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Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Manfred Köhler
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Kapitel 1
     
    „Bringst du mich nach Hause?“
    „Ich hab leider kein Auto. Aber ich ruf dir ein Taxi.“
    „Kein Auto...?“
    Sie ließ sich zurück auf die Matratze fallen.
    „Benno? So heißt du doch, oder?“
    „Ja.“
    „Benno, weißt du noch, wie ich heiße?“
    „Klar.“
    So ein Mist, dass sie ausgerechnet jetzt aufgewacht war. Soeben war er in einer Aufstellung über außergewöhnliche Webcams auf den Begriff „Ghostcam“ gestoßen, hatte sich zu einem Spezia lverzeichnis solcher „Gespenster-Kameras“ weitergeklickt und rief nun eine nach der anderen auf. Die Momentaufnahme einer Bibliothek in einem Kaff südlich von London zeigte keine Auffälligkeiten, ebensowenig der Saal eines alten Herrenhauses in Schottland...
    „Hockst du immer so früh schon vor diesem Kasten?“
    „Es ist neun Uhr vormittags.“
    „Ja, aber du sitzt da seit mindestens drei Stunden. Du hast gar nicht gemerkt, dass ich vorhin mal austreten war.“
    „Doch.“
    Er stand auf und war mit einem Schritt von seinem Arbeitsbereich des Zimmers im Schla fbereich. Die Frau, die auf seiner Matratze lag, sah überraschend gut aus im trüben Morgenlicht, das durch das Kellerfenster über seinem Schreibtisch fiel.
    „Also?“
    „Was?“
    Er hockte sich zu ihr auf die Matratze und überlegte, ob er ihr einen Guten-Morgen-Kuss g eben sollte.
    „Also, Benno, wie heiße ich?“
    „Du denkst wohl, ich war zu betrunken, um mir deinen Namen zu merken?“
    „Ich war schon etwas ... ganz schön angetrunken, aber hab mir deinen Namen trotzdem g emerkt.“
    „Ich trinke schon eine ganze Weile nicht mehr, Cora.“
    Sie lächelte, schloss die Augen und streckte sich.
    „Erzähl mir was.“
    „Ich würde dich lieber was fragen.“
    „Auch gut.“
    Er zog die Decke hoch, kroch darunter, und sie schmiegte sich an ihn.
    „Also?“
    Nase an Nase lagen die beiden auf der Seite und sahen sich in die Augen.
    „Glaubst du eigentlich an Geister?“
    „An was?“
    „Geister, Gespenster, Spukerscheinungen. Glaubst du daran?“
    „Ist das etwa deine Frage?“
    „Ja. Warum denn nicht?“
    „Und was hat das mit uns zu tun?“
    „Zu uns komme ich danach.“
    „Nein. Ich glaube nicht an Gespenster. Aber ich glaube daran, dass man mit blöden Fragen die Stimmung kaputtmachen kann.“
    Sie zog sich von ihm zurück und machte Anstalten, aufzustehen. Er hielt sie am Handgelenk fest.
    „Was hast du denn?“
    „Ich steig nicht mit jedem ins Bett. Auch nicht, wenn ich zu viel getrunken habe.“
    „Das hab ich doch gar nicht behauptet.“
    „Aber du behandelst mich so.“
    „Wieso denn, ich versteh nicht...“
    „Frag mich doch gleich, ob ich weiße Mäuse sehe!“
    „Was? Ach... So war das doch nicht gemeint!“
    Er versuchte, sie festzuhalten, aber sie war schneller. Sie stand auf, suchte ihre Sachen z usammen und starrte ins Leere, während sie sich anzog. Er sah ihrem Gesicht an, dass es keinen Sinn hatte, etwas zu sagen.
    „Cora“, rief er ihr nach, als sie schon halb zur Tür draußen war, und glaubte nicht, dass sie sich aufhalten ließe. Doch sie steckte den Kopf noch einmal ins Zimmer.
    „Lebewohl, Benno.“
    „Es tut mir leid, wirklich.“
    „Schon gut.“
    Ihr Kopf verschwand, und die Tür schloss sich.
     
    Er setzte Kaffee auf, nahm die Kanne samt einer Tasse mit zum Schreibtisch und klickte auf die nächste Ghostcam.
    Die Qualität dieser Webcam-Schnappschüsse war unter aller Kanone. Jeder helle oder dunkle Fleck hätte ein Gespenst sein können. Und in jedes strukturlose Schattenmuster ließ sich ein dämonisches Gesicht hineininterpretieren.
    Wie immer, wenn ein Ausweg sich als schwerer zu begehen erwies als in der ersten Sekunde vermutet, stellte sich in Benno Zenn das wohlige Gefühl des Aufgebens ein. Wozu das Ga nze? Wohin sollte das führen? Auf diese Idee waren sicher schon andere gekommen. Keine Lust, kein Nerv, kein Garnichts...
    Er ließ den Computer online auf dem Bild eines dunkel getäfe lten leeren Raumes stehen und legte sich noch mal ins Bett. Das Kissen roch nach Cora.
    Oh Mann, bin ich ein Idiot, dachte er, und vergrub seinen Kopf in dem duftenden Kissen.
     
    Als er aufwachte, blinkte sein Anrufbeantworter. Er reckte sich zum Nachttisch, drückte die Taste, und die rauchige Sti mme seines Chefs dröhnte aus dem kleinen Lautsprecher:
    „He, Benno, Herget hier. Tut mir leid, aber du warst vorhin anscheinend nicht bei dieser Ve rnissage. Der Künstler hat direkt bei der Geschäftsführung angerufen, und
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