Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0009 - Im Würgegriff der roten Masken

0009 - Im Würgegriff der roten Masken

Titel: 0009 - Im Würgegriff der roten Masken
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Diversion stand auf dem Schild.
    Der Fahrer des Lastwagens nickte. Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Umleitung«, murmelte er, »da bin ich genau richtig.«
    Die langen Lichtfinger der Scheinwerfer glitten an dem Schild vorbei und rissen eine trostlose Landschaft aus der Dunkelheit. Verkrüppelte Bäume mit blattlosen Zweigen und Ästen, braunes Sumpfgras und Nebelfetzen, die wie Totenhemden über den Ausläufern des Moors schwebten.
    Es war eine Gegend zum Fürchten. Bei Nacht traute sich niemand freiwillig in das Teufelsmoor, doch dem Fahrer des Wagens machten die Stille und die unheimliche Umgebung nichts aus. Im Gegenteil, er war sogar froh darüber. Er brauchte keine Angst zu haben bei seinem Tun beobachtet zu werden.
    Er hieß Jim Read, war dreiunddreißig und einem guten, glatten Geschäft nie abgeneigt. Und was war schon dabei, eine alte Kiste zu einem verfallenen Gemäuer zu fahren. Auch wenn die Zeit etwas ungewöhnlich war.
    Hundert Pfund bekam er für den Job.
    Und das war für ihn viel Geld.
    Er startete den Motor, ließ das Schild rechts liegen und fuhr über einen schmalen Weg tiefer in das Moor hinein.
    Wie das Umleitungsschild an diese Stelle gekommen war, das wußte kein Mensch. Es stand da schon seit einer halben Ewigkeit und würde auch noch auf Jahre hinaus dort stehenbleiben.
    Jim Read hielt das Lenkrad fest umklammert. Der schmale Weg war ziemlich uneben. Die Reifen schmatzten über feuchte Erde, fuhren tiefe Spuren in den Boden und wühlten sich wieder frei. Dreckfontänen schossen nach hinten weg. Von den Rückleuchten war kaum noch etwas zu sehen.
    Read gönnte sich eine Selbstgedrehte. Er verwahrte sie in einer kleinen Blechschachtel auf. Die hatte er von seinem Großvater geerbt.
    Der Lastwagen schwankte wie ein altes Segelschiff bei Windstärke acht. Rechts und links des Fahrzeuges schabten Zweige über das Blech. Die Geräusche hörten sich an, als würden Geisterfinger den Lack wegkratzen.
    In Schlangenlinien wand sich der Weg durch das Moor. Jim Read wunderte sich, daß es hier überhaupt noch eine relativ feste Fahrbahn gab. Normalerweise hätte er mitsamt dem Lastwagen versinken müssen.
    Doch er kam gut voran.
    Hin und wieder dachte er über die Fracht auf der Ladefläche nach. Ein uralter ägyptischer Steingötze lag dort sorgfältig verpackt. Jim hatte ihn aus dem Museum geholt, wo er restauriert werden sollte. Der Coup war ein Kinderspiel gewesen. Jim wunderte sich darüber, daß diese alten Zeugen der Vergangenheit nicht besser bewacht wurden. Aber das war nicht sein Bier.
    Über ihm am Himmel tobten dunkle Wolken aufeinander zu. Der Wind wirbelte sie durcheinander. Es war kälter geworden, und es roch nach Schnee. Für den Januar ganz normal.
    Ungefähr zwei Meilen sollte der Weg durch das Moor lang sein. So hatte man es Jim gesagt. Am Ende des Weges sollte jemand stehen, der ihn abholte.
    Jim war gespannt, ob die andere Seite das Versprechen auch einhielt. Für die zwei Meilen benötigte er gut zwanzig Minuten. Dann, als er sich schon am Ziel glaubte, sah er rechts am Wegrand einen hellen Punkt. Er bewegte sich hin und her, so als würde jemand eine Laterne schwenken.
    »Eigentlich müßte der doch im Moor versinken«, sagte Jim, machte sich aber keine weiteren Gedanken darüber.
    Wenig später schon tauchte eine Gestalt im Licht der Scheinwerfer auf. Sie stand jetzt mitten auf dem Weg und schwang tatsächlich eine Laterne.
    Jim Read stoppte.
    Der Wagen rutschte noch etwas nach und stand. Leise tuckerte der Motor.
    Die Gestalt kam auf den Wagen zu.
    Jim Read erkannte, daß sie dunkle Hosen und einen roten, halblangen fledermausartigen Umhang trug, der bis zur Hüfte reichte und sich bei jedem Schritt hin- und herbewegte wie eine Fahne im Wind.
    Vom Gesicht der Gestalt war nicht viel zuerkennen. Die obere Hälfte wurde von einer ebenfalls roten Halbmaske bedeckt, die nur den Mund und die Kinnpartie freiließ.
    Komischer Vogel, dachte Jim.
    Angst hatte er keine. Er wußte mit seinen Fäusten umzugehen, hatte schon manche Wirtshausschlägerei als Sieger überstanden und war in seiner Jugend in einem Boxverein gewesen.
    Die Gestalt öffnete die Tür. Kälte drang in den Wagen.
    Jim Read beugte sich etwas zur Seite. »Haben Sie das Geld?« fragte er.
    Der Maskierte nickte. In der linken Hand hielt er die Laterne, in der rechten die Banknote.
    »Ist die Ladung in Ordnung?« wurde Jim gefragt.
    »Aber sicher doch.«
    »Gut, dann laß mich einsteigen.« Der Maskierte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher