sofort an, dass das Geschäft nicht erfolgreich verlaufen war.
»Wir mussten weit unter Preis verkaufen«, berichtete Jake grimmig, nachdem er Benjamin begrüßt hatte. »Selbst für die schlechteste Qualität wird normalerweise mehr bezahlt.«
»Hättet ihr es nicht woanders versuchen können?«
Er schüttelte den Kopf. »Sinnlos. Dallas ist der beste Umschlagort, und wir hätten so nur unnötige Fahrt- und Transportkosten gehabt ohne eine Garantie auf Erfolg.«
»Und wenn ihr die Baumwolle eingelagert und zu einem späteren Zeitpunkt verkauft hättet?«
»Dafür haben wir nicht genügend Lagerkapazitäten. Wir hätten etwas anmieten müssen, und das hätte auch nur zusätzliche Kosten verursacht. Außerdem ist die Gefahr, dass die Wolle durch unsachgemäßes Lagern verdirbt, zu groß. Nein, es blieb uns nichts anderes übrig, als sie für ein paar lächerliche Dollar zu verkaufen.«
Liebevoll legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Das tut mir wirklich leid, Liebling, ich weiß, dass du dir mehr davon erhofft hast. Aber nimm es dir nicht so zu Herzen, das nächste Mal wird es wieder besser klappen.«
Er gab keine Antwort mehr, und auch das darauffolgende Abendessen verlief schweigsam.
Nachdem Joanna Benjamin gefüttert, gewickelt und in sein Bettchen gelegt hatte, ging sie hinüber ins Schlafzimmer. Jake hatte unterdessen geduscht und lag bereits im Bett.
Sie zog sich aus und krabbelte zu ihm unter die Decke.
»Ich habe dich vermisst«, flüsterte sie zärtlich und schmiegte sich an ihn.
»Sei mir nicht böse, Liebling, aber ich bin ziemlich fertig«, murmelte er.
»Mach dir nicht so viele Sorgen«, sie küsste ihn liebevoll, »wir kriegen das schon hin.«
Er drehte sich auf die andere Seite. »Lass uns schlafen, okay?«
Enttäuscht und unglücklich kuschelte Joanna sich an seinen Rücken. Noch lange lag sie wach und konnte keine Ruhe finden.
Als es zu dämmern begann, hatte sie eine Entscheidung getroffen.
Vorsichtig kroch sie aus dem Bett, zog sich an und warf leise ein paar Sachen in eine Tasche.
Sie setzte sich an den Schreibtisch, nahm ein Blatt Papier und einen Stift und fing an zu schreiben. Als sie fertig war, faltete sie das Ganze zusammen und lehnte es auf dem Küchentisch gegen die kleine Vase mit Feldblumen. Nach kurzem Zögern streifte sie ihren Verlobungsring ab und legte ihn dazu.
Mit Tränen in den Augen betrat sie das Kinderzimmer und betrachtete Benjamin, der in seiner Wiege lag und schlief. Gewaltsam riss sie sich von seinem Anblick los, küsste ihn sanft auf die Stirn und verließ leise das Haus.
Zweieinhalb Stunden später saß Joanna im Zug nach New Orleans. Blicklos starrte sie aus dem Fenster. Bäume, Häuser, Felder, alles flog in raschem Tempo dort draußen vorbei, aber sie nahm nichts davon wahr.
Vor fast exakt einem Jahr war sie von Magnolia Haven geflohen, hatte genau wie jetzt im Zug nach New Orleans gesessen. Alles war wie damals, nur dass sie dieses Mal außer Jake auch ihren Sohn zurückließ, und dass der Takt der Räder heute einen anderen Text in ihrem Kopf formte.
»Jake, Jake, Jake …«, ratterte es unablässig, und sie wusste, dass es dieses Mal ein Abschied für immer sein würde.
Fortsetzung in Teil 3 »Abendrot«
IMPRESSUM
‚Mittagsglut‘, aus der Reihe: ‚Magnolia Haven‘
©2012 Marina Schuster
Covergestaltung: Marina Schuster
Lektorat, Korrektorat: Marina Schuster
[email protected]http://www.marina-schuster.com
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Alle Charaktere, Namen und die Handlung in dieser Geschichte sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen wäre rein zufällig.
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