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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Autoren: V.A.
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wollte. Ich benützte meinen rechten Schuh dazu, sein Schienbein entlangzufahren und ihn kräftig auf den Rist zu treten. Sein Griff lockerte sich etwas, und ich konnte dem Buckligen einen Tritt versetzen, der ihn dicht unterhalb des Knies traf. Der Knochen zersplitterte laut knirschend. Ich spannte die Armmuskeln an und rammte dem Mann hinter mir die Ellbogen in die Rippen; er ließ stöhnend los, Rutch fiel an mir vorbei, und ich konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, als jetzt der Bärtige mit seinem Eisenrohr über mich herfiel. Er schwang das Rohr hoch über dem Kopf, als sei er ein Scharfrichter, der einen Verurteilten zu köpfen habe. Ich fing seinen Arm ab, wechselte den Griff, zog den Arm mit einem Ruck zu mir heran und brach ihn dabei am Ellbogen. Der Bärtige stieß einen lauten Schrei aus, fiel aufs Gesicht und blieb liegen; sein Eisenrohr war ihm schon vorher aus der Hand gefallen.
    Der dritte Mann, der sich hinter mir angeschlichen hatte, war bereits wieder auf Händen und Knien und richtete sich weiter auf. Er schien ein Halbchinese zu sein und hatte ein breites, ausdrucksloses Gesicht mit gewaltigem Doppelkinn. Ich traf dieses Kinn mit dem rechten Knie. Er fiel zurück, und ich blieb keuchend über ihm stehen; meine Kondition war auch nicht mehr, was sie früher gewesen war. Ich hatte nur Glück, daß keiner der drei imstande war, sich jetzt aufzuraffen und über mich herzufallen; einen energischen Angriff zu diesem Zeitpunkt hätte ich wahrscheinlich nicht überstanden.
    Der Chinese und der Bärtige waren kampfunfähig und bewußtlos, aber der andere Mann, der anscheinend Rutch hieß, warf sich im Gras herum wie eine Maus, die in ein Kartoffelfeuer geraten ist. Ich ging zu ihm und drehte ihn auf den Rücken.
    »Deine Leute sind verweichlicht und für solche Sachen zu langsam«, erklärte ich ihm. Ich deutete auf den halben Mann im Schatten unter dem nächsten Baum. »Eure Arbeit?«
    Er spuckte, wollte mein linkes Knie treffen und verfehlte es.
    »Nette Stadt«, behauptete ich. »Wie heißt sie überhaupt?«
    Er bewegte die Lippen, ohne ein Wort zu sagen. Aus der Nähe war zu erkennen, daß er feuerrotes Haar hatte. Ein zäher Rotschopf – trotz des Buckels. Ich stellte einen Schuh auf seine Hand und verlagerte mein Gewicht darauf.
    »Heraus mit der Sprache, Roter«, forderte ich ihn auf. »Was soll der ganze Unsinn?«
    Er antwortete nicht, deshalb trat ich etwas fester auf.
    »Tote ... im Park ... heute ...!« Er sprach so abgehackt wie ein Ertrinkender, der sein Testament in den Pausen zwischen einzelnen Wogen diktiert.
    »Drück dich deutlicher aus, Roter. Ich bin etwas begriffsstutzig.«
    »Schwarze ...« Er hatte Schaum in den Mundwinkeln und stöhnte leise wie ein Hund, der von Hasen träumt. Das nahm ich ihm nicht übel. Sein Beinbruch war nicht leicht zu verschmerzen. Dann verdrehte er die Augen nach oben. Ich wandte mich ab, hörte in letzter Sekunde ein Geräusch drehte mich wieder um und sah das Messer in seiner Hand blitzen, bevor ich es in meinem Rücken spürte.
     
    Die Schockwirkung einer Stichverletzung auf das menschliche Nervensystem kann bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedliche Folgen haben. Manchmal sinkt der Verletzte bewußtlos zusammen, bevor er die ersten zehn Kubikzentimeter Blut verloren hat. Ein anderer geht vielleicht noch nach Hause, legt sich ins Bett und verblutet still und heimlich, weil er nichts von einer Verletzung gemerkt hat. Meine Reaktion war eine Mischung aus diesen beiden Extremen. Ich spürte deutlich, daß die Klinge auf einen Knochen traf und nach oben abgelenkt wurde; gleichzeitig holte meine rechte Faust wie von selbst aus und landete mitten im Gesicht des Rothaarigen. Er fiel zurück und blieb reglos liegen; ich stand noch über ihm und versuchte mir mit beiden Händen die Seite zu halten. Ein kräftiger Blutstrahl schoß aus der Wunde und strömte über meine Hüfte. Ich ging drei Schritte weit, spürte meine Knie nachgeben und ließ mich zu Boden fallen, während ich noch immer versuchte, die Wunde zuzuhalten. Ich war völlig klar im Kopf, aber meine Muskeln waren plötzlich wachsweich geworden. Ich hockte im Gras, horchte auf meinen Puls und überlegte mir, daß ich einen neuen Versuch machen würde, sobald mein Herz sich etwas beruhigt hatte.
    Los, steh auf, Dravek! Du bist doch angeblich ein zäher Bursche ...
    Ich strengte mich an, um aufzustehen, aber statt dessen kippte ich langsam zur Seite wie ein morscher Baum. Ich lag dort im
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