Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
wählte die Stadtpläne im ›Gehirn‹ meines Wagens und stellte auf gut Glück einige Koordinaten ein. Dann schloß ich müde die Augen, lehnte mich zurück und ließ mich in die Höhe tragen ...
     
    »Nein«, sagte sie. »Gott, mein Gott, nein.«
    Er hustete Blut und starrte es an, als es einen dunklen Fleck bildete.
    Sein Bein schien unter den Trümmern begraben zu sein, aber als er genauer hinsah, stellte er fest, daß dies nicht der Fall war. Es lief nur etwas blau an und blutete heftig an der Stelle, wo er die Haut unter der zerfetzten Hose sah. Allmählich wurde er auf, ihr leises Stöhnen aufmerksam, das ab und zu durch ein ersticktes Gurgeln unterbrochen wurde.
    Explosion!
    Nun hörte er auch andere Geräusche um sich herum. Von Zeit zu Zeit krachte der Verputz in großen Platten von der Decke. Das Kreischen weißglühenden Metalls, das allmählich zu roter Glut abkühlte, war für ihn ein Raubtierlaut. Dampf zischte. Er hörte andere in seiner Nähe stöhnen. Sirenengeheul drang durch die Flammenwände.
    »Marie«, flüsterte er, denn er fürchtete sich davor, laut zu sprechen.
    Ein undeutliches Murmeln antwortete ihm; ein Röcheln und Gurgeln. Er richtete sich mühsam auf, und sein Bein schmerzte weniger, als er kniete. Bei der Verletzung handelte es sich offenbar nur um eine leichte Schnittwunde; die Blaufärbung war durch Zementstaub bewirkt worden. Die Szene vor seinen Augen schien aus Dantes Inferno zu stammen. Die Flammen loderten an allen Seiten hoch auf, und er erkannte zwischen den Trümmern des Theaters einzelne Wrackteile eines Kyberschiffes. Der Kybernetiker an Bord hatte seine Fähigkeiten anscheinend überschätzt – oder sie waren durch äußere Umstände überfordert worden, was wahrscheinlicher war – und war nicht imstande gewesen, das Schiff am vorgesehenen Landeplatz aufzusetzen. Statt dessen war es hier, zwei Kilometer vom Raumhafen entfernt, in das Theater gestürzt.
    »Marie«, flüsterte er nochmals. Sein Herz begann wie rasend zu klopfen. Er arbeitete sich durch staubbedeckte Trümmer vorwärts, überwand das letzte Hindernis und sah sie dort liegen ...
    Ihre Augen fehlten.
    Ihr Gesicht war rauchgeschwärzt und mit Blasen bedeckt.
    Und aus den schwarzen Augenhöhlen tropfte langsam Rostwasser ...
    »Mein Gott. Bring mich um. Laß mich nicht so liegen«, rief sie ihm entgegen.
    »Marie«, flüsterte er.
    »Gnade. Barmherzigkeit. Bring mich um!«
    Er hätte sich fast übergeben. Nein, das konnte er nicht! Er konnte sie nicht umbringen! Wären sie doch beide tot!
    Er stolperte davon. Er begann zu rennen. Aber bis zum Ende der Flammenwände hörte er noch ihre Stimme. »Bring mich um! Jessie, Jessie, bitte!«
    Und das Schlimmste war, daß er keine Schmerzen hatte. Sie litt entsetzlich, und er war fast unverletzt entkommen, obwohl er neben ihr gesessen hatte.
    Die Flammen tanzten.
    Jessie! Dieser Aufschrei erschütterte die Welt, und von draußen griffen hilfreiche Hände nach ihm, zogen ihn durch den Feuervorhang, brachten ihn in Sicherheit ...
     
    Ich wachte auf, als schwere Regentropfen gegen die Windschutzscheibe klatschten. Dieses Geräusch erinnerte mich an Felsbrocken, die sich einer Lawine gleich über die steile Flanke eines Berges ins Tal ergießen.
    Das war ein alter Traum gewesen. Fünf Jahre alt. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und warf einen Blick auf die Karte, die langsam vor mir abrollte.
    Sektor drei, Zone zwei-null-zwei. Und während mir diese Tatsache allmählich klar wurde, sank mein Wagen tiefer, wurde am Tor von einem Roboter kontrolliert und schwebte dann durch die Auffahrt zum Haus.
    Wäre ich in besserer Stimmung gewesen, hätte ich vermutlich laut gelacht. Der alte Freud wäre der richtige Mann gewesen, um die Tatsache zu analysieren, daß ich diese Koordination gewählt hatte, obwohl ich mir ursprünglich kein bestimmtes Ziel hatte vornehmen wollen. Diesmal lachte ich jedoch nicht.
    »Komm herein, Jessie«, forderte sie mich auf.
    Sie trug einen Hausanzug aus schwarzer Seide, der in wirkungsvollem Gegensatz zu ihrem schulterlangen blonden Haar stand. Ihre Augen waren blau und klar wie ein Stück Himmel.
    »Gern«, antwortete ich.
    »Soll ich die Dienstboten wegschicken?« Sie war reich genug, um sich von Menschen bedienen zu lassen, anstatt wie alle Welt Roboter als Hauspersonal zu haben.
    »Nein. Morgen beginnt das Training, und ich kasteie mich am besten schon heute.«
    Sie nahm auf der Couch Platz und zog die Beine an. »Du bist also noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher