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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen
Autoren: Laura Gambrinus
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war, weil er sie darum gebeten hatte.
    Und die er in der vergangenen Nacht offensichtlich… sie weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu verfolgen, sonst würde ihr unweigerlich übel werden.
    Ella stand schließlich steifbeinig auf.
    „Ich muss im Dachgeschoss noch Ordnung machen“, hörte sie sich mit tonloser Stimme sagen, „und ich muss noch den Computer und die Kamera einpacken. Alles andere kann warten, ich…“
    „Schon gut“, unterbrach Patrizia leise und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Lassen Sie sich so viel Zeit, wie sie brauchen. Ich weiß, das ist schwer für Sie, aber nur so haben Sie überhaupt eine Chance, darüber hinweg zu kommen. Ich helfe Ihnen mit Ihren Sachen, wenn Sie das möchten!“
    „Danke, nicht nötig“, wehrte sie unbeholfen ab. „Ich schaffe das schon.“
    Während der nächsten halben Stunde war Ella damit beschäftigt, ihre diversen Habseligkeiten einzusammeln, die sie in den vergangenen gemeinsamen Wochen langsam, aber stetig über Marcos Villa verteilt hatte.
    Als sie all das wie in Trance erledigt hatte, stieg sie noch einmal ins Dachgeschoss hinauf. Der Computer war an und sie wusste nicht, dass sie es tun würde, ehe sie vor der Tastatur saß und Marco einen Abschiedsbrief schrieb.
    Sie musste es einfach tun.
    Marco war ein eiskalter Hund, der sie ohne mit der Wimper zu zucken abserviert hatte und nicht einmal das Herz besaß, es ihr offen und ehrlich zu sagen. Aber sie würde wenigstens ihr Gesicht und einen letzten Rest an Stolz wahren und ihm zumindest offiziell zuvorkommen. Immerhin das!
    Sie druckte den Brief aus und faltete ihn zusammen. Dann packte sie die Kamera in ihre Schachtel und legte sie auf den Tisch auf einen Stapel Zeichnungen. Das tat sie sonst nie – sie legte nie etwas Schweres auf die Zeichnungen, doch in diesem Fall war es ihr egal. Den Brief legte sie unter die Kamera, so dass Marco ihn finden würde, wenn er das Gewicht von den Zeichnungen entfernte. Und das würde er tun, denn das hatte sie ihm beigebracht! Sie fuhr den Computer herunter, schob ihn in seine Tasche und legte diese neben den anderen Stapel.
    Blieb noch der Ring.
    Warum sie ihn ausgerechnet heute trug, konnte sie nicht sagen. Sie hatte ihn nie gerne getragen, erinnerte sie sich mit einem kalten Stechen im Herzen an die unselige Nacht, in der Marco ihn ihr geschenkt hatte. Erinnerte sich an seine kalten, hingeworfenen Worte und begriff in diesem Moment erst die volle Tragweite dessen, was er ihr bereits damals gesagt hatte.
    Das hier ist nur eine nette Geste, nichts weiter. Du solltest nicht so viel da hinein interpretieren … ich fühle mich dadurch in keiner Weise irgendwie verpflichtet, ich wollte dir nur eine kleine Freude machen, das ist alles. Jetzt nimm ihn schon…
    Sie hätte es wissen müssen! Sie hätte darauf vorbereitet sein müssen, denn er hatte ihr bereits alles, wirklich alles ins Gesicht gesagt! Sie hatte die Augen vor der Wahrheit verschlossen gehalten, weil sie sie nicht hatte sehen wollen.
    Ella hätte den verdammten Ring, so schön er auch war, am liebsten in die Toilette geworfen und hinuntergespült, doch ihr war sofort klar, dass sie das nicht fertig bringen würde. Und vielleicht konnte Marco ihn ja noch einmal wiederverwenden, dachte sie bitter. Wenn seine Frau auch nicht so aussah, als ob sie ihn nötig hätte…
    Mit zitternden Fingern zog sie ihn ab und überlegte einen Augenblick. Dann rollte sie kurzerhand eine der kleineren, nicht so wertvollen Zeichnungen zu einem dünnen Röhrchen zusammen, schob den Ring darüber und legte das Ganze auf die Pinselablage der Staffelei.
    Sie war froh darüber, dass Patrizia ihre dankende Ablehnung akzeptiert hatte und sich während dieser Zeit taktvoll zurückhielt. Erst als Ella alles im Auto hatte und den Kofferraum zuschlug, tauchte sie in der Haustür auf.
    „Hier!“ Ella griff in ihre Tasche und förderte die Fernbedienung für das Zufahrtstor sowie den Haustürschlüssel zutage und überreichte beides Patrizia. „Vielleicht sollte er lieber den Code für die Alarmanlage ändern, denn den habe ich mir gemerkt und kann ihn wohl schlecht wieder hergeben.“
    „Ach, cara!“, rief Patrizia spontan aus, „dass Sie in so einer Situation auch noch einen Scherz machen können! Sie sind eine bewundernswerte Frau und einer wie Marco hätte Sie ohnehin nicht verdient gehabt, glauben Sie mir das! Sie sind ohne ihn viel besser dran.“
    „Danke“, erwiderte Ella steif und wandte sich zum Gehen, doch Patrizia
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