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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
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1.
    12. Januar 1470 NGZ:
    Terrania, Ralph-Artur-Klinik
     
    Mein Name ist Shamsur Routh, und ich werde bald sterben.
    Interessiert das jemanden?
    Nein.
    Ich werde einsam und verlassen sterben.
    Niemand denkt mehr an mich.
    Niemand erinnert sich mehr an mich.
    Niemand weiß mehr, was ich getan habe.
    Ich werde genauso elend verrecken wie ein Wurm, den nicht einmal mehr der Vogel anrührt.
    Das ist so verdammt ungerecht!
     
    *
     
    »Saram! Saram! Er hat es schon wieder getan!«
    Stationsleiter Saram Ialtek schreckte hoch. Er war eingenickt, nur für einen kurzen Moment, wie der rasche Blick auf die Uhrprojektion an der Wand zeigte. Er berührte das Sensorfeld seines Arbeitstisches. »Palko?«
    »Ja, Chef.« Der Imarter klang zerknirscht. »Tut mir leid, dich zu wecken, ich weiß, du wolltest für fünfzehn Minuten Ruhe. Aber er ist abgehauen.«
    Müde rieb sich Ialtek das Gesicht. »Wie hat er es diesmal geschafft?«
    »Essenausgabe.«
    »Warum war die Tür nicht verschlossen?«
    »Er ist kein Gefangener, mit Verlaub. Außerdem schien er heute Morgen sehr klar.«
    »Bis zum nächsten Anfall. Stell das übliche Suchteam zusammen! Dann sucht ihn! Er kann nicht weit kommen. Bringt ihn anschließend zu mir.«
    »Geht klar, Chef.«
    Ialtek war beunruhigt. Er sollte die Familie herholen, vielleicht brachte dies Besserung. Andererseits ... es könnte den Patienten zu sehr aufregen und alles nur verschlimmern. Shamsur Routh musste zuerst zur Ruhe kommen, bevor er in der Lage war, Besuch zu empfangen. Er musste stabiler werden.
    Was für ein Witz. Stabiler? Wie sollte das funktionieren? Jede Stunde, die er überlebte, war bereits ein Geschenk, mit dem man nicht rechnen durfte.
    Die Familie sollte deshalb Abschied nehmen können.
    Eben! Es sollte ein Abschied, kein Schock sein, ihn in diesem Zustand zu erleben.
    Es war fraglich, ob sie überhaupt kommen konnten.
    Der Mediker starrte aus dem Fenster. Die Sonne schien dort draußen. Ja. Die Sonne. Die echte Sonne, Sol, kein künstliches Licht aus einem Atomsonnenpulk mehr. Der Fimbul-Winter war beendet worden, ein überwältigender Moment planetenweit ... nein, im ganzen System. Wildfremde Menschen hatten sich auf den Straßen in den Armen gelegen, geweint und gelacht, gefeiert und getanzt ...
    Die vergangenen Tage waren reich an Umwälzungen gewesen. Die Sonne kehrte zwar zurück, aber die »Sayterraner« und dazu viele weitere Menschen – insgesamt 35 Millionen Menschen – waren freiwillig ins Weltenkranz-System ausgewandert, wo sie sicher sein sollten vor allen Unbilden, die über das Solsystem hereinbrechen sollten. Der Umbrische Rat hielt sich noch auf Terra auf, seine Mitglieder würden als Letzte ihren ehemaligen Mutterplaneten verlassen.
    Gleichzeitig aber gab es neue alarmierende Nachrichten ... Saram wusste nicht genau, welche, denn es war strikte Geheimhaltung angeordnet worden. Er hatte lediglich über diverse Kanäle ein paar Gerüchte mitbekommen, die irgendetwas von einer »Veränderung der Anomalie« besagten.
    Was immer das bedeuten mochte, ging ihn allerdings nicht direkt an. Er war Mediker und hatte seine Aufgabe zu erledigen: Leben zu retten. Und vor allem das Leben dieses einen Mannes, der aufgrund seiner familiären Beziehungen sehr prominent war. Sogar Reginald Bull hatte sich nach ihm erkundigt und gewünscht, auf dem Laufenden gehalten zu werden. Wobei das nicht ganz ernst gemeint sein konnte, weil der Resident derzeit wichtige Dinge zu erledigen hatte. Ialtek schickte trotzdem jeden Abend einen Bericht an das Residenz-Büro. Er erwartete keine Antwort, und damit behielt er recht.
    Vor allem aber schien Sarams Patient für den Konsul der Sayporaner sehr bedeutend zu sein, da dieser im Gegensatz zu Bull ständig anrief.
    Ein Blinken signalisierte eine Nachricht, und der Absender war schnell identifiziert. Ah, wie aufs Stichwort: der nächste Anruf.
    »Ich kann nichts weiter dazu sagen«, wiederholte Ialtek wie jedes Mal nach den üblichen einleitenden Floskeln. »Es tut mir leid, Chourtaird, aber Shamsur Routh ist nicht in der Lage, Besuch zu empfangen.«
    »Ich bin kein Besuch, ich bin ... nun, wie eine Art Ziehvater für ihn«, erwiderte der Sayporaner. »Ich könnte sicherlich etwas für ihn tun.«
    Ja, irgendwelche Organe entnehmen und für dich selbst verwenden. Saram wusste Bescheid über dieses Volk, zum Teil von Shamsur selbst, wenn er in klaren Momenten von seiner Odyssee durch das Weltenkranz-System erzählte. Auch wenn Terraner und Sayporaner
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