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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Autoren: V.A.
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sei wirklich wichtig. Dabei wußten wir alle, daß er es nicht war, seine Position erinnerte nur an alte Zeiten, in denen der Mensch die Meere und den unteren Luftraum zu beherrschen versuchte.
    Ich verließ die Bildfläche, schlüpfte in ein dickes Kabel und folgte rasend schnell jeder Windung der Spule – schneller als die größte Achterbahn, lachend. Alles war in bester Ordnung; ich verließ das System wieder und floh in die Ruhe und Dunkelheit des Kyberraumes, wo ich ruhen und die wichtigsten Funktionen des Schiffes nur periodisch überprüfen würde, um meine Kameraden vor etwa auftretenden Schwierigkeiten rechtzeitig zu warnen.
    Das war am zweiten Tag nach dem Start. Eine Million Kilometer lagen bereits hinter uns. Nun kam die zweite Nacht an Bord; mein kybernetisches Bewußtsein schwand und blieb trotzdem in den wichtigsten Funktionen erhalten. Ich schlief und wachte zugleich; mein Verstand ohne Körper ruhte wie vorgesehen.
     
    Nach dem Aufwachen führte ich einige Routinekontrollen durch und stellte fest, daß alles in Ordnung war. Ich versteckte mich in einem günstig angebrachten Niet und beobachtete Amishi, der mit Malherbe sprach. Die beiden schienen sich zu streiten, aber bevor ich mich auf ihre telepathische Wellenlänge einstellen konnte, gingen sie wieder auseinander. Das Gespräch war zu Ende.
    Plasmaflaschen baumelten über meinem Kopf. Wieder eine Million Kilometer zurückgelegt.
    Am vierten Tag schlief ich.
    Und Alexander träumte. Ich erfuhr am nächsten Morgen davon. Sie hatten ein Schild vor meinen Körper gestellt. Jessie, setz dich mit uns in Verbindung. Wir müssen mit dir sprechen. Etwas ist passiert.
    Ich zog mich aus der Abschirmung zurück, nahm den kürzesten Weg durch ein Gewirr von Drähten und fand mich wieder in meinem Kopf ein. Die anderen schalteten den Autopiloten ein, was sie nie hätten tun dürfen, weil Maschinen so unzuverlässig sind, und riefen mich ins Leben zurück.
    »Träume«, sagte Malherbe.
    »Und?«
    »Wir haben sie alle gehabt, seitdem wir die Erde verlassen hatten Vergangene Nacht ist Alexander aufgewacht, aber sein Traum war trotzdem nicht zu Ende. Er hat etwas in seiner Kabine vor sich gesehen!«
    Ich warf Alexander einen fragenden Blick zu. »Was hast du geträumt?«
    »Der Traum war entsetzlich«, sagte er. Obwohl anzunehmen war, daß er zu diesem Zeitpunkt im Delirium gelegen hatte, merkte man ihm deutlich an, wie sehr er unter der bloßen Erinnerung litt.
    »Damit kann ich nichts anfangen.«
    »Es war ein ... ein Ding. Grau, riesengroß und mit eigenartiger Stimme. Mit einer Frauenstimme.«
    »Es hat gesprochen?«
    »Ja.«
    »Was hat es gesagt?«
    Er zuckte zusammen. »Nicht zur Sonne, mein Junge. Nicht zur Sonne.«
    »Das ist lächerlich.«
    »Das hat es gesagt.«
    »Habt ihr das Schiff durchsucht?« erkundigte ich mich.
    »Natürlich sofort«, versicherte Malherbe mir. »Aber wir haben nichts gefunden, was nicht hierher gehörte.«
    »Nerven«, behauptete ich. »Ihr seid einfach durchgedreht. Warum habt ihr mich deshalb zurückgeholt?«
    »Wir wollen dich fragen, ob du auch geträumt hast«, antwortete Malherbe.
    Ich sah mich um und erkannte, daß sie alle Angst hatten. Angst vor dem Unbekannten. Man kann sich nicht vor einem Stern fürchten, zu dessen Herz man vordringen will; er ist zu groß und unpersönlich, deshalb erfindet man etwas anderes, das ein wenig ... menschlicher ist, so daß menschliche Gefühlsregungen verständlich sind.
    »Ich muß zurück an die Arbeit«, knurrte ich. »Ob Träume oder nicht – wir haben noch einen weiten Flug vor uns.«
    Als ich später wieder von meinem Körper befreit war, dachte ich im Kyberraum über das Problem nach. Irgend etwas war tatsächlich nicht in Ordnung. Selbstverständlich hatte der Fall psychologische Hintergründe – wie war es zu erklären, daß alle den gleichen Traum gehabt hatten? – und berührte etwas, das offenbar allen menschlichen Seelen gemeinsam war. Interessant.
    Am achten Tag schlief ich wieder, und als ich erwachte, war die Sonne riesenhaft angewachsen. Sie füllte jetzt fast den Himmel aus – ein Ungeheuer, das uns verschlingen wollte; uns und die Venus und Merkur, die vor uns lagen.
    Am elften Tag schlief ich ebenfalls und dachte dabei an die Sonne. Feurige Kugeln tanzten in meinen Gedanken auf und ab.
    Am nächsten Morgen stand erneut ein Schild vor meinem Körper. Rote Buchstaben und schwarze Linien auf grauem Untergrund: Jessie. Konferenz. Äußerst dringend.
    Wieder die
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