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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe
Autoren: Gordon Merrick
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Bruno Gmünder Taschenbuch BGT 11

    Aus dem Amerikanischen von Hans Eginhard
    Copyright dieser Ausgabe © 1999 by Bruno Gmünder Verlag GmbH,
    Leuschnerdamm 31, 10999 Berlin

    Originaltitel: The Lord Won’t Mind
    Copyright © 1970 by Gordon Merrick

    Coverfoto: Steven Underhill
    Covergestaltung: Rudolf Haas
    Druck: Nørhaven, Viborg, Dänemark

    ISBN 3-86187-311-7

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    » E R KOMMT in einer Woche«, sagte C.  B. und legte den Brief neben ihren Frühstückskaffee.
    »Wahrscheinlich sieht er wahnsinnig gut aus«, sagte ich. Nein, ich nicht. Er sagte es. Er. Ich werde mich mit den Dingen, die ich zu erzählen habe, nicht identifizieren. Wenn ich hin und wieder eingreifen muß, dann tue ich es aus zeitlicher Entfernung, und weil sich inzwischen alles verändert hat. Charlie Mills hat nichts mit mir zu tun.
    »Wahrscheinlich sieht er wahnsinnig gut aus«, neckte Charlie seine unglaubliche Großmutter.
    »Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß mir hübsche junge Männer gefallen.« Sie lächelte verschmitzt, ein verschmitztes Lächeln in einem Gesicht, das trotz ihres vornehmen und ziemlich altmodischen Stils immer schelmisch blieb. Sie stammte nicht aus den zwanziger Jahren, sondern aus der anmutigen Edwardischen Ära. »Du mußt zugeben, ich verlange auch, daß sie etwas Geist haben. Ja, er ist sehr – nein, nicht hübsch –, aber auf seine Art sehr attraktiv. Auf deine Art eigentlich. Ihr seid euch so ähnlich, daß der flüchtige Betrachter euch für Brüder halten könnte.«
    »Willst du damit sagen, ich sei nicht hübsch?« protestierte er mit gespielter Entrüstung.
    »Nicht hübsch, so wie wir es in meiner Zeit genannt hätten. Ich habe nie behauptet, daß du hübsch seist. Aber sehr, sehr attraktiv, mein Liebster.« Wieder das verschmitzte Lächeln und ein kokettes Neigen des Kopfes. Charlie schmolz geradezu vor Entzücken. Sie hob ein Spitzentaschentuch und drehte es einmal in der Luft, als wolle sie die Zukunft beschwören.
    »Wir müssen uns seiner annehmen. Du bist genau das, was er im Augenblick braucht – jemand, zu dem er aufsehen, jemand, der ihn verstehen kann. Er hat zu Hause niemand. Stell dir vor, wie es sein muß, Sohn eines Generals zu sein und nach West Point geschickt zu werden. Das ist ganz verkehrt. Er hat den gleichen Geschmack wie wir. Bücher. Das Theater. Du mußt ihn den Sommer hindurch unter deine Fittiche nehmen.«
    »Aber er ist noch ein halbes Kind.«
    »Pah. Drei oder vier Jahre Altersunterschied. Was ist das schon!« Sie hielt die Hand noch in der Luft, als ob sie alle Fäden der Situation festhielte. Sie gab sogar ihren kleinsten Regungen einen Zug zum Dramatischen. Er bewunderte sie. »In England würde er als fertiger Gentleman gelten. Es gibt Männer, die in seinem Alter schon Karriere machen. Sieh dir die Dichter an.«
    »Das mag für England gelten, aber hier ist es anders.« Er konnte nicht verstehen, daß ältere Menschen die Gewohnheit hatten, drei, vier oder sogar fünf Jahre als unwichtig abzutun. Dabei machte das einen großen Unterschied. Dieser Peter Marshall, oder wie er hieß, konnte höchstens achtzehn sein. Unreif, knöchern und ungelenk, sich für nichts interessierend, nach Schweiß riechend, auch wenn er noch so gut aussah. »Er wird zu keinem meiner Freunde passen. Und für die Mädchen ist er zu jung.«
    »Ich glaube nicht, daß wir uns deswegen Sorgen machen müssen. Ich will ihn für dich hier haben. Ich weiß, du wirst ihn in Schwung bringen, wirst etwas aus ihm machen. Er ist ein Dornröschen. Es bedarf nur eines Kusses, um ihn zu wecken.«
    Charlie warf den Kopf zurück und lachte, um zu verbergen, daß er rot geworden war.
    »Weißt du, C.  B., bringst du nicht alles ein bißchen durcheinander? Da wäre doch ein Mädchen geeigneter.«
    Sie winkte mit ihrem Taschentuch ab. »Sei nicht albern, mein Liebster.« Sie ergriff eine kleine silberne Glocke und schwang sie energisch, als sie sich von Tisch erhoben. Der Scharfsinn ihrer Intuition traf ihn manchmal wie ein Schlag in den Magen, verschlug ihm den Atem, obwohl sie doch in vielem so unschuldig schien. Wie sonst könnte sie die Dinge sagen, die sie sagte. Trotzdem war er froh, daß sie jetzt aufstanden.
    Draußen war es heiß, aber hier in den großen, dunklen Zimmern des alten Sommerhauses, wo jedes Fenster durch eine weiße Markise geschützt war, fühlten sie sich in ihrer eleganten Sommerkleidung frisch und wohlig. Ich erinnere
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