante, ihrem Onkel und ihrer Cousine ein neues Leben zu beginnen. Zwar war es nicht so viel, wie sie sich gewünscht hätte, aber heute Abend war ihr endgültig klar geworden, wie unerträglich es sein konnte, mit Menschen unter einem Dach zu leben, die sich selbst für großartig und unfehlbar hielten und andere nur verachteten und ausnutzten.
    Es reichte ihr ein für alle Mal, und deshalb hatte Mel sich spontan entschieden, ihre Verwandten ohne Rücksicht auf ihre finanzielle Situation noch am selben Abend zu verlassen. Nachdem ihre Cousine sich in ihre Suite zurückgezogen hatte und ihre Tante und ihr Onkel ins Bett gegangen waren, hatte sie ihre Sachen zusammengepackt und einen Zettel mit einer kurzen Nachricht auf ihr Bett gelegt, sich dann ein Taxi bestellt und war aus dem Haus geschlichen.
    Sie betrachtete die Silhouette der Stadt, die im fahlen Licht der Morgendämmerung silbrig schimmerte. Bald würde die Sonne aufgehen und die kühle Luft erwärmen. Und wenn der neue Tag anbrach, sah die Welt bestimmt schon wieder ganz anders aus. Ob sie sich bis dahin wach halten konnte, bezweifelte sie allerdings.
    Momentan fühlte sie sich ziemlich elend, und ihr brummte der Kopf so heftig, dass sie befürchtete, ohnmächtig zu werden. Irgendwie kam ihr die Situation beinah unwirklich vor.
    „Um diese Zeit ist es angenehm zu fahren, finde ich. Die Straßen sind frei, und alles ist noch so still und friedlich.“ Es war eine unverfängliche Bemerkung, die keine Rückschlüsse darauf zuließ, in welcher miserablen Verfassung sie sich befand. Und da der Taxifahrer letztlich so etwas wie eine neutrale Person war, fügte sie hinzu: „Ich bin ziemlich angeschlagen, weil ich eine allergische Reaktion hatte und ein Medikament einnehmen musste, das viel intensiver wirkt, als ich annahm.“
    Sie hatte sich aus dem Medikamentenschrank ihrer Cousine bedient, während Nicolette die letzten prominenten Gäste verabschiedete. Das war vielleicht nicht richtig gewesen, wie Mel sich eingestand, aber in ihrer Verzweiflung hatte sie sich nicht anders zu helfen gewusst.
    Sie atmete tief durch und erklärte betont munter: „Jedenfalls bin ich bereit für alles Neue, was mich erwartet.“
    Nic lächelte leicht. „Ich bin besser durchgekommen, als ich erwartet hatte, und froh, dass Sie schon bereitstehen.“ Zu seiner Überraschung siezte sie ihn, aber warum sollte er nicht darauf eingehen? Einzelheiten konnte er später noch mit ihr klären, und vielleicht hielt sie die formelle Anrede unter den gegebenen Umständen für besser. „Dass Sie trotz Ihrer Beschwerden so begeistert sind, finde ich erfreulich“, fuhr er fort und zog fragend die Brauen hoch. „Was war denn der Auslöser für die Allergie?“
    Der Taxifahrer sah aus, als wüsste er nicht genau, was er von ihr halten sollte, aber im Moment wusste Mel das selbst nicht. Sie hatte ihre Pflicht getan, sie hatte trotz der Schikanen ihrer Verwandten ein wunderbares Essen für die Party zubereitet und später, als alle Gäste gegangen waren, aufgeräumt und sauber gemacht.
    Da sie im Begriff war, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und in Sydney ganz neu anzufangen, wünschte sie, sie wäre hellwach. Leider konnte sie kaum noch die Augen offen halten.
    „Meine Cousine hatte sich ein neues Parfüm gekauft, das nach Gardenien duftet, und sich damit neben mir eingesprüht. Kurz darauf fingen meine Beschwerden an. Offenbar bin ich dagegen allergisch. Schenken Sie mir also niemals einen Strauß Gardenien“, fügte sie scherzhaft hinzu.
    „Ich werde daran denken. Sie haben übrigens recht, es lässt sich wirklich gut fahren um diese Zeit. Und die Silhouette Melbournes wirkt im diffusen Licht der Dämmerung sehr beeindruckend.“ Seine Stimme klang angenehm, und er sah ihr ernst in die Augen.
    Interessiert musterte sie ihn. Er war schlank, mindestens einen Meter achtzig groß, womit er sie um ungefähr fünfzehn Zentimeter überragte, und umwerfend attraktiv. Sie blinzelte und versuchte, ihren leicht getrübten Blick zu klären.
    Sein Akzent, seine gebräunte Haut und das schwarze Haar verrieten, dass er aus Südeuropa kam. Seine breiten Schultern weckten sicher in jeder Frau den Wunsch, bewundernd mit der Hand
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