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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Autoren: V.A.
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Paar alte Hosen; dann dachte ich, dort liege ein nackter Mann mit dem Oberkörper im Schatten. Ich klammerte mich an diese Illusion, bis ich nur noch drei Meter von ihm entfernt war; aus dieser Nähe war keine Selbsttäuschung mehr möglich. Es handelte sich tatsächlich um einen Mann, aber sein Oberkörper lag nicht im Schatten. Er fehlte völlig. Der Mann war dicht unterhalb der Rippen halbiert worden.
    Ich ging um ihn herum: vielleicht bildete ich mir ein, auf diese Weise die fehlende Hälfte finden zu können. Aus der Nähe war zu erkennen, daß der Mann von Hand auseinandergeschnitten worden war – nicht sehr ordentlich, aber durchaus geschäftsmäßig, als habe der Mörder in dieser Nacht noch viele Leichen zu produzieren und könne sich deshalb nicht mit nebensächlichen Details aufhalten. Erstaunlicherweise war nur wenig Blut zu sehen, der Mann war ausgeblutet, bevor man ihn tranchiert hatte. Ich wollte ihn eben umdrehen, falls er auf etwas lag, das mir einen Hinweis geben konnte, als ich ein leises Geräusch hörte.
    Ich trat blitzschnell zurück, blieb unter einer Esche stehen und starrte die Schatten in meiner Umgebung an, die eine zwanzigköpfige Bande hätten sein können. Ich wartete auf etwas, das nun geschehen mußte. Auf diese Weise verging eine Minute.
    Dann trat ein Mann fast lautlos fünf Meter von mir entfernt aus den Büschen. Er hob den Kopf und schnüffelte wie ein Hund. Als er den Kopf drehte, leuchteten seine Augen wie die eines Raubtiers. Er hielt eine Schulter hochgezogen, und die andere ging in einen unförmigen Buckel über. Sein pockennarbiges Gesicht wurde von einer Narbe, die über die linke Backe bis zum Kinn lief, noch mehr entstellt. Auch sein Kopf war mit Narben bedeckt. Der Mann trug einen knappe sitzenden Tarnanzug mit grauen Streifen, unter dem sich seine Muskeln deutlich abzeichneten. In seinem Gürtel steckte ein Buschmesser, dessen breite Klinge wie poliert glitzerte. Der Mann bewegte langsam den Kopf; als er zu mir hinübersah, hörte die Bewegung plötzlich auf. Ich blieb unbeweglich stehen. Der andere kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und grinste dann häßlich.
    »Komm heraus, Kleiner«, forderte er mich mit heiserer Stimme auf. »Laß mich aber deine Hände sehen.«
    Ich bewegte mich nicht. Er hob rasch die linke Hand, und ein zweiter Mann, der mit einem langen Eisenrohr bewaffnet war, trat aus den Büschen links neben ihm. Dieser zweite Mann war älter und breiter; er hatte dicke Arme, Säbelbeine und einen graumelierten Stoppelbart. Seine kleinen Schweinsaugen sahen kurz an mir vorbei und kehrten wieder zu mir zurück.
    Der Bucklige betastete die Schneide seines Messers und sagte: »Ganz allein im Park, was? Das ist nicht sehr schlau, Freundchen.«
    »Laß das Gequatsche!« näselte der Mann mit dem Bart. »Zerlegen und abtransportieren, mehr wird hier nicht verlangt.«
    Er holte eine Flasche aus seiner Jacke, setzte sie an den Mund und nahm einen langen Zug; dann schmatzte er zufrieden und steckte die Flasche wieder weg.
    Der Bucklige trat näher an mich heran.
    »Hast du jemand, der dich auslöst, wenn wir dich lebend verkaufen?« Er öffnete beim Sprechen weit den Mund, so daß ich seine schlechten Zähne sah. Links von mir machte jemand ziemlich viel Lärm, während er hinter mich zu gelangen versuchte. Ich achtete nicht darauf und ignorierte auch die Frage.
    »Kannst du nicht reden?« wollte der Bucklige wissen. Er spielte noch immer mit seinem Buschmesser. Ich trat unter dem Baum hervor.
    »Erschreckt mich nicht zu sehr«, warnte ich ihn. »Ich habe Freunde bei der Polizei.«
    »Warum hältst du dich überhaupt mit dem Kerl auf?« erkundigte sich der Bärtige. »Los, zeig's ihm, Rutch!«
    »Du kannst es ja selbst versuchen«, schlug ich ihm vor. »Aber ich warne dich – Leute wie dich esse ich zum Frühstück!«
    Hinter mir knackte ein dürrer Zweig. Rutch hielt sein langes Messer fest – ich sah jetzt, daß die breite Klinge spitz zulief –, beugte sich vor und täuschte einen Stoß vor. Ich bewegte mich nicht. Das würde ihn glauben machen, daß ich langsam reagierte. Der Bärtige wog sein Eisenrohr prüfend in der Hand und biß die Zähne zusammen. Rutch beobachtete meine Hände. Er sah keine Pistole, deshalb trat er den letzten Schritt näher und gab seinem Komplizen ein Zeichen.
    Der Mann hinter mir schlang seine Arme um meinen Oberkörper und lehnte sich gleichzeitig etwas zurück. Nun war er dort, wo ich ihn von Anfang an haben
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