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Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Manfred Köhler
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die wussten leider auch schon, dass du gestern die Buchvorstellung im Café Hollerbusch verpennt hast. Jedenfalls soll ich dich feuern. Wenn du einen guten Grund hattest, die beiden Termine zu versaubeuteln, ruf mich an. Ich versuch dann, es wieder hinzubiegen, aber ich sag dir gleich, es sieht eher schlecht...“
    Die Nachricht brach ab, die Sprechzeit war zu Ende.
    „Scheiße!“
    Er drückte eine der Kurzwahltasten am Telefon.
    „Herget.“
    „Hallo Karl, ich will gar nicht darum herum reden, ich hab wirklich verpennt, in beiden Fä llen. Aber das letzte Mal, ich versprech’s. Es soll nie wieder vorkommen.“
    „Wird es auch nicht. Tut mir leid Kumpel, aber in dem Fall...“
    „Schon klar. Leg doch bitte noch mal ein gutes Wort für mich ein.“
    „Nee, du, ich hab endlich eingesehen, dass ich dir damit keinen Gefallen tue. Du solltest dir lieber was anderes suchen.“
    „Wie, was anderes?“
    „Was weniger, du weißt schon ... Eigenverantwortliches.“
    „Soll heißen?“
    „Wenn nicht ständig einer hinter dir steht und dich antreibt, geht bei dir gar nix.“
    „Schön, nach 25 Berufsjahren mal zu hören, dass man scheiße ist.“
    „Das hab ich nicht gesagt. Fachlich bist du in Ordnung, aber ansonsten ein Chaot. Nix für u ngut, aber als Freiberufler bist du ne Niete hoch zehn. Dir muss doch selbst mal auffallen, dass du ständig pleite bist.“
    „Arschloch!“
    Benno senkte den Hörer seines Uralt-Telefons, wollte ihn auf die Gabel schmettern, aber schleuderte ihn in spontaner Wut in Richtung Klotür. Die Teleskop-Schnur, an der er hing, spannte sich, zerrte den Hörer mit Wucht zurück, und das grüne, bananenförmig gebogene Hartplastikteil traf Bennos Schienbein.
    „Oh Mann, verdammt!“
    Er sprang auf, schüttelte das Bein, hob es an und rieb sich die schmerzende Stelle.
    „He, Benno, was ist denn los?“, war ganz leise die Stimme Hergets aus dem Telefon zu ve rnehmen.
    Benno angelte den Hörer, um schnell noch was Versöhnliches zu sagen und aufzulegen - da sah er sie.
    Sie war jung, höchstens 20, und hatte hüftlange schwarze Haare. Ihr zerbrechlicher Körper war in ein weißes, durchscheinendes Nachtgewand gehüllt. Ihre schwarzen Augen starrten ihn an.
    „Das gibt’s doch nicht!“
    „Benno, alles in Ordnung bei dir?“
    „Du glaubst nicht, was ich hier gerade...“
    Er besann sich in dreierlei Hinsicht.
    Erstens: Karl Herget glaubte nicht an Gespenster.
    Zweitens: Ein Sensationsbild wie dieses war in Hergets Käseblatt wie ein Millionenlos im Pennerhut.
    Und drittens: Die Ghostcam-Bilder wechselten alle 30 Sekunden – und auf dem nächsten Schnappschuss war die Spukerscheinung vielleicht schon nicht mehr drauf.
    Er ließ den Hörer fallen, stürzte sich auf den Computer, klickte mit der rechten Maustaste auf das Bild und mit der linken auf „Speichern“. Als die Befehlsmaske verschwand, hatte auch das Bild gewechselt – es zeigte eine grobe, gewölbeartige Mauer. Die weiß leuchtende Spukerscheinung war verschwunden.
    „Mist!“
    Benno ging auf Nasenspitzennähe an den Bildschirm heran und suchte die Aufnahme ab. Ein möbelloser, kahler, gruftgleicher Raum, definitiv leer. Und dennoch: Benno hatte das Gefühl, noch immer angestarrt zu werden von dem unsichtbar gewordenen Gespenst.
    „Vielleicht... Vielleicht hab ich ja Glück.“
    Er griff zur Maus, minimierte das Fenster und öffnete den Internet-Explorer. Erst jetzt spürte er die Gänsehaut am ganzen Körper. Das Bild hatte ausgesehen wie ein typischer Fake. Gespenster waren leicht am Computer zu basteln. Er selbst hätte es mit Photoshop oder Corel Draw echter hinbekommen als auf diesem Screenshot.
    Aber was ihn alarmiert und mit einer Gänsehaut umpanzert hatte, war nicht der Anblick des Bildes gewesen, seine scheinbare Ech theit, sondern das sofortige, unzweifelhafte Wissen, dass er wirklich und wahrhaftig ein echtes Gespenst sah, dass er das erste Mal in seinem Leben in eine andere Welt hinüberschaute – mehr noch: Die andere Welt hatte zu ihm herübergeschaut.
    Er hatte nicht zufällig ein G espenst ertappt, das ahnungslos durch leere Räume schwebte, sondern die Erscheinung hatte ihn von ihrem Spukschloss aus durch die Kamera übers Internet und durch seinen Bildschirm heraus angestarrt und sich durch die Intensität des Blickes bemerkbar gemacht. Die Augen des Wesens hatten ausgedrückt: Ich sehe in die Kamera, und durch die Kamera sehe ich dich.
    Welcher Ordner?
    Verflucht, wo zum Teufel hatte er das Bild
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