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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Autoren: V.A.
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mehrmals gegen die Wand. Davon bekam ich selbst wieder Kopfschmerzen. »Sie sind vielleicht zäh, Jess«, sagte ich, »aber ich bin zäher.«
    Er wollte mir den Zeigefinger ins Auge bohren, und ich schlug ihn nieder, blieb auf ihm knien und durchsuchte seine Taschen. Sie enthielten nur einige Plastikscheiben und ein Papiertuch. Er versuchte etwas zu sagen, brachte kaum ein Wort heraus und begann zu fluchen.
    »Sie machen mich neugierig, Jess.« Ich gab mir Mühe, beim Sprechen nicht nach Luft zu ringen. »Anscheinend handelt es sich um eine wichtige Sache.«
    »Lassen Sie mich endlich los, damit wir uns wie zivilisierte Menschen unterhalten können«, verlangte er, »dann erzähle ich Ihnen alles, was ich weiß. Wenn Sie mich umbringen wollen, soll Sie meinetwegen der Teufel holen!« Ich ließ etwas locker.
    »Fangen wir also mit den anderen an, die mich lebend haben wollten.«
    »Schwarze«, erklärte Jess mir. »Beauftragte der Kommission.«
    »Was soll das heißen?«
    »Im Auftrag der Lebensüberwachung, verdammt noch mal! Wie deutlich muß ich noch werden?«
    »Woher wissen Sie, daß die Kerle es auf mich abgesehen hatten?«
    »Ich habe sie im Park reden gehört.«
    »Aha. Und daraufhin haben Sie also beschlossen, mich vor ihrer Nase zu entführen. Warum war ich Ihnen dieses Risiko wert?«
    »Ich habe nur gehört, daß die anderen beobachtet hatten, wie Sie den Park betraten. Wie sind Sie überhaupt dorthin geraten?«
    »Ich bin von der Straße aus durchs Tor gestolpert. Vielleicht war ich beschwipst.«
    »Wie fühlen Sie sich jetzt?« Er legte den Kopf schief, als sei die Antwort eine Menge Geld wert, so daß er keine Nuancen versäumen wollte.
    »Mies, aber halbwegs normal. Sie haben nicht zufällig einen Drink irgendwo in der Nähe?«
    Er sah auf meine Hand herab, mit der ich seine Jacke festhielt. »Darf ich?«
    Ich richtete mich auf und trat zurück. Jess stand auf, trat an die Konsole mit den vielen Knöpfen und kam mit einem großen Glas zurück.
    »Holen Sie lieber noch eines.«
    Er brachte ein zweites. Ich vertauschte die Gläser, sah zu, wie er seines mit einem Zug zur Hälfte leerte, und trank selbst. Das Zeug schmeckte wie parfümierter Apfelsaft, aber ich kippte es trotzdem herunter. Vielleicht half es etwas. Mein Kopf wurde erstaunlich rasch klarer. Jess tupfte sich sein Kinn mit einem großen Papiertuch ab.
    »Sie sind hier offenbar fremd«, stellte er wie beiläufig fest. »Woher kommen Sie?«
    »Das ist eben das große Problem, Jess. Ich kann mich nämlich nicht mehr genau daran erinnern, wie ich hierher gekommen bin. Ich dachte, Sie könnten es mir vielleicht erklären.«
    Er warf mir einen aufmerksamen und ernsten Blick zu – wie ein mitfühlender Richter, bevor er die Höchststrafe verkündet. »Ich?«
    »Unsere freundschaftliche Übereinkunft kann nicht funktionieren, wenn Sie den Dummen spielen, Jess.«
    »Sie verlangen wirklich etwas Unmögliches von mir«, behauptete er. »Was könnte ich von Ihnen wissen – von einem Fremden?«
    Ich knallte mein Glas auf den Tisch und beugte mich vor, bis unsere Gesichter nur noch fünf Zentimeter voneinander entfernt waren. »Gut, dann raten Sie eben!« forderte ich ihn auf.
    Er sah mir in die Augen. »Wenn Sie unbedingt wollen«, sagte er langsam. »Sie sind ein Tiefstgekühlter, dessen Kälteschlaf vorzeitig beendet wurde.«
    Ich lehnte mich zurück. »Was soll das heißen, Jess?«
    »Seit hundert oder mehr Jahren«, erklärte er mir, »hat Ihr Körper in einer Kryothese-Gruft der ETORP gelegen – bei null Grad absoluter Temperatur steifgefroren.«
     
     
3
     
    Eine halbe Stunde später sprach Jess noch immer, und ich hörte zu.
    »... wahrscheinlich wurden Sie auf Wunsch von Verwandten in Kälteschlaf versetzt. Sie waren an einem damals unheilbaren Leiden erkrankt – oder Sie sind bei einem Unfall verletzt worden. Mit Hilfe dieses Verfahrens sollten Sie vor dem Tod bewahrt werden, um später wieder geweckt zu werden, sobald ein Mittel gegen Ihre Krankheit gefunden worden war. Aber das war natürlich ein Irrtum. Die Toten bleiben tot. Sie gehören jetzt der ETORP.«
    »Ich war in meinem ganzen Leben noch nie einen Tag krank«, erklärte ich ihm. »Aber sonst klingt Ihre Geschichte nicht schlecht.«
    Jess schüttelte den Kopf. »Der springende Punkt bei der ganzen Sache ist natürlich, daß es meines Wissens seit mindestens fünfzig Jahren keine genehmigte Wiederbelebung mehr gegeben hat. Und wenn Sie offiziell aufgetaut worden wären, lägen Sie
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