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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Autoren: V.A.
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Schulter, als Jess zur Seite rollte. Der zweite Polizist trieb ihn mit einem Fußtritt zurück.
    »Wo steckt der andere?«
    Sie verteilten sich und starrten die kahlen Wände an. Einer von ihnen schüttelte den Kopf und starrte den anderen an. Man konnte fast sehen, wie sein Gehirn arbeitete: Wenn von zwei Leuten, die in einem Zimmer waren, nur noch einer in Sicht ist, wie viele stecken dann noch unter dem Teppich?
    »Die Sache gefällt mir nicht, Supe«, sagte der zweite Polizist zu seinem Kollegen. »Wir hätten das Hauptquartier benachrichtigen müssen, anstatt hier auf eigene Faust zu arbeiten.«
    »Wer ihn ohne fremde Hilfe zurückbringt, bekommt Chips für zwanzig Jahre ...«
    Ich trat leise auf die andere Seite der Säule, hinter der ich mich versteckt hatte, und sah jetzt, daß der erste Polizist Jess vom Boden hochgerissen und rückwärts über den Tisch gedrückt hatte. Der kleine Mann blutete aus der Nase, und sein linkes Auge war fast zugeschwollen. Der andere Polizist lehnte unbeteiligt an der Wand und starrte ins Leere; hätte er seine Augen nur eine Kleinigkeit bewegt, hätte er mich sehen müssen. Sein Kamerad kehrte mir zum Glück den Rücken zu.
    »Wir haben reichlich Zeit«, sagte der erste Polizist zu Jess. »Meinetwegen kannst du gleich oder erst in einer Stunde reden. Das ist uns gleich. Wir haben Spaß an unserer Arbeit.«
    Jess murmelte irgend etwas, aber ich achtete nicht weiter auf dieses Gespräch. Statt dessen beobachtete ich die rechte Hand des kleinen Mannes. Sie tastete sich langsam über den Tisch, wo der zweite Polizist sie nicht sehen konnte. Die Finger bewegten sich ganz langsam, als habe Jess reichlich Zeit. Sie zogen die Schublade auf und griffen nach einem schmalen Dolch; als sie die Klinge unter sich spürten, drehten sie die Waffe um, bis der Griff in Reichweite lag. Jess umklammerte den Dolch, hob ihn langsam, setzte die Spitze zwischen zwei Rippen des Polizisten, der über ihn gebeugt stand, und wartete den richtigen Augenblick ab. Dann stieß er plötzlich zu.
    Der Schwarze fuhr zusammen, als habe er etwas Heißes angefaßt. Er wich langsam zurück, ohne Jess gleich loszulassen.
    »He, was soll das?« Der zweite Polizist trat auf die beiden zu, aber dann tauchte ich bereits hinter ihm auf. Ich traf zweimal seinen Nacken, und er ließ seinen Revolver fallen, klappte wie ein Taschenmesser zusammen und blieb so verkrümmt neben seinem Vorgesetzten liegen, wie es jemand tut, dessen Rückgrat gebrochen ist.
    Ich beförderte den Revolver mit einem Tritt in die nächste Ecke. Jess stolperte auf mich zu. Er atmete keuchend.
    »Die beiden waren allein«, erklärte er mir. »Sie wollten die ausgesetzte Belohnung selbst kassieren, anstatt mit anderen teilen zu müssen. Das ist unser Vorteil, Steve. Kein Mensch weiß, daß sie hier waren.« Er verzog sein Gesicht, und ich sah, daß er grinste.
    »Sie sind ein großartiger Schauspieler«, versicherte ich ihm. »Wie sieht Ihre Zugabe aus?«
    »Wir sind ein gutes Team«, meinte er. »Eigentlich schade, wenn wir auseinandergingen, finden Sie nicht auch?«
    Ich trat an die Bar und füllte zwei Gläser. »Einverstanden, Jess«, sagte ich, nachdem wir sie geleert hatten. »Komm, wir stecken die beiden in irgendeinen Schrank. Dann brauchen wir eine Karte von New York City um 1975. Vielleicht fällt mir dabei etwas ein.«
     
    Die Karte auf dem Bildschirm zeigte die östliche Hälfte des Staates New York und ein großes Stück von Jersey und Pennsylvania. Das Straßennetz kam mir ungewöhnlich dicht vor, aber das war eigentlich der größte Unterschied. In der rechten unteren Ecke stand das Datum: 1992.
    »Stärkere Vergrößerung«, verlangte ich, und Jess drehte an seinen Knöpfen, bis die Stadt den ganzen Bildschirm füllte. Ich ließ mir den Stadtteil Jamaica auf Long Island zeigen, und er veränderte die Einstellung, bis schließlich jede Straße und alle größeren Gebäude zu sehen waren.
    »Dort hat es früher eine Bar ›Blue Bull‹ gegeben«, erzählte ich Jess, »in der ich eines Abends eine Dame auf mich habe warten lassen. Ich habe behauptet, ich hätte beim Pokern eine Glückssträhne gehabt und zweitausendzweihundert Dollar gewonnen. Sie wollte daraufhin die Hälfte haben – und nicht mehr böse auf mich sein. Das ist mir ganz recht geschehen, weil ich nicht besser gelogen habe. Aber dies hier war der eigentliche Grund für meine Verspätung.« Ich deutete auf die Stelle. »Meine ehemalige Fabrik. Ich habe dort nachts etwas
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