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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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allmächtiges Wesen namens Jahwe, Gott oder Allah, das die Welt in sechs Tagen erschuf.
    Wo der Mythos blüht, ist allerdings auch die Parodie nicht weit! Die vielleicht schönste Schöpfungs-Parodie stammt von dem britischen Schriftsteller Douglas Adams (1952–2001). In seiner satirischen Science-Fiction-Reihe »Per Anhalter durch die Galaxis« berichtete er von der außerirdischen Spezies der Jatravartiden – kleiner, blauer Lebewesen mit mehr als 50 Armen, die schon allein deshalb außergewöhnlich sind, weil sie als einzige Spezies im gesamten Universum das Deospray vor dem Rad erfunden haben. Douglas Adams zufolge glauben die Jatravartiden, dass ein Wesen namens »Großer Grüner Arkelanfall« das Universum einst ausgeniest hat, weshalb sie in ständiger Furcht vor einem Tag leben, den sie als die »Ankunft des Großen Weißen Taschentuchs« bezeichnen. Glücklicherweise soll die Schöpfungslehre der Jatravartiden außerhalb ihrer Heimatwelt nicht sonderlich stark verbreitet sein …
    • • • •

Sind die Dinge so, wie sie uns erscheinen?
    Du hast gestern gemeint, dass die Eigenschaften des Universums nicht darauf hindeuten, dass sich dahinter irgendein Plan verbirgt. Das mag ja stimmen, aber bevor wir darüber sinnvoll reden können, müssten wir doch erst einmal wissen, ob das Universum wirklich so ist, wie wir es wahrnehmen, oder? Es könnte doch alles ganz anders sein! Nehmen wir zum Beispiel dieses Sofa: Ist es tatsächlich rot oder kommt es uns bloß so vor?
    Du willst also wissen, ob die Dinge tatsächlich so sind, wie sie uns erscheinen?
    Ja. Das ist doch eine interessante Frage.
    Dem stimme ich zu. Um deine Frage beantworten zu können, müssen wir uns zunächst bewusst machen, dass wir über das »Ding an sich« keine vernünftigen Aussagen machen können, sondern bloß über das »Ding für uns«.
    Hä? [Das ist die in unserer Region gebräuchliche Abkürzung für »Entschuldigung, das habe ich gerade nicht richtig verstanden. Könntest du das bitte noch einmal erklären?«, die Lea gerne mal verwendet.]
    Also, das »Ding an sich« ist das Ding in seinem absoluten, reinen Zustand – so wie es möglicherweise unabhängig von unserer Wahrnehmung existiert. Nehmen wir unser Sofa als Beispiel: Über die Eigenschaften, die das Sofa »an sich« hat, können wir nichts Vernünftiges aussagen. Schließlich nehmen wir es nicht »an sich« wahr, sondern nur in Bezug zu uns . So wird aus dem »Sofa an sich« ein »Sofa für uns«, nämlich ein Möbelstück, das wir mit unseren Augen sehen und mit unserem Tastsinn erspüren können.
    Moment mal: Willst du damit sagen, dass das Sofa in Wirklichkeit gar nicht da ist, sondern bloß in unserer Vorstellung existiert?
    Nein, sonst würden wir hier bestimmt nicht so bequem sitzen. Dieses Sofa existiert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tatsächlich – also auch unabhängig von unserer Wahrnehmung. Dennoch können wir es losgelöst von unserer Wahrnehmung nicht wahrnehmen.
    Okay, ich sehe ein, dass ich das Sofa nicht unabhängig von meiner Wahrnehmung wahrnehmen kann. Aber ist das nicht eine total überflüssige Haarspalterei? Was bringt es uns denn, zwischen dem »Ding an sich« und dem »Ding für uns« zu unterscheiden?
    Nun, wir kommen damit einer Antwort auf deine Frage durchaus näher – und die lautet: Du nimmst dieses Sofa zwar als rot wahr, »an sich« aber besitzt es diese Eigenschaft wohl nicht!
    Was? Das rote Sofa ist in Wirklichkeit gar nicht rot?
    Sagen wir es mal so: Die Röte, die du wahrnimmst, ist keine Eigenschaft des Sofas, sondern eine Konstruktionsleistung deines Gehirns.
    Und wie kommt es dann, dass ich rot sehe – ich meine, in Bezug auf das Sofa?
    Nehmen wir an, Sonnenlicht fällt auf unser Sofa. Physikalisch bedeutet das, dass eine elektromagnetische Strahlung auf das Oberflächenmaterial des Sofas trifft. Dieses Oberflächenmaterial ist so strukturiert, dass es einen Teil des Wellenlängenspektrums des Lichts reflektiert, sagen wir: eine Wellenlänge von 630 Nanometern.
    Was geschieht mit dem Rest?
    Die restlichen Wellenlängen werden absorbiert, gewissermaßen vom Oberflächenmaterial des Sofas geschluckt. Du musst wissen, dass die darin enthaltenen Atome und Moleküle nur auf die Lichtenergie in einem bestimmten Wellenlängenbereich reagieren können. Was sie nicht aufnehmen, wird wieder abgegeben.
    Und das sehen wir dann?
    Ja, die Wellenlängen, die die Atome des Sofabezugs nicht verarbeiten können, treffen auf die
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