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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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VORWORT
Wie die Idee zu diesem Buch entstand
    Wie gut, wenn man Kinder hat, die einen auf ganzer Linie enttäuschen! Ansonsten würden wir uns nämlich noch viel häufiger etwas vormachen. Ich beispielsweise würde noch immer glauben, dass meine Bücher – im Unterschied zu vielen anderen – für jeden verständlich geschrieben seien. Glücklicherweise belehrte mich meine Tochter eines Besseren …

    »Mann, Papa!«, sagte Lea, als sie mein Büro betrat.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Dein neues Buch …« Sie stöhnte. »Willst du denn nicht mal zur Abwechslung etwas schreiben, das man auf Anhieb kapiert? Ich meine, ohne dass man zusätzlich noch einen Stapel Lexika braucht?!«
    »Hey, ich kann doch nichts dafür, dass du in der Schule so wenig mitbekommen hast«, versuchte ich zu witzeln, was allerdings nicht ganz so humorvoll ankam, wie es gemeint war.
    »Du hältst mich wohl für blöde?!«, schoss es mir entgegen.
    »Nein, bestimmt nicht! Aber bei solchen Büchern muss man halt ein gewisses Vorwissen mitbringen. Außerdem: Wenn du meine Bücher schon als schwierig empfindest, dann lies erst mal Hegel, Heidegger oder Habermas! Du würdest dich wundern!«
    »Warum sollte ich die denn lesen, wenn sie noch unverständlicher sind? Ihr Philosophen seid wirklich komische Typen …«
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Wenn ein Getränkehersteller herausfindet, dass seine Limonade bei den Leuten nicht ankommt, dann heißt es nicht: ›Die doofen Konsumenten haben mal wieder voll versagt. Egal, wir bleiben bei unserem Rezept!‹ Nee, ein solcher Getränkehersteller würde so lange neue Geschmacksrichtungen ausprobieren, bis er die Leute endlich erreicht.« Lea grinste. »Jeder weiß, dass das vernünftig ist. Nur ihr Philosophen habt das offenbar nicht begriffen. Kein Wunder, dass sich kaum jemand für euch interessiert.«

    Das saß! Leider musste ich eingestehen, dass Lea in gewisser Weise recht hatte. Doch ganz geschlagen geben wollte ich mich noch nicht. »Vielleicht ist es ja ein Problem der Zielgruppe«, sagte ich. »Ob Getränkehersteller oder Philosoph: Man kann mit seinen Produkten niemals alle erreichen …«
    »Du meinst, ich gehöre nicht zu deiner Zielgruppe? Wie kommst du denn darauf?! Du beschäftigst dich doch mit den großen Fragen des Lebens: Wer wir sind, woher wir kommen, wie wir zu einem guten Leben finden und so weiter. Diese Themen gehen ja wohl alle Menschen an, oder? Warum also, frage ich dich, schreibst du deine Bücher nicht so, dass sie auch von allen verstanden werden können?«
    »Also, ich bemühe mich schon, möglichst verständlich zu schreiben«, versuchte ich mich zu verteidigen.
    Lea lächelte spöttisch: »Du weißt ja, was es bedeutet, wenn in einem Arbeitszeugnis steht: ›Er hat sich redlich bemüht …‹ Das heißt, dass man es eben nicht hingekriegt hat, dass man im Grunde ’ne ziemliche Niete ist!«
    »Okay, möglicherweise trifft das ja den Punkt«, sagte ich. »Ich bin ’ne Niete, die es einfach nicht besser hinkriegt!«
    »Unsinn«, entgegnete sie. »Ich weiß doch, dass du das kannst! Wenn ich mit dir über philosophische Themen rede, kapiere ich sofort, worum es geht. Lese ich aber deine Bücher, verstehe ich oft nur Bahnhof! Ich frage dich: Warum machst du nicht einmal ein Buch, in dem du genauso einfach und verständlich schreibst, wie du mit mir sprichst? «

    Im ersten Moment war ich über diesen Vorschlag so überrascht, dass ich nicht wusste, was ich antworten sollte. Im Grunde war das gar keine schlechte Idee! Und je mehr ich darüber nachdachte, desto besser gefiel sie mir. »Würdest du mir denn helfen, ein solches Buch zu schreiben?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Wer? Ich? Wie soll ich dir denn helfen? Ich habe doch überhaupt keine Ahnung von Philosophie!«
    »Eben drum! Dir wird es im Unterschied zu mir sofort auffallen, wenn irgendetwas nicht verständlich oder staubtrockenlangweilig ist.«
    »Ich soll also die Stellvertreterin für all die Dummies da draußen spielen? Für die Masse der philosophisch Zurückgebliebenen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben? Die kein Philosophiebuch je freiwillig anfassen würden aus Angst, sich dabei zu Tode zu langweilen?« Lea lachte. »Ja, ich glaube, das könnte ich ganz gut hinkriegen! Aber: Wenn ich dir helfe, was springt denn für mich dabei heraus?«
    »Du meinst, außer der Gelegenheit, mit deinem Alten zu quatschen und tiefere Einsichten zu gewinnen über das Leben, das Universum und den ganzen Rest? Na ja,
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