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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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dauern werde. Schade, dass man sich vor Antritt der Reise nicht mehr sehen konnte. Aber was hätte es auch für einen Sinn gehabt? Ließ sich denn in ein paar Minuten das aussprechen, was man Jahre hindurch nicht zu sagen gewagt hatte? Am besten, man vertraute alles dem Schicksal an. Wenn er zurückkehrte (ein Bild aus einer Illustrierten tauchte in seinem Gedächtnis auf: Die Helden des kosmischen Raumes sind von einem gefahrvollen Flug zurückgekehrt – Blumen, strahlende Gesichter, winkende Hände ...), wenn er zurückkehrte, würde er sich Urlaub nehmen und nach Aschchabad fahren. Er würde zu dem bekannten Haus gehen, auf den Klingelknopf drücken, und dann ...
    Bykow blickte auf die Uhr. Bis fünf fehlten noch einige Minuten. Er erhob sich, gab dem lächelnden Mädchen mit einer leichten Verbeugung den Enzyklopädieband zurück und ging zu Krajuchin.

    Im Empfangszimmer nickte ihm der einäugige Sekretär wie einem alten Bekannten zu. Bykow blickte noch einmal auf die Uhr – es war eine Minute vor fünf –, fuhr sich mit der Hand über das Haar, zog seine Jacke zurecht und öffnete entschlossen die Tür zum Arbeitszimmer.
    Im ersten Augenblick dachte er, er sei in einen falschen Raum geraten. Die Rouleaus waren hochgezogen, durch die geöffneten Fenster strömte helles Sonnenlicht und übergoss die samtigen Kunststoffwände mit warmem Schein. Der Sessel vor dem Tisch war zur Seite gerückt, über der Lehne hing noch immer der Spezialanzug mit dem silbrigen Helm. Der Teppich lag zusammengerollt an der Wand. Auf dem glänzenden Parkett inmitten des Zimmers stand ein seltsamer Gegenstand, der entfernt an eine große graue Schildkröte auf fünf klobigen Beinen erinnerte. Der glatte halbkugelförmige Schild erhob sich etwa einen Meter über dem Fußboden. Um die Schildkröte herum hockten mehrere Männer.
    Einer von ihnen, ein breitschultriger, etwas vorgebeugter Hüne mit schwarzgeränderter Brille, die zur Hälfte sein Gesicht verdeckte, hob den Kopf mit der im Sonnenlicht gelblich glänzenden Glatze, und Bykow vernahm Krajuchins heisere Stimme: »Da ist er! Genossen, ich darf Ihnen das sechste Mitglied der Expedition vorstellen, Ingenieur Alexej Petrowitsch Bykow.«
    Alle wandten sich ihm zu – ein großgewachsener, sehr schöner Mensch in leichtem eleganten Anzug, ein dicker gutmütig dreinschauender Mann mit glattrasiertem Kopf und hitzegerötetem Gesicht, ein freundlicher schwarzhaariger Bursche, der die sehnigen Hände mit einem Ölläppchen abwischte, und – Dauge, der gute alte Freund Grigori Johannowitsch Dauge, ebenso hager und schlaksig wie im vorigen Jahr in der Gobi, nur nicht wie damals in Pluderhosen und Kopftuch, sondern in gewöhnlichem Straßenanzug; er sah Bykow breit lächelnd an und nickte ihm zu.
    »Machen Sie sich bekannt, Genosse Bykow«, sagte Krajuchin und nahm die Brille ab. »Wladimir Sergejewitsch Jurkowski, ein hervorragender Geologe und erfahrener Raumreisender ...«
    Der Schönling in dem eleganten Anzug drückte schwach, gleichsam widerwillig Bykows Hand und wandte sich mit gleichgültiger Miene ab. Bykow warf einen Seitenblick auf Krajuchin. Es kam ihm vor, als ob in dessen runden Augen lustige Fünkchen aufblitzten und sogleich wieder erloschen.
    »Bogdan Bogdanowitsch Spizyn, Pilot, einer der weltbesten Kosmonauten. Hat an den ersten Expeditionen in den Asteroidengürtel teilgenommen.«
    Der schwarzhaarige Bursche entblößte seine prachtvollen Zähne. Seine Hand war heiß und hart wie Eisen.
    »Michail Antonowitsch Krutikow«, fuhr Krajuchin fort. »Navigator. Der Stolz unserer sowjetischen Raumfahrt.«
    »Aber was reden Sie da, Nikolai Sacharowitsch!«, murmelte der Dicke verlegen und blickte Bykow freundschaftlich von unten her an. »Genosse Bykow könnte tatsächlich annehmen ... Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Genosse Bykow, sehr angenehm ...«
    »Und das hier ... Na, ich glaube, hier erübrigt sich das Vorstellen ...«
    Bykow und Dauge umarmten einander.
    »Traue meinen Augen nicht! Johannytsch, bist du es wirklich?«
    »Ich bin es, Alexej!«
    Krajuchin berührte Bykow am Ellbogen. »Schiffskommandant und Expeditionsleiter ...«
    Bykow drehte sich um. In der Tür stand ein mittelgroßer schlanker Mann mit blassem Gesicht; sein Haar war völlig ergraut, obwohl seine klaren, regelmäßigen Züge ihn nicht älter als fünfunddreißig Jahre erscheinen ließen. Offenbar war er hinter Bykow eingetreten und hatte die einfache Vorstellungszeremonie von der Schwelle aus
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