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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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beobachtet.
    »Anatoli Borissowitsch Jermakow.«
    Als Bykow den Namen hörte, der vor einigen Monaten Tag für Tag die Zeitungsspalten beherrscht hatte, nahm er unwillkürlich Haltung an. Es gibt Menschen, deren absolute Überlegenheit man gleich vom ersten Augenblick an spürt. Jermakow war eine solche Persönlichkeit. Beinahe physisch spürte Bykow in ihm die ungeheure Willenskraft, die unbeirrbare, fast grausame Zielstrebigkeit, einen wendigen, allseitig entwickelten Geist. Jermakows scharf gezeichneter Mund war zu einem höflichen Lächeln halb geöffnet, doch die dunklen Augen tasteten prüfend und abschätzend das Gesicht des neuen Expeditionsmitglieds ab.
    Einige unerträglich lange Sekunden verstrichen. Endlich sagte Jermakow mit weich klingender Stimme: »Sehr erfreut, Genosse Bykow.«
    Der Ingenieur drückte ihm die schmale warme Hand und gesellte sich eilig wieder zu Dauge. Er sah, dass Grigori Johannowitschs Stirn feucht war. Im Zimmer war es übrigens ziemlich heiß.
    »So, Genossen ...«, sagte Krajuchin. »Jetzt, da wir alle beisammen sind, können wir mit unserer Besprechung beginnen – der letzten in Moskau.«
    Er trat zum Tisch und drückte auf einen der Knöpfe an dem Ebonitschild neben dem Videophon. Ein leises Brummen ertönte. Bykow wich unwillkürlich zurück, als die graue Schildkröte langsam im Fußboden versank und sich über dem breiten quadratischen Schacht die Parkettklappen schlossen. Dauge und Spizyn rollten den Teppich darüber, und der dicke Krutikow schob den Sessel an den Tisch.
    »Bitte, setzen Sie sich, Genossen!«, sagte Krajuchin. Alle nahmen auf den weichen Polsterstühlen Platz. Es wurde still.
    »Ich bin froh, Ihnen mitteilen zu können, Freunde«, begann Krajuchin, »dass der Befehl unterzeichnet ist. Es geschah vor zwei Stunden, und der Personalbestand der Expedition – um es einmal so zu nennen – ist ohne Vorbehalt bestätigt worden. Ich beglückwünsche Sie!«
    Niemand rührte sich, nur Jurkowski hob den Kopf und sah flüchtig zu Bykow hin.
    »Was aber die Aufgabe angeht ...« – Krajuchin hielt sich ein Blatt Papier vor die Brille – »was die Aufgabe angeht, so hat das Komitee einige Änderungen vorgenommen. Richtiger gesagt, Ergänzungen.«
    »Es geht los ...«, murmelte Dauge unzufrieden.
    Das Telefon klingelte. Krajuchin nahm den Hörer ab, legte ihn wieder auf, drückte auf den Umschalter und knurrte: »Ich habe eine Besprechung.«
    »Jawohl«, ließ sich eine Stimme vernehmen.
    »Fahren wir also fort, Genossen. Im Großen und Ganzen bleibt alles sozusagen beim Alten. Die Aufgabe lautet: Erprobung der neuen technischen Mittel und geologische Erkundung auf der Venus. Da sich aber jetzt ein Neuling unter uns befindet, der über die Aufgabe nicht im Bilde ist, und eingedenk dessen, dass Übung sozusagen den Meister macht ... und es überhaupt nichts schaden kann, diesen Befehlsteil Ihnen allen noch mal in Erinnerung zu rufen, lese ich den Text im Wortlaut vor. Paragraph acht. Die Expedition hat den Auftrag: erstens, die betriebstechnischen Eigenschaften des neuen interplanetaren Verkehrsmittels, der Photonenrakete Chius , allseitig zu erproben, zweitens, auf der Venus in der Nähe der radioaktiven Erzvorkommen ›Urangolkonda‹ zu landen, die vor zwei Jahren von der Expedition Tachmasib-Jermakow entdeckt wurden ...«
    Bykow seufzte vernehmlich. Dauge legte ihm beschwichtigend die Hand aufs Knie ...
    »... und dieses Gebiet geologisch zu erforschen. Paragraph neun. Die Aufgabe der geologischen Gruppe der Expedition besteht darin, die Grenzen der ›Urangolkonda‹ zu ermitteln, Gesteinsproben zu sammeln und annähernd die Menge der dort vorhandenen radioaktiven Bodenschätze zu berechnen. Nach der Rückkehr soll dem Komitee ein Gutachten über den ökonomischen Wert der Lagerstätte vorgelegt werden. Wie Sie sehen, ist bis hierher alles so geblieben, wie es war. Und jetzt kommt ein neuer Punkt. Hören Sie ... Paragraph zehn. Ferner hat die Expedition die Aufgabe, höchstens fünfzig Kilometer von den Grenzen der Uranvorkommen entfernt einen Landeplatz ausfindig zu machen, der für alle Arten interplanetarer Verkehrsmittel geeignet erscheint, und an diesem Platz automatische Ultrakurzwellen-Funkfeuer, Konstruktion Usmanow-Schwarz, mit Speisung aus örtlichen Ressourcen aufzustellen.«
    Krajuchin legte das Papier beiseite und überflog die Anwesenden mit prüfendem Blick. Eine Weile herrschte Schweigen. Endlich sagte Jurkowski, eine seiner dichten schwarzen Brauen
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