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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Autoren: V.A.
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ein Auge und sah einen Raum mit hoher Decke und weißen Wänden, deren goldene Ornamente im Sonnenschein glitzerten. Der Boden bestand aus bunten Kacheln, und ich erkannte mehrere zerbrechliche violette Stühle und einen niedrigen Tisch in meiner Nähe; auf dem Tisch stand eine riesige Silberschale mit Birnen und Bananen. Dahinter zeichnete sich blauer Himmel hinter einer Säulenreihe ab vor der eine sonnenbeschienene Terrasse lag.
    Der kleine Mann saß auf einem weiteren violetten Stuhl und hatte die Arme verschränkt. Ihm gegenüber saß eine junge, wohlgeformte Frau mit dunkelblau gefärbtem Haar und orangeroten Spiralen auf den Wangen; diese Spiralen, die ihr einziges Make-up waren, schienen unter dem Kinn zusammenzulaufen. Ihre Kleidung bestand in der Hauptsache aus achtlos drapierten bunten Bändern.
    »Hat er ... ist er ...?«
    »Nein – aber das ist nicht weiter wichtig ...«
    »Ich dachte, eure Geheimnisgesellschaft hätte bestimmte Regeln für Fälle, in denen Fremde betroffen sind.«
    »Dies ist ein anderer Fall! Sie haben ihn verfolgt! Sie wollten ihn lebend! Siehst du das nicht ein!« Der kleine Mann breitete die Arme aus. »Wenn sie ihn wollen, will ich ihn erst recht!«
    » Warum wollen sie ihn?«
    »Ich habe bereits zugegeben, daß ich das nicht weiß – noch nicht. Aber du kannst dich darauf verlassen, daß ich es herausbekomme. Und dann ...«
    »Dann bekommst du Schwierigkeiten, Jess! Sie kümmern sich nicht um die Ratten, die irgendwo im Dunkeln hausen – bis eine von ihnen zum Vorschein kommt und ihnen das Essen vom Teller zu stehlen versucht.«
    Jess machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »Sei doch endlich vernünftig, Minka! Dies ist der erste Ausbruch seit Jahren – der erste überhaupt, den ich erlebt habe!«
    »Nicht so laut, Jess«, mahnte die junge Frau, »sonst weckst du ihn noch.«
    »Pah! Ich habe ihm genug Lethenol gegeben, um ein halbes Dutzend Schwarze zu betäuben ...« Aber der kleine Mann stand trotzdem auf. Ich schloß die Augen und hörte die beiden herankommen. Sie blieben eine halbe Minute lang schweigend vor mir stehen.
    »Ein großer Brocken«, stellte die junge Frau fest.
    Jess lachte zustimmend. »Ich habe ihm zwei Schwebekissen untergelegt, um ihn überhaupt hereinzubekommen.«
    »War er schwer verletzt?«
    »Nur ein Messerstich. Ich habe ihm zwei Liter Blut gegeben.«
    »Warum wollten die anderen ihn lebendig haben?«
    »Er muß etwas wissen«, vermutete Jess. »Etwas sehr Wichtiges.«
    »Was könnte er wissen, das für die ETORP wichtig ist?«
    »Das muß ich eben noch herausbekommen. Hilfst du mir dabei – oder willst du mich jetzt verlassen, wo ich dich brauche?«
    »Ich helfe dir natürlich, wenn du unbedingt willst«, antwortete die junge Frau ohne große Begeisterung.
    »Wunderbar! Ich habe gleich gewußt, daß ich mich auf dich verlassen kann ...« Ihre Schritte entfernten sich. Ich hörte ein Klicken; dann war es auffällig still. Ich öffnete langsam wieder die Augen. Ich war allein.
     
    Ich lag da, starrte die goldenen Ornamente an den Wänden an und wartete darauf, daß meine Erinnerungen von selbst zurückkehren würden. Aber nichts dergleichen geschah. Ich war noch immer nur Steve Dravek, der früher sogar ziemlich intelligent gewesen sein sollte, obwohl er jetzt nicht einmal wußte, auf welchem Kontinent er sich befand und welcher Tag heute war. Jess und die junge Frau schienen Amerikaner zu sein, aber das bewies noch nichts. Der Park konnte sich überall befunden haben, und die Straße ... Nachträglich wurde mir klar, daß diese Straße eigentlich recht gut zu einem verrückten Alptraum mit tiefenpsychologischer Bedeutung paßte. Nein, die Straße zählte nicht.
    Diese Situation war nicht völlig neuartig. Ich wußte bereits, wie man sich fühlte, wenn man morgens mit einem Brummschädel, aufgeschlagenen Fingerknöcheln und einer frischen Verletzung aufwachte, ohne sich an die vorhergegangenen Ereignisse zu erinnern, so daß man sie mühsam rekonstruieren mußte. Aber diesmal erinnerte ich mich an gar nichts mehr – oder zumindest nur an ein dunkles Büro, in dem ein alter Knabe mit kurzgeschnittenen weißen Haaren hinter einem großen Schreibtisch stand und sagte: »Klar, Steve, wenn Sie unbedingt wollen.«
    Frazier . Der Name fiel mir jetzt ein. Ich hatte ihn vor langer Zeit zum letztenmal gehört.
    Aber das war ausgeschlossen – Frazier war mein Saufkumpan – ein hagerer, drahtiger junger Mann mit pechschwarzem Haar ...
    Aber er war auch
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