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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Erster Teil
    Das Siebente Testgelände
    Ein ernstes Gespräch
    Der einäugige Sekretär hob langsam den Kopf und schaute Bykow scharf an.
    »Aus Mittelasien?«
    »Jawohl.«
    »Die Papiere ...«
    Er streckte seine dunkle, an eine Krebsschere erinnernde Hand mit dem überlangen Zeigefinger aus; drei Finger und die Hälfte der Hand fehlten. Bykow gab ihm seinen Ausweis und den Dienstreiseauftrag.
    Ohne Eile faltete der Sekretär das Schreiben auseinander und las: Der Ingenieur der sowjetisch-chinesischen Expeditionsbasis Gobi, Alexej Petrowitsch Bykow, wird vom Ministerium für Geologie zur Klärung seines weiteren Einsatzes abkommandiert. Begründung: Anforderung des SKIPV vom ...
    Dann blickte der Sekretär flüchtig auf den Ausweis, reichte ihn zurück und zeigte auf die schwarze ledergepolsterte Tür. »Bitte. Genosse Krajuchin erwartet Sie.«
    Bykow fragte: »Der Dienstreiseauftrag bleibt bei Ihnen?«
    »Ja, er bleibt hier.«
    In den Sesseln entlang der Wände des Vorzimmers saßen mehrere Leute, die offensichtlich warteten, dass sie an die Reihe kämen. Keiner von ihnen beachtete Alexej Petrowitsch im Geringsten. Das wunderte ihn – von den Gebräuchen in den Vorzimmern der Hauptstadt hatte er ganz andere Dinge gehört. Doch sowohl den einäugigen Sekretär als auch die Besucher vergaß er sofort, als er die Schwelle zum Arbeitszimmer überschritt.
    In dem geräumigen Arbeitszimmer herrschte Halbdunkel: Die Bambusrouleaus waren heruntergelassen. Matt schimmerten die kahlen Wände aus Kunststoff. Ein weicher roter Teppich dämpfte den Schritt. Bykow blickte sich suchend um und gewahrte an dem wuchtigen Schreibtisch zwei Glatzen. Die eine – blass, sogar etwas grau – thronte reglos über der Rückenlehne des Besuchersessels. Die andere – safrangelb und glänzend – hatte sich hinter dem Tisch über eine aufgeschlagene Mappe mit Pauspapieren und Blaudrucken gebeugt und pendelte hin und her, als beschnuppere ihr Besitzer die vor ihm liegenden blauen Lichtpausen von technischen Zeichnungen.
    Dann bemerkte Bykow eine dritte Glatze. Sie gehörte einer unförmig dicken, mit grauer Kombination bekleideten Gestalt, die auf dem Teppich lag und den grauen kahlen Kopf zwischen Wand und Safe gesteckt hatte. Vom Hals bis unter den Tisch zog sich eine helle Leine ...
    Freilich, jeder Chef hat seine eigenen Angewohnheiten, aber ging das nicht doch zu weit? Verwirrt trat Bykow von einem Fuß auf den anderen. Er zupfte an dem Reißverschluss seiner Jacke und warf einen unruhigen Blick zur Tür. Die safrangelbe Glatze verschwand. Ein Schnaufen wurde hörbar, und eine dumpfe, raue Stimme sagte befriedigt: »Hält ausgezeichnet! Wirklich ausgezeichnet!« Über dem Tisch wuchs eine ungefüge Gestalt in Nylonkombination empor.
    Der Mann war ungeheuer groß, außerordentlich breit in den Schultern und sicherlich sehr schwer. Sein narbiges fahles Gesicht glich einer Maske, der schmallippige, zusammengekniffene Mund bildete eine gerade Linie, und die runden wimpernlosen Augen unter der mächtigen gewölbten Stirn hefteten sich kalt und eindringlich auf Bykow.
    »Was wünschen Sie?«, fragte der Mann heiser.
    »Ich möchte den Genossen Krajuchin sprechen«, sagte Bykow und schielte ängstlich auf die am Boden liegende Gestalt.
    »Bin ich selbst.« Die runden Augen des Mannes glitten ebenfalls über die Gestalt am Boden und blieben von Neuem auf Bykow haften.
    Die Glatze im Sessel bewegte sich nicht. Zögernd machte Bykow einige Schritte vorwärts und stellte sich vor. Den Kopf zur Seite geneigt, hörte ihm Krajuchin zu.
    »Bin sehr erfreut«, sagte er dann zurückhaltend. »Ich hatte Sie schon gestern erwartet, Genosse Bykow. Bitte, nehmen Sie Platz.« Er wies mit seiner riesigen, spatenähnlichen Hand auf den Sessel. »Dort, bitte. Machen Sie erst den Platz frei.«
    Verständnislos trat Bykow an den Sessel. Kaum konnte er ein nervöses Lachen unterdrücken. Auf dem Sitz lag ein seltsam aussehender Skaphander aus grauem Gewebe, dessen runder, silbrig schimmernder Helm über die Lehne ragte.
    »Legen Sie ihn einfach auf den Fußboden«, sagte Krajuchin.
    Bykow schaute fragend zu dem dicken Balg neben dem Safe. »Das ist ebenfalls ein Spezialanzug.« In Krajuchins Stimme schwang Ungeduld. »Setzen Sie sich doch!«
    Hastig machte Bykow den Sessel frei und nahm Platz. Ihm war nicht ganz wohl zumute.
    Krajuchin musterte ihn mit starrem Blick. »So ...« Seine blassen Finger trommelten auf der Tischplatte. »Na denn, Genosse Bykow, machen
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