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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Autoren: V.A.
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hielt sich ein Taschentuch vor die Augen und verließ fluchtartig den Raum.
    »War das alles?« fragte Cybella.
    »Ja, du kannst jetzt gehen.« Zehn Minuten später kam Luff in die Küche.
    »Was tust du im Augenblick, Cybella?«
    Cybella nahm langsam eine Mikrofilmspule aus dem Magazin an ihrer Schläfe.
    »Ich habe flämische Malerei studiert. Morgen ist mein freier Tag, und ich will meinen Nachkommen besuchen. Seine Lehrer behaupten, er zeichne einfach genial. Aber ich fürchte, daß die Kunsterziehung im Internat nicht gut genug ist, deshalb hole ich das Versäumte an freien Tagen nach.«
    »Was ist heute wieder passiert?«
    »Eigentlich nichts Besonderes. Ich habe den Tisch abgeräumt, dabei zufällig einen Blick auf Marthas Doktorarbeit geworfen und einen groben Fehler entdeckt. Es wäre dumm gewesen, ihn ihr zu verschweigen. Ich wollte Martha nur helfen.«
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Sie hat geweint und beteuert, sie sei ein Mensch, kein Roboter, und wenn eine Maschine sie dauernd belehre, sei das für sie genauso schlimm, als ob sie einen Kühlschrank küssen müsse.«
    »Und du hast natürlich eine passende Antwort parat gehabt?«
    »Ja, ich habe ihr versichert, daß sie vermutlich nichts gegen einen Kühlschrank hätte, wenn sie mit seiner Hilfe ihren Fortpflanzungstrieb befriedigen könnte.«
    »Aha. Das mit dem Trieb war nicht sehr nett.«
    »Ich wollte sie nicht verletzen. Sie sollte nur einsehen, wie relativ alles ist.«
    »Sei bitte etwas taktvoller im Umgang mit Martha. Sie ist eben leicht erregbar.«
    »Ja, Chef.«
    Luff verließ wortlos die Küche. Martha schlief bereits, als er ins Schlafzimmer kam. Da er sie nicht wecken wollte, ging er auf Zehenspitzen hinaus und legte sich auf die Couch.
    Er fühlte sich nicht gut.
    In der Küche überlegte Cybella sich unterdessen nicht zum erstenmal, daß dieser ständige Kontakt mit Menschen allmählich unerträglich wurde, daß man schließlich nicht von wesentlich intelligenteren Maschinen verlangen konnte, sie sollten ihren Erbauern ewig dankbar sein. Hätte sie nicht mütterliche Zuneigung für ihr kleines Kyberkind empfunden, das sonst niemand auf der ganzen Welt hatte, hätte sie sich nur allzu bereitwillig aus dem zwanzigsten Stock gestürzt.
     
     
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