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0539 - Der Alptraum-Schädel

0539 - Der Alptraum-Schädel

Titel: 0539 - Der Alptraum-Schädel
Autoren: Jason Dark
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»Kannst du die Teller wirklich tragen, Mutter?«
    Die alte Frau blieb stehen und schaute ihren Sohn an, der stark schwitzte, weil sein Lokal überfüllt war und die Familie arbeiten mußte wie selten.
    »Natürlich. Ich bin längst nicht so schwach, wie du annimmst. Wie viele willst du haben?«
    »Dreißig.«
    Die alte Frau nickte. »Sie sind schon durchgespült. Keine Sorge. Mit der neuen Maschine läuft alles besser.«
    »Du bist die beste Frau, die ich kenne, Mutter!« Pablo nahm sie in den Arm, die Zeit ließ er sich.
    »Laß das nicht deine Frau hören, sonst schneidet sie dir die Ohren ab. Sie heißt nicht ohne Grund Carmen, und sie ist noch wilder als die aus der Oper.«
    »Auf dich ist sie nicht eifersüchtig.«
    Rosa Grenada stieß ihren Sohn von sich. »Du hast zu arbeiten, ich habe zu arbeiten. Deine Gäste warten.«
    »Ja, Mutter!« Er hauchte ihr noch einen Kuß auf die Wange und ging, um den Getränkekellner zu spielen.
    Die Küche war Rosa Grenadas Reich. Hier herrschte sie unangefochten. Niemand redete ihr hinein, sie bestimmte, was am Mittag und am Abend auf der Speisekarte stand, und sie war es auch, die kochte. Eine Hilfe hatte sie bisher abgelehnt.
    Die Küche lag in einem Anbau. Vom Lokal mußte Rosa einen schmalen Gang durchqueren und eine Tür aufschieben, die sich an der linken Seite befand. Pablo Grenada hatte den Anbau sehr großzügig gehalten. Seine Mutter sollte in der Küche so viel Bewegungsfreiheit haben wie eben möglich. Der Boden war mit blaßrosa Steinplatten ausgelegt worden. Ein großer Gasherd und ein kleiner Elektroofen standen bereit. Am liebsten kochte Rosa auf dem Gasherd. Das Feuer war gleichmäßiger, meinte sie, da brannte auch nichts so leicht an.
    Regale mit Geschirr standen an den Wänden. Ein Schrank mit Vorräten war ebenfalls vorhanden. Daneben befand sich eine schmale Tür, die zu einer Kühlkammer führte, wo auch die gut gefüllten Eisschränke ihre Plätze gefunden hatten.
    Der große, viereckige Holztisch in der Küchenmitte stammte von einem alten Bauernhof. So ein stabiles Möbel wurde heutzutage nicht mehr hergestellt. Der Tisch sollte auch mehr als 100 Jahre alt sein. Durch das Fenster konnte sie auf die Sierra de Cordoba, ein Gebirge, schauen. An diesem Tag war es ziemlich heiß, die Grate verschwammen in der flimmernden Luft.
    Kein ungewöhnlicher Tag, abgesehen von dem Betrieb, der in der Bodega herrschte und ein gutes Geschäft versprach. Dennoch sollte es ein Tag werden, den die Familie Grenada nie vergessen würde.
    Ein Tag, der eine Kette schrecklicher und mysteriöser Ereignisse einleitete.
    Noch tat sich nichts…
    »Dreißig Teller«, murmelte Rosa, »als ob ich eine alte Frau wäre. Der Junge hat Nerven.«
    Jung war Rosa nicht mehr. Sie zählte 69 Lenze, in einigen Wochen hatte sie Geburtstag, aber sie gehörte noch längst nicht zum alten Eisen.
    Auf dem Gasherd kochte eine Suppe. Sie war schon für den Abend vorgesehen, wo sich eine neue Gesellschaft angesagt hatte.
    Es waren befreundete Ehepaare aus Cordoba, die einmal im Monat zum Essen kamen. Sie machten aus den Stunden jeweils ein Fest und luden die Grenadas mit ein.
    Die Suppe bestand aus viel Gemüse, Fleisch und Fisch. Natürlich entsprechend gewürzt, das gab Durst. Rosa verwendete nur Naturgewürze; sie wußte genau, daß vieles andere schädlich war.
    Sie stellte sich an den Herd und rührte um. Mit immer gleichmäßigen Bewegungen schaufelte sie Gemüse, Fleisch und Fisch durcheinander, probierte, verzog die dünnen Lippen und legte die Stirn in Falten. Es fehlte noch etwas.
    Ihre Blicke überflogen das Gewürzbrett, bis sie das Glas mit den roten Pfefferschoten entdeckt hatte.
    Genau die hatte sie gesucht. Sie zog den Korken ab und nahm drei der roten Schoten heraus. Wenn deren Schalen aufgekocht waren, hatte die Suppe genau die richtige Würze bekommen.
    Rosa war zufrieden. Endlich konnte sie sich um die bestellten Teller kümmern.
    Zehn holte sie aus dem Regal hervor, türmte sie auf ihrem angewinkelten linken Arm auf und trug sie in den Gastraum, wo Pablo seiner Mutter die Last abnahm.
    »Ich komme noch zweimal.«
    »Gut. Wie ist die Suppe?«
    »Perfekt, mein Sohn.«
    »Danke.«
    Als Rosa Grenada die Küche wieder betrat, hatte der Raum einen neuen Gast bekommen. Auf einem der beiden Stühle saß Fernando, neun Jahre alt, schwarzgelockt, mit einem T-Shirt und einer schmutzigen Jeans bekleidet und einen Holzknüppel in der Hand.
    »Wo kommst du denn her?« fragte Rosa ihren
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