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Schwaben-Rache

Schwaben-Rache

Titel: Schwaben-Rache
Autoren: Klaus Wanninger
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1. Kapitel
    Der Überfall traf ihn aus heiterem Himmel, völlig unvorbereitet.
    Sie hatten sich vor dem Lokal verabschiedet, in fröhlicher, fast ausgelassener Stimmung, hatten einen neuen Termin vereinbart und waren dann in verschiedene Richtungen zu ihren Autos gelaufen. Wo die Männer herkamen, konnte er nicht feststellen, es ging zu schnell. Plötzlich waren sie aus der Dunkelheit aufgetaucht.
    »Kein Laut, Sie kommen mit«, hörte er eine gedämpfte Stimme unmittelbar hinter sich, Sekundenbruchteile bevor er den Schlüssel ins Schloss stecken konnte. Im selben Augenblick drückten sie ihm einen harten Gegenstand in den Rücken.
    Er fühlte sich wie gelähmt, versuchte erst gar nicht, sich zu wehren oder laut loszuschreien. Die Straße war menschenleer, so viel drang in seine betäubten, halb vernebelten Sinne, aber das war kein Wunder, schließlich konnte es sich nur noch um Minuten oder Sekunden bis zum Beginn des neuen Tages handeln. Mitternacht an einem normalen Wochentag bedeutete tote Hose im Zentrum Stuttgarts.
    Die Männer nahmen ihm wortlos die Schlüssel ab, hakten sich auf beiden Seiten bei ihm ein, zwangen ihm ihre Richtung auf. Er stolperte die Gehwegbegrenzungen hinunter und hinauf, folgte den Entführern die Straße entlang, bis sie nach wenigen Metern das Auto erreicht hatten. Sie drückten ihn auf den Rücksitz, herrschten ihn an, keinen Laut von sich zu geben, und starteten den Wagen.
    Den Kopf vor Erschöpfung hängen lassend, die Augen geschlossen, nahm er das Straßenlabyrinth nicht wahr, das sie durchquerten. Er schaute erst auf, als das Fahrzeug abrupt stoppte und der Mann vorne kräftig fluchte. Eine einsame Gestalt huschte direkt vor ihnen über die Straße, ein Spätheimkehrer oder Nachtschwärmer, aber er schenkte ihnen weniger Beachtung als sie ihm.
    Müde blickte er sich um, versuchte, sich zu orientieren. Er wusste nicht, wo sie sich befanden, ahnte nicht, wohin sie fuhren. Kraftlos hielt er still, ergab sich in sein Schicksal.
    Irgendwann hatten sie den Tunnel dann erreicht. Überrascht stellte er fest, dass er den Ort kannte, die Straße schon oft mit seinem Wagen benutzt hatte. Die Fahrbahn war hell erleuchtet, Autos rasten in Pulks, je nach Ampelschaltung, in die schmale Röhre hinein und wieder hinaus. Sie blieben stehen, starrten in den Tunnel.
    »Wenn die Ampel auf rot springt«, sagte der Mann.
    Er bemerkte, wie sie sich vorsichtig umsahen.
    Vier, fünf Fahrzeuge jagten vorbei. Das letzte war gerade im Tunnel verschwunden, als sie ihn plötzlich aus dem Wagen stießen, ihn von beiden Seiten einhakten und losrannten. Erschrocken spurtete er los – geradewegs in den Tunnel hinein.
    Am nächsten Tag prangte die Schlagzeile in allen Zeitungen.

2. Kapitel
    »Autoclub-Chef in Tunnel festgebunden:
Grüner Terror in Stuttgart?
    Stuttgart. Unbekannte Täter entführten gestern Nacht in Stuttgart den Vorsitzenden des Gaus Württemberg des größten deutschen Automobilclubs. Sie überfielen den 52-jährigen nach einem Lokalbesuch im Stuttgarter Zentrum und banden ihn in einer engen Nische des von einer stark frequentierten Straße durchzogenen Wagenburgtunnels am Rand der Innenstadt fest. Aufgrund eines anonymen Anrufs beim Südwestdeutschen Rundfunk wurde er am Morgen von Journalisten befreit. Wegen Vergiftungserscheinungen ließ ihn die Polizei in einer Klinik untersuchen. Er konnte aber nach wenigen Stunden wieder entlassen werden
.
    »Es war die Hölle«, berichtete der Mann, »ununterbrochen rasten Autos an mir vorbei. Der Lärm und die Abgase waren entsetzlich. Ich fühle mich absolut elend.«
    Die Polizei tappt auf der Suche nach den Kidnappern im Dunkeln. Sie rätselt über ein Bekennerschreiben, das am Tatort gefunden wurde. In diesem kündigen die Täter Aktionen gegen den Autoverkehr und seine Repräsentanten an. »Der Autowahn muss ein Ende haben«, heißt es darin unter anderem
.
    Die Polizei startete eine intensive Fahndungsaktion.«

3. Kapitel
    Der Gewitterregen, der am frühen Morgen polternd und mit kräftigen Güssen über der Stadt niedergegangen war, hatte die Hitze und den abgasgeschwängerten Dunst aus den Häuserschluchten vertrieben. Die Quecksilbersäule des Thermometers verharrte in weit niedrigeren Regionen als an den unerträglich schwülen Hochsommertagen zuvor. Der Stuttgarter Talkessel zeigte sich ebenso wie die höher gelegenen Teile der Stadt frisch gewaschen. Straßen, Gehwege und Stäffele, wie der Volksmund die unzähligen Treppen im Stadtgebiet
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