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Julia Extra Band 0299

Julia Extra Band 0299

Titel: Julia Extra Band 0299
Autoren: ABBY GREEN RAYE MORGAN HELEN BIANCHIN CAROLE MORTIMER
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1. KAPITEL
    Ein wenig unsicher waren Rosanne Carmichaels Schritte, als sie die Lobby des kleinen luxuriösen Hotels betrat. Ihr war nicht klar gewesen, dass es so exklusiv sein würde. Obwohl sie gut genug gekleidet war, um nicht aufzufallen, überkam sie das Gefühl, alle Anwesenden würden sie anstarren. Von den bewundernden Blicken, die sie mit ihren dunkelroten Haaren und der makellosen hellen Haut auf sich zog, bekam sie nichts mit.
    Es war lange her, dass sie einen solchen Ort aufgesucht hatte. Es war in einem anderen Leben gewesen. Damals war sie eine andere Frau.
    Sie entdeckte einen freien Platz und ließ sich dankbar in den Sessel sinken. Sofort eilte ein Kellner herbei und nahm ihre Bestellung entgegen. Schließlich lehnte Rosanne sich zurück und atmete tief durch. Sie durfte jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Sie musste ruhig bleiben.
    In zehn Minuten würde sie mit ihrem Anwalt besprechen, wie sie am besten mit ihrem Ehemann Kontakt aufnehmen konnte, den sie vor zwei Jahren verlassen hatte. Ihn und ihr Baby.
    Vielleicht war es dumm gewesen, den Termin so früh anzusetzen. Schließlich bewegte sie sich heute zum ersten Mal seit zwei Jahren in der Öffentlichkeit. In der geschäftigen, hektischen Metropole London. Sie hatte nicht erwartet, jemals wieder hierherzukommen.
    Nein, so durfte sie nicht denken. Alles würde gut gehen. Hatte sie nicht schon viel Schlimmeres durchgestanden?
    Mit dem heutigen Tag begann ein neues Kapitel im Buch ihres Lebens. Eine neue Seite, ein neuer Abschnitt.
    Ein neuer Anfang. Und vielleicht … vielleicht eine neue Chance auf das Glück?
    In diesem Moment erregte ein kleiner Junge ihre Aufmerksamkeit. Mit tapsigen Schritten lief er über den glatten Marmorboden, stolperte und fiel hin. Instinktiv eilte Rosanne zu dem Kleinen hinüber und hob ihn vorsichtig auf die Füße.
    „Alles in Ordnung, kleiner Mann? Du hast dir doch nicht wehgetan, oder?“, fragte sie und lächelte beruhigend. „Du siehst mir wie ein sehr mutiger Junge aus.“
    Unschlüssig schaute der Kleine sie an, als überlege er, ob er weinen solle oder nicht. Seine Unterlippe zitterte ein wenig.
    Er war ein sehr süßes Kind. Dunkelblondes Haar, rosig schimmernde Haut und riesige Augen, deren Farbe an Veilchen erinnerte. Ungewöhnlich und einzigartig.
    Zu ungewöhnlich und einzigartig.
    Der Schock traf Rosanne wie ein Faustschlag in den Magen. Seine Augen waren von demselben Veilchenblau, das ihr jeden Morgen im Spiegel entgegenblickte.
    Der Junge hatte sich anscheinend entschieden, nicht zu weinen. Stattdessen grinste er und ließ seine kleinen weißen Babyzähnchen aufblitzen. Er rieb sich die Stirn und plapperte etwas Unverständliches.
    Doch Rosanne hörte gar nicht hin. Das konnte nicht sein … das konnte einfach nicht sein.
    Hatte sie schon so oft von diesem Moment geträumt, dass sie ihn sich jetzt einbildete?
    Das musste die Erklärung sein. Verzweiflung stieg in ihr auf. Würden diese Gefühle sie jedes Mal überfallen, wenn sie einem Jungen in seinem Alter begegnete?
    Füße in schwarzen Schuhen traten hinter den Jungen. Ein Mann. Dann eine Bewegung. Der Eindruck von Größe, markanter Ausstrahlung, als er sich hinunterbeugte, um den Kleinen aufzuheben. Wieso wirkte sein Duft so vertraut? Rosannes Herzschlag schien auszusetzen. Das Blut gefror in ihren Adern.
    Sie hörte eine samtige, kultivierte Stimme über sich. Der Fremde sprach mit einem leichten, kaum wahrnehmbaren Akzent.
    „… braucht Augen überall, sie entwischen so schnell …“
    Rosanne konnte nicht fassen, was sie hörte und sah. Sie erhob sich und stand dem attraktivsten Mann gegenüber, den sie je getroffen hatte. Ihr stockte der Atem – wie damals, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte.
    Vor fast drei Jahren.
    Das durfte nicht wahr sein. So grausam konnte das Leben nicht sein!
    Er sprach immer noch, unterbrach sich dann jedoch abrupt. Das warme Lächeln verschwand. Dunkelblonde Brauen wurden über eisblauen Augen zusammengezogen, die bis auf den Grund von Rosannes Seele zu blicken schienen. Eine Vielzahl widerstreitender Empfindungen lag in diesem Blick. Der Schock des Erkennens, ungläubige Fassungslosigkeit und dann etwas viel Stärkeres. Abscheu, Wut … Hass.
    Rosanne öffnete den Mund, aber kein Laut drang über ihre Lippen. Um sie herum schien sich alles im Zeitraffer zu bewegen, nur sie standen still, als wären sie in einer unsichtbaren Blase gefangen.
    Sie sah den kleinen Jungen an, den er in seinen Armen hielt. Das
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