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Schwule Versuchung

Schwule Versuchung

Titel: Schwule Versuchung
Autoren: Théo alias Hugluhuglu
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1.
     
    Freundschaften entstehen aus dem Moment, und ebenso flüchtig sind sie auch. Manchmal halten sie nur einen Sommer, manchmal bleiben sie ein Leben lang im Gedächtnis eingebrannt. Hinterlassen ein dauerhaftes Brandmal, so wie eine Wunderkerze einen hellen, huschenden Fleck auf der Netzhaut hinterlässt, wenn man sie zu lange angestarrt hat. Ein Fleck, der mit jedem Blinzeln verrutscht, nie zu fassen und doch präsent ist.
    Um mich für einen Monat aus der Welt zu schaffen und mir mit einem Urlaub das Gefühl von Normalität zu geben, schickte mich meine Mutter in dem Sommer, in dem mein Vater zu seiner Freundin nach München zog, in ein Ferienlager, das eigentlich nur für Angehörige von Bundeswehrsoldaten gedacht war. Der Vater eines Mädchens aus meiner Klasse war Offizier, meine Eltern kannten ihn zudem aus dem Kegelclub, und der regelte die Details.
    Bis auf einen Moment, in dem mich ein Junge fragte, in welcher Position denn mein Vater sei, machte ich mir keine Gedanken darüber, ob ich zu Unrecht diese Freizeit am Chiemsee in Bayern in Anspruch nahm. In diesem Moment jedoch wurde mir schwitzend bewusst, dass ich auf diese Frage überhaupt nicht vorbereitet gewesen war. Der schnellen Antwort »Er arbeitet nicht bei der Bundeswehr« und der überraschten Reaktion »Wieso nicht, wie geht das?« folgte ein Moment der totalen Irritation, aus der mich nur ein anderer Junge rettete. Er war so alt wie ich, hatte blondes, kurzes Haar und galt als wenig respektvoll den Betreuern gegenüber.
    »Meine Mutter ist auch kein Offizier, sondern in der Zivilverwaltung«, sagte er fast beiläufig. Ich spürte eine Zentnerlast von meinen Schultern fallen, als das Gespräch in einer anderen Richtung verlief.
    Die vier Wochen Ferienlager auf einem umgebauten Bauernhof waren mein erster Urlaub ohne Eltern. Ohne Eltern, mit Mädchen. Mädchen interessierten mich, aber ich konnte ihnen nicht nähern. Es blieb bei Schwärmereien. Ein blondes Mädchen mit großen Brüsten und einem tollen Hintern fand ich besonders faszinierend. Sie trug eine Brille mit einem dicken, blauen Rahmen und wurde Blaubeere genannt von einem, der dann aufgrund seines Muskelshirts mit dem Bundesadler darauf nur Deutscher gerufen wurde. Blaubeere war sehr hübsch. Manchmal träumte ich von ihr.
    Der blonde Junge, der mich aus der peinlichen Situation gerettet hatte, hieß Stefan, war so alt wie ich, und hielt die Betreuer ständig auf Trab. Nachts schlich er über die Korridore und Treppen zu den Mädchen, ließ sich in den Mädchenduschen beim Spannen erwischen und nervte durch ständige Renitenz. Ich mochte ihn, weil seine Art meiner recht nahe kam. Auch ich hatte es beinahe geschafft, den Betreuer unserer Gruppe dazu zu bewegen, mir eine zu scheuern.
    Jeden Satz, den er eines Abends begann, weil er uns vom bevorstehenden Ausflug zu einer Sommerrodelbahn erzählen wollte, unterbrach ich bereits nach dem ersten Wort. Und wenn er neu ansetzen wollte, fiel ich ihm ins Wort um mich zu entschuldigen. Und wenn er endlich seufzend meine Entschuldigung angenommen hatte, unterbrach ich ihn nach dem dritten Wort wieder, um ihm zu sagen, ich würde ihn jetzt ausreden lassen.
    Aber wenn ich vor einem Mädchen stand, gefror ich innerlich und bekam kein einziges Wort über die Lippen.
    Wir redeten viel über Mädchen in meiner Gruppe. Wer für wen schwärmte. Welches Mädchen die größten Titten hatte. Stefan hatte einen Walkman dabei, mit dem er bei Fahrradtouren seine Musik hörte. Eines Abends reichte er die Kopfhörer an interessierte herum, weil er die Tonspur eines Pornofilms aufgenommen hatte. Manche aus meiner Gruppe, wir waren acht, auf zwei Zimmer mit zwei Etagenbetten verteilt, liefen rot an, oder konnten damit nichts anfangen. Ich hatte meinen ersten Pornofilm ein paar Monate zuvor von Marc bekommen, der ihn wiederum von seinem älteren Bruder kopiert hatte. Das war die Zeit des großen Kopierens von Videofilmen, Ende der achtziger Jahre.
    Es erregte mich, dem Stöhnen der Frauen zuzuhören, dem Keuchen der Männer, den obszönen Worten. Durch die detailreiche Beschreibung der Synchronisation wusste ich genau, was passierte. Stefan hatte mich nicht vorgewarnt, er sagte nur »Hör mal.«
    Innerhalb weniger Sekunden wurde es in meiner Hose eng. Eine Frau und zwei Männer. Erst hörte ich das Schmatzen, dann die Aufforderung der Männer, es schneller zu machen, dann sollte sie sich hinknien, auf den einen legen, dann hockte sich der andere hinter sie und
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