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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Autoren: V.A.
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Sieg über die Tiefe
    (Sea home)
     
William M. Lee
     
     
    Der Admiral hatte es als ›Landkommando‹ bezeichnet, und Admirale haben fast immer recht – besonders wenn sie mit einem Fregattenkapitän sprechen. Als ich jedoch die vierzigste Runde auf Deck hinter mir hatte, sah ich überall nur offenes Meer. An einem klaren Tag wären die grünen Hügel von Santa Carlotta acht Seemeilen südlich von uns zu erkennen gewesen, aber heute betrug die Sicht im Dunst kaum die Hälfte.
    Das Deck war ein durch Geländer gesicherter Umgang an allen vier Seiten des Bauteils, das wir Unterkunft nannten, weil der Hersteller die Türen mit diesem Wort beschriftet hatte. Unterkunft und Deck bildeten die oberste der insgesamt vier Plattformen des Turms: drei ganz oben und eine dicht über der Wasserlinie. Der sichtbare Teil unseres Turms ragte etwa dreißig Meter hoch aus dem Meer; weitere fünfundneunzig Meter – bei Küstenanlagen wird die Tiefe nicht in Faden angegeben – stellten die Verbindung zum Meeresboden her, wo die sechs Stahlbeine im Fels verankert waren.
    Ich hatte keine Ahnung, was dieses Ungetüm die Steuerzahler gekostet hatte. Natürlich sehr viel, aber selbst diese Summe war nur ein Bruchteil der Gesamtkosten unseres Projekts, das die Errichtung einer kleinen Unterwasserstadt vorsah, falls alles wie geplant verlief.
    Ich beendete die einundvierzigste Runde und wünschte mir, die Pressekonferenz sei bereits vorbei. Bisher waren diese Konferenzen von Presseoffizieren der Marine geleitet worden, die dafür gesorgt hatten, daß jeweils der richtige Admiral oder Kapitän zur See anwesend war. Diesmal hatten wir einiges bewußt verschwiegen, und die Reporter würden über uns herfallen, sobald sie davon erfuhren. Und in dieser Situation sollte ich allein mit ihnen zurechtkommen. Halten Sie sich an Tatsachen, hatte Washington mir befohlen. Nur keine Sensationen!
    Ich verschwand kurz in der Unterkunft, um zu sehen, ob sich unter Wasser etwas Interessantes ereignet hatte. Nichts. Das Kontrollpult leuchtete eintönig und beruhigend grün, die Fernschreiber klapperten nicht. Tim Saybolt und ich hatten vereinbart, die stündlichen Überprüfungen ausfallen zu lassen, bis die Pressekonferenz vorbei war.
    Die Unterkunft bestand vor allem aus dem Kontrollraum, einem Büro und dem Aufenthaltsraum; davon getrennt gab es hier oben zwei kleinere Kabinen, eine Pantry und das WC. Ein Deck tiefer lagen die Unterkünfte und die Messe für sechzehn Mann. Im Augenblick waren wir jedoch nur zu sechst an Bord, und die Stille wirkte oft bedrückend.
    Nach einiger Zeit hörte ich unter mir Stimmen. Das Anlegen der Pinasse war mit ebenso viel Geräusch verbunden, als sei sie ein Zerstörer. Dann kam der Aufzug summend nach oben und setzte Pete Swain und seine Schützlinge im Gang vor dem Aufenthaltsraum ab. Ich ging hinaus, um sie zu begrüßen.
    Si Vogel kam aus Washington; er und George Britt waren von Eglin aus mit einer Maschine der Luftwaffe hierher befördert worden. Ich war froh, daß nur diese beiden gekommen waren. Beide waren schon einmal hier gewesen, als der Turm kurz vor der Fertigstellung stand, und ich erinnerte mich an Vogels sarkastische Art. Jedenfalls kein angenehmer Zeitgenosse. Er ließ sich sofort in den bequemsten Sessel fallen, obwohl Britt, der viel dicker war, ihn hätte bekommen müssen. Swain, mein Erster Offizier, schenkte Kaffee ein.
    »Hmm, Sie haben also einige Fortschritte gemacht«, stellte Vogel fest. »Ist das die fertige Konstruktion?«
    »Ja, soweit es den Turm betrifft«, erklärte ich ihm. »Unter Wasser wird natürlich noch jahrelang weitergebaut. Bisher besteht die Anlage nur aus sechs Einheiten mit einer Rumpfbesatzung.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis diese Information verarbeitet war; dann lief Si Vogels Gesicht dunkelrot an. »Soll das heißen, Commander ... äh, Cheney ..., daß jetzt schon Leute dort unten arbeiten?«
    »Ja, natürlich«, antwortete ich gelassen lächelnd. »Bevor die Unterwasserquartiere wirklich bezogen werden können, müssen noch einige Arbeiten ausgeführt werden. Möbelstücke müssen angeschraubt werden, Lampen sind zu installieren und so weiter.«
    Vogel war mißtrauisch und leicht aggressiv. »Ist das wirklich alles? Warum hat der Gesundheitsdienst der Marine dann für morgen eine Pressemitteilung angekündigt? Warum gerade zu diesem Zeitpunkt?«
    »Der Zeitpunkt ist keineswegs außergewöhnlich«, versicherte ich ihm und versuchte entwaffnend zu lächeln. »Die
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