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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen
Autoren: Laura Gambrinus
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jedenfalls.
    Jetzt tat er das nicht.
    Jetzt, in diesem Moment, war er unsicher, wie er auf diese Frau gewirkt haben mochte, die er unbedingt kennenlernen wollte, und das passte ihm gar nicht.
    Würde sie überhaupt kommen?
    Seit er sie das erste Mal auf diesem kurzen Inlandflug zurück aus Rom gesehen hatte, ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ihr Platz war schräg vor ihm gewesen und er hatte genügend Zeit gehabt, ihre sehr anziehende Silhouette von hinten ausgiebig zu studieren. Und er hatte diese Zeit genutzt. Je länger er sie beobachtete, umso mehr faszinierte sie ihn. Soweit er das beurteilen konnte, war sie nicht zu mager, aber auch nicht zu gut gepolstert – für seinen Geschmack gerade richtig mit den entsprechenden weiblichen Rundungen ausgestattet. Das kastanienbraune Haar band sie sich während des Flugs zu einem mädchenhaften Pferdeschwanz hoch, was ihm den Blick auf den anmutigen Schwung ihres schlanken, langen Halses ermöglichte…
    Und dann hatte sie sich sogar zu ihm umgedreht, erinnerte er sich, so als habe sie sein Gestarre geradezu körperlich gespürt, und da hatte ihn ihr Blick aus forschenden, goldbraunen Augen getroffen wie ein Blitz.
    Es hatte eine ganze Weile gedauert, ehe sich sein wild galoppierendes Herz wieder beruhigte! Nur dass er von diesem Moment an seine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle hatte – den Rest des für seinen Geschmack leider viel zu kurzen Fluges quälte ihn seine Fantasie mit schmutzigen Bildern. Er verfluchte sich dafür, dass er sein Jackett ins Gepäckfach gelegt hatte – über seinem Schoß wäre es in dieser Situation besser aufgehoben gewesen. So musste er sich mit einer der verfügbaren Zeitschriften begnügen. Schließlich gelang es ihm aber doch, sich zu beruhigen, ehe einem seiner Sitznachbarn oder den Flugbegleiterinnen die unanständige Beule in seiner Hose auffallen konnte. Dabei konnte er sich nicht einmal damit vor sich selbst entschuldigen, dass diesbezüglich bei ihm Notstand geherrscht hätte, denn das war keineswegs der Fall.
    Um mögliche Peinlichkeiten zu vermeiden, hatte er die faszinierende Fremde erst beim Aussteigen aus der Maschine angesprochen. Hatte ihr seine Karte in die Hand gedrückt, ihr tief in die Augen gesehen und sie eindringlich gebeten, ihn anzurufen. Das war die absurde Krönung dieses denkwürdigen Fluges gewesen und tatsächlich hatte sie nur hellauf gelacht, ehe sie in der Menge verschwunden war. Natürlich hatte sie ihn nicht angerufen und seither hatte ihm die Erinnerung an die Brünette aus dem Flugzeug abwechselnd schlaflose Nächte und intensive erotische Träume beschert.
    Ihr dann hier auf dieser Vernissage wieder zu begegnen, hatte ihn fast aus den Schuhen gehauen. Wahrscheinlich hatte er sich wie ein kompletter Idiot aufgeführt, aber das konnte er nun auch nicht mehr ändern. Hauptsache, sie hielt ihre vage Zusage ein und tauchte auch tatsächlich auf!
    Als sie dann endlich erschien, fiel ihm ein Stein vom Herzen und erst jetzt merkte er, wie angespannt er war, sein Herzschlag setzte kurz aus und sein Adrenalinspiegel erreichte schlagartig Rekordniveau. Er hoffte inständig, dass sie davon nichts bemerken würde und sprang hastig auf.
    Als sie auf ihn zukam, scannte er sie von Kopf bis Fuß. Sie war ziemlich groß, vielleicht gerade mal einen halben Kopf kleiner als er. Wenn sie hohe Schuhe trug, konnte er ihr sicher geradeaus in die Augen sehen. Er mochte das. Ihr kesses, weich fließendes Kleid bestätigte seine Vermutung, dass sie alles andere als ein Klappergestell war, ihre relativ schmale Taille ging in hübsch gerundete Hüften über, die bei jedem Schritt einladend schwangen. Nicht zu üppige, aber dennoch volle, leicht wippende Brüste ließen seinen Mund automatisch trocken werden. Das kastanienbraune Haar trug sie – im Gegensatz zu ihrer ersten Begegnung – heute offen und die sanften Wellen fielen ihr bis unter die Schulterblätter.
    Sie kam mit anmutigen Schritten auf ihn zu, erwiderte seinen Blick direkt und ohne Verlegenheit und blieb vor ihm stehen.
    „Guten Abend.“
    Nun fiel ihm auf, wie lang ihre Wimpern um die goldbraunen Augen waren und dass sie ein paar Sommersprossen auf der Nase hatte.
    „Hallo - ich fürchtete schon, Sie würden nicht herkommen.“
    Seine Stimme klang sanft und dunkel. Er machte eine einladende Geste, sich zu setzen, doch sie reagierte nicht darauf.
    „Das tue ich auch nicht.“ Sie fixierte ihn ernst. „Sie haben mir nur vorhin keine Gelegenheit gegeben,
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