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Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster

Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster

Titel: Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster
Autoren: Dan Shocker
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Die Frau hatte eine ungesunde, graue Gesichtsfarbe, eine spitze
Nase, und die Linien um ihren Mund waren tief eingefurcht. Die Fremde
kam langsam die Allee entlang. Es dunkelte bereits.
    Der Himmel war bewölkt, und zwischen den dahinziehenden
Wolkenbergen glitzerte hin und wieder ein winziger Stern.
    Die Straße war menschenleer.
    Nicht mal Autos parkten hier.
    Die Allee mündete genau in ein drei Meter hohes Tor, das sich
in einer massiven Wand aus dunkelrot gebrannten Ziegelsteinen
befand.
    Die Heilanstalt!
    Die Frau mit dem grauen Gesicht und den stumpfen, wie leblos
wirkenden Augen, lächelte hintergründig, je näher sie
dem Tor kam.
    Hier, rund zwanzig Kilometer von Oslo entfernt, lag eine
Heilanstalt für psychisch Kranke. Um diese Zeit hielten sich
keine Besucher mehr auf.
    Die nächste Ortschaft war ein Dorf mit weniger als
dreihundert Einwohnern und lag sieben Kilometer entfernt.
    Die Frau, die die Straße entlangkam, trug das Haar
hochgesteckt. Ein dunkler Mantel lag um ihre schmalen Schultern, die
sich knochig unter dem Stoff abzeichneten.
    Noch fünf Schritte waren es bis zum Tor, dann stand die
Fremde schließlich davor.
    Sie ließ den Blick nur flüchtig über die
Hinweistafel gleiten. Der Klingelknopf und die Sprechanlage, die sie
hätte benützen müssen, um den Portier dazu zu bringen,
das Tor zu öffnen, interessierten sie überhaupt nicht.
    Sie streckte die Hände aus – und passierte das Tor, als
wäre es nicht vorhanden!
     
    *
     
    »Wir stehen vor einem Rätsel, Dr. Belman«, sagte
Dr. Gullbrans, die Achseln zuckend. Der breitschultrige Arzt hatte
die Figur eines Athleten. »Wir können nichts finden. Alle
Tests sind positiv verlaufen.«
    »Keine Anzeichen einer Geisteskrankheit also«, bemerkte
Dr. Belman, der drahtig und jugendlich neben dem massiven Nervenarzt
wirkte, dem man ansah, daß er oft hart zupacken mußte.
Gullbrans hatte Hände wie ein Fleischer, breit und kräftig,
richtige Pranken.
    Belman war gute fünfzehn Jahre jünger als Gullbrans,
wirkte trotz der graumelierten Schläfen jünger, als man ihn
ohnehin im Vergleich mit dem Nervenarzt schätzen mochte.
    Dr. Thorwald Belman stammte aus Oslo. Dort war er an einer Klinik
als Chirurg angestellt. Unter normalen Umständen hätten
sich die Wege Belmans und Gullbrans wahrscheinlich nie gekreuzt.
    Der Grund, weshalb es doch dazu gekommen war, lag in der Person
von Anka Sörgensen begründet. Die
sechsundzwanzigjährige, vom Fernsehen her bekannte
Künstlerin war vor wenigen Wochen in jener Osloer Klinik von
Thorwald Belman am Blinddarm operiert worden .
    Schon die Vorbereitungen zu dieser Operation zeigten sich in Anka
Sörgensens Blick in einem merkwürdigen Licht. Sie vertraute
sich Belman an und schien überzeugt davon, daß die Narkose
wohl bei ihr nicht wirken und nach der Operation ihr Leben in anderen
Bahnen verlaufen würde als bisher.
    Damit hatte sie in der Tat nicht unrecht gehabt.
    Nach der Operation ereigneten sich eine Reihe von Dingen, die
nicht in das Bild des Herkömmlichen paßten.
    Ohne ersichtlichen Grund verschlechterte sich da zunächst der
Zustand der Frischoperierten, um sich nach vierundzwanzig Stunden auf
eine Weise zu verbessern, daß man ohne Übertreibung von
einem Wunder sprechen konnte.
    Die frische Operationsnarbe sah nach diesen vierundzwanzig Stunden
so aus, als ob sie schon vor einigen Jahren verheilt sei!
    Anka Sörgensens Organismus schien der Zeit ein Schnippchen
geschlagen zu haben. Die junge Frau hatte sowohl eine
körperliche Veränderung durchgemacht – wie eine
geistig-seelische.
    Von Stund’ an fühlte sie sich beobachtet und verfolgt.
Eindeutige Hinweise legten Zeugnis ab davon, daß um sie herum
auch tatsächlich etwas vorging, was man sich einfach nicht
erklären konnte.
    Es kam zu Unfällen im Krankenhaus. Ein Wagen mit heißem
Kaffee und Tee kippte um und stürzte genau in dem Augenblick die
Treppen herab, als Anka Sörgensen die Stufen nach oben kam.
    Geistesgegenwärtig durch einen Sprung zur Seite entging sie
Schlimmerem.
    Hier ließ sich noch am ehesten von einem Unfall sprechen,
der nicht »gesteuert« zu sein brauchte, wie Anka
Sörgensen es annahm.
    Anders sah es aus mit dem Balkon, auf dem sie wenig später
stand, der aus unerfindlichen Gründen plötzlich
abbröckelte und sie mit sich in die Tiefe zu reißen
drohte.
    Inzwischen war eine genaue Untersuchung des Falles
durchgeführt worden. Architektonisch gab es an dem vor acht
Jahren in Dienst gestellten Krankenhaus nichts
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