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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Autoren: V.A.
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ist? Er trennt sich gern von seinem Vermögen, wenn er dafür die Garantie hat, daß sein Gehirn in den Körper eines Zwanzigjährigen verpflanzt wird – und er behält vielleicht sogar ein paar Millionen übrig, um sich den neuen Start zu erleichtern.«
    »Okay, ich werde also von der Polizei gesucht, weil ich illegal von den Toten auferstanden bin. Was ergibt sich daraus? Wer hat mich aufgetaut? Und warum?«
    Jess zündete sich eine Zigarette an und überlegte. »Wie alt waren ... wie alt sind Sie, Steve?«
    Ich dachte über die Frage nach. Die Antwort lag mir auf der Zunge, aber ich konnte sie nicht aussprechen. »Ungefähr fünfzig«, sagte ich dann. »In mittleren Jahren.«
    Jess stand auf, ging an einen Schrank und kam mit einem Handspiegel zurück, den er mir gab.
    »Da, sehen Sie sich an!«
    Es war ein großer Spiegel mit fünfzehn Zentimeter Seitenlänge. Er zeigte mir ein Gesicht, das zwar mir gehörte – aber mein Haar war viel dichter als ich es in Erinnerung hatte, und die Falten auf meiner Stirn waren verschwunden wie der Glanz von Fünfdollarschuhen. Ich sah wie ein junger Mann aus, der sich um Aufnahme in die Footballmannschaft seiner Universität bewirbt – und wegen seines jugendlichen Alters zurückgestellt wird.
    »Erzählen Sie mir von sich selbst, Steve«, forderte Jess mich auf. »Irgend etwas. Fangen Sie von vorn an – bei Ihren ersten Erinnerungen.«
    Ich rieb mir die Stirn und versuchte zu denken, aber die Gedanken kamen nur zögernd und stockend, als hätte ich seit langer Zeit nicht mehr davon gesprochen.
    »Ich bin in Philadelphia in den Slums aufgewachsen, war Schiffsjunge und Matrose und bin freiwillig zur Army gegangen, als die Chinesen in Burma eingefallen waren. Nach dem Krieg bin ich endlich in die Schule gegangen und habe genug gelernt, um als Angestellter bei einer Einzelhandelskette anzufangen. Fünf Jahre später gehörte mir die Firma ...« Ich hörte mich sprechen und erinnerte mich nur entfernt an diese Ereignisse, als hätte ich sie im Kino auf der Leinwand gesehen.
    »Weiter!«
    »Das Büro, die Fabrik. Ein großer Wagen mit zwei Telefonen.« Schattenhafte Erinnerungen kamen an die Oberfläche. Aber nun zeichnete sich auch etwas Dunkles ab, das mir keineswegs sympathisch war.
    »Erzählen Sie mir von Ihren Partnern«, forderte Jess mich auf.
    Ich dachte darüber nach und versuchte die widersprüchlichen Eindrücke zu sortieren. Sie ließen sich jedoch nicht vollständig trennen, und das Bild eines schwarzhaarigen jungen Mannes war von dem eines hageren Alten mit schneeweißem Haar überlagert ...
    »Mein bester Freund war ein Kriegskamerad, mit dem ich in China und Nepal gewesen bin. Er hat mir einmal das Leben gerettet, als ich einen Durchschuß am linken Handgelenk hatte.« Jetzt erinnerte ich mich wieder: der drei Kilometer lange Marsch zum Feldlazarett, die Einschläge links und rechts von uns, das besorgte Kopfschütteln der Chirurgen, die sich dann an die Arbeit machten und mir den Arm in dreistündiger Arbeit zusammenflickten. Sie hatten hervorragende Arbeit geleistet, aber das Handgelenk war nicht mehr so beweglich wie früher, und die zwei Zentimeter breite fingerlange Narbe störte mich, so daß ich es mir angewöhnt hatte, die Armbanduhr rechts zu tragen ... Plötzlich fiel mir etwas ein, das schon lange in meinem Unterbewußtsein auf einen Augenblick gelauert haben mochte, in dem ich wieder klar im Kopf war.
    Ich schob die linke Manschette zurück und betrachtete das Handgelenk. Die Haut war so glatt und makellos wie die einer Schönheitskönigin.
    »Was gibt's?« fragte Jess interessiert, als er meinen Gesichtsausdruck sah. Ich schob die Manschette wieder vor.
    »Nichts. Die Wirklichkeit sieht nur wieder einmal anders aus, als ich es erwartet hätte. Wie steht es mit einem zweiten Drink von der gleichen Sorte?«
    Jess beobachtete mich, während er unsere Gläser nochmals füllte. Diesmal trank ich aus, ohne erst den Geschmack zu prüfen.
    »Reden wir wieder von dem Tiefstkühlverfahren«, sagte ich dann. »Verschwinden dabei auch Narben?«
    »Nein, natürlich nicht ...«
    »Sieht man nach dem Kälteschlaf jünger aus?«
    »Selbstverständlich nicht, Steve ...«
    »Dann ist Ihre Theorie wertlos.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wäre ich einer der Tiefstgefrorenen, von denen Sie erzählt haben, müßte ich mich an einen Unfall oder an einen Krankenhausaufenthalt erinnern, der damit endet, daß ein weißhaariger Professor betrübt den Kopf schüttelt und
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